
Erscheinung auch an der Schleimhaut der Nebenhöhlen der Nase
der Säugethiere, wieder Stirnhöhlen, Kieferhöhlen und in der
Eustachischen Trompete beobachtet. Im Tbränenkanal und
Thränehsack des Kaninchens scheint keine Wimperbewegun" vorzukommen,
dagegen die Schleimhaut der Nase sie zeigt* auch
die Conjunctiva flimmert nicht. Diess ist allerdings gegen Erwartung,
da die Wimperbewegung, wenn sie an der Conjunctiva
oder auch nur an den Thränenkanälchen und im Thranensack
vorkäme, leicht die Aufnahme. der Thränen in die Thränenka-
nälchen erklären würde. Die Nasenhöhle der Fische zeigt auch
die Wimperbewegung sehr deutlich.
5. Geschlechtstheile. Unter den Wirbelthieren kömmt die
Wimperbewegung bloss an den weiblichen Geschlechtstheilen vor,
wie P urkinje und Valentin entdeckt haben. Sie erscheint an
der innern Fläche der Eierleiter, des Uterus und der Scheide
der Säugethiere (nicht bei den jüngeren); sie fehlt seihst niclit
zur Zeit der Schwangerschaft an dem vom Chorion freien Thei-
len des Uterus. Bei den Vögeln und Amphibien ist die Bewegung
auch bis zum Ende der Tuben vorhanden. Ich habe, das
Phänomen selbst sowohl bei Säugethieren, als Vögeln und Amphibien
gesehen. Vielleicht, hat die Wimperbewegung an der
Abdominalmündung der Trompete Antheil an der Aufnahme des
Eies in die Tuba bei den Amphibien; es ist bekanntlich bis jetzt
noch ganz räthselhaft, wie beim Frosch und Salamander die
Eier von dem Ovariurn in die viel höher gelegene Abdominalöffnung
der Tuba gelangen, welche den Eierstock hei diesen
Thieren nicht umfassen kann. Fs wäre indess möglich, dass sich
zu jenem Zweck auch die Schleimhaut des Eierleiters am Abdominalende
ausstülpte und die 'flimmernde Oberfläche dem
Ovarium oder den in die Bauchhöhle fallenden Eiern zukehrte.
Bei den Fischen kommt die Wimperbewegun^ auch
in den weiblichen Geschlechtstheilen vor; nämlich auf der
innern Fläche des aus dem Eierstock ausführenden Eierfeiters
wie beim Karpfen, und sehr deutlich bis zur Geschlechtsmündung.
Bei den Mollusken fand H enle die Flimmerbewegung in den
weiblichen Geschlechtstheilen deutlich, nämlich., im Eierstocke
der Schnecken nach Cuvier, und auf der innern Fläche der
Höhlungen des Eierstocks der Muscheln. Die männlichen
Geschlechtstheile flimmern bei den Wirbelthieren nicht; auch
bei den Wirbellosen ist die Bewegung noch nicht mit
Sicherheit in definitiv männlichen Geschlechtstheilen beobachtet.
6. Harnwerkzeuge. Bei den Wirbelthieren fehlt die Flimmerbewegung
in den Harnwerkzeugen ganz. Dagegen kommt sie
nach P urkinje und V alentin, im sogenannten Saccus calcareus der
Schnecken vor, einem Organ, dessen Ausführungsgang sich neben
dem After mündet, und das man wegen seines harnsauren Inhalts
für die Niere dieser Thiere halten kann. Die Bewegung ist hier
auch von H enle gesehen. Bei den zweisehaligen Muscheln flirnmert
nach P urkinje und Valentin die innere Oberfläche des
neben der Oeffnung der Eiefistöcke ausmündenden BoJANUs’schen
sackförmigen Organes,) welches von Einigen mit der Niere verglichen
wird, das ‘aber vielleicht, auch als Hoden betrachtet werden
könnte, so lange nicht ein' anderes Organ als Hoden der Muscheln
definitiv nacbgewiesen werden kann.
h Man sieht aus dieser Uebersicht, dass die Wimperbewegung
ein allgemeines Phänomen der Thierwelt ist, dass sie aber eine
verschiedene Ausbreitung in deu verschiedenen Classen hat. Am
seltensten ist sie über die'ganze Oberfläche des Körpers verbreitet,
wie bei den Mollusken, Turbellarien und bei dem Embryo
und der ganz jungen Larve der Batrachier. Constant ist sie an
den Geruchswerkzeugen bei Wasser- und Luftathmern und an
den weiblichen Genitalien, meist an den Athemwerkzeugeri, mit
Ausnahme der Fischkiemen und der inneren Kiemen der Froschlarven,
selten im Darmschlauch, wie bei den Mollusken, in der
Speiseröhre und im Munde der Amphibien; sie fehlt in den Harnwerkzeugen
und männlichen Geschlechtstheilen der Wirbelthiere.
Keine einzige Thierclasse ist des Antheils der Wimperbewegung
ganz beraubt. P urkinje und V alentin glaubten es von den Fischen;
aber sie entbehren sie so wenig als andere Classen; bei
den Fischen fehlt sie an den Kiemen, aber sie ist sehr deutlich
an der Schleimhaut der Nasenhöhle und weiblichen Geschlechtstheile.
Die Wimperbewegungen sind auch die Ursache der Bewegung
der Embryonen im Ei jiei mehreren Thieren, ja der freien
Eier (richtiger Embryonen) bei mehreren niederen Thieren, Ra-
diarien und Corallenthieren. Cavolini beobachtete die Bewegung
der Eier der Gorgonien,- T ilesius die der Eier der Milleporen,
Grant die Bewegung derEier der Campanularien, Gorgonien, Ca-
ryophyllien, Spongien und Plumularien. Die aus den Capsein entfernten
Eier bewegen sich, mit dem einen Ende voran. R app fand
die Cilien ebenfalls an den Eiern der Corynem Grant hat auch
die Wimpern an den Embryonen der Gasteropodeu entdeckt,
welche die Ursache ihrer Rotation im Ei sind.
b. P h ä n o m e n e d e r W im p e r b e w e g u n g .
Die Wimperbewegung ; wird bei den meisten Thieren nur
bei starker V-ergrösserung erkannt. Von einer Schleimhaut,
worin sie vorhanden ist, präparirt man ein ganz kleines Stückchen
ab, befeuchtet es ein wenig mit Wasser und bedeckt es
mit einem kleinen Glasplättchen, wodurch das Schleimhautstückchen
ausgebreitet wird und seinen Rand scharf erkennen lässt. Mit
(JenObjeetivliriseh 1. 2. .‘i. der ScHiEK’schen Mikroskope erkennt man
die Wimperbewegung sogleich am Rande. Man sieht anfangs den
Ausdruck einer undulirenden Bewegung und wie die kleinen Partikelchen,
die im Wässer schweben, Schleimkügelchen, am Rande
in bestimmter Richtung vorbeigetrieben werden. Bei stärkerer
Vergrösserung erkennt man zuweilen die Wimpern selbst, jeloch
selten sehr deutlich, wegen der sehr schnellen Bewegung dersel