
Betrachtung der letztem Art vermieden, und dié Aufgabe war
vielmehr auch das Wahrscheinliche nur hinzustellen, wie es sich
aus einer philosophischen Zergliederung der Empirie ergiebt. Da
es mir durchaus unschicklich' erscheint, diese Methode mit einer
andern in unserer Wissenschaft zu verwechseln und aus der einen
in die. andere nach Bedürfniss und Vorliebe überzugehen oder
zu interpoliren, so muss ich mich darauf beschränken, eine spe-
culative Entwickelung jener beiden Alternativen ohne Begünstigungen
des einen und andern einfach in dem Folgenden hinzustellen.
Ich bin einer besonäern Form der Philosophie nicht ausschliesslich
gefolgt, sondern habe jedes der beiden Systeme so dargestellt,
wie es ohne Verwickelung mit den physiologischen That-
sachen und im möglichsten Einklang mit denselben am reinsten
geschehen kann.
B. Gosmo 1 ogische Systeme.
I. Hypothese von den bewegenden, den organischen Körpern
eingebddeten Ideen als Ursache der Orgariisatioii und des Seelenlebens.
In der ganzen Weltordnung sind zwar Ideen des göttlichen
Geistes ausgeführt, aber nur in den organischen Wesen wirken
solche göttliche Ideen, welche ihres Gleichen immer wieder erzeugen,
und den Mechanismus zu den Wirkungen organischer
Körper selbst aus der Materie hervorrufen. Die bewegende Idee
eines organischen Körpers ist daher-ein Ausfluss der Gottheit, der
von der Schöpfung an in ihm und seinen Producten lebt. Diese
Idee ist das Einzige, was in den organischen Körpern Bestand
hat, denn die Materie verlässt sie, und fort und fort wird neue
Materie dieser bewegenden Idee unterworfen. Die Materie selbst
ist ohne ihr einwohnende Seele und Leben. Wicht einmal die
Potenz zu diesen Wirkungen kömmt der Materie an sich zu.
Vielmehr hängen alle Lebens- und Seelenerscheinungen, die in
der von den organischen Körpern verarbeiteten Materie auftreten,
lediglich von der die Organismen beherrschenden Idee ab. Diese
Lehre, welche mythisch im Timaeus des Platos vorgetragen wird,
aber auch die am meisten verbreitete Ansicht vom Verhältniss
des Lebensprincips und der Seele zum Körper ist, kann die bewegende
Idee des Lebens nach dem Tode die Vereinigung mit
dem' Körper aufgeben und die Seele als Ausfluss der Gottheit
dahin gehen lassen, von wo sie bei der Schöpfung der beseelten
Wesen ausgegangen ist. Die Seele ist also an und für
sich der, durch die blossen physikalischen Kräfte thätigen Materie
fremd, nur an sie gebunden, und dieses Band kann sich lösen. Die
verschiedenen Mythen über den Zustand der Seele nach dem Tode,
was die Pythagoraer und was Platon lehrten über das Schicksal der
Geister nach dem Tode, die Ideen der Neuplatoniker und Mystiker
von der möglichen Befreiung der Seele von den Banden der Materie
in diesem Leben selbst, und was davon in das Practische übergegangen
ist, alle diese Lehren sind Variationen einer und derselben cosmo-
Jogischen Grundansicht, und diese ist, dass die Seele dem physischen
Leibe fremd, keine Kraft desselben und überhaupt keine Kraft der
Materie ist, und dass die Seele mit dem Körper in dem organischen
Wesen nur vereinigt ist. Das Interesse des selbstigen Ichs an
seinem persönlichen Fortbestehen leiht diesem Glauben Starke und
Zuversicht, und praetendirt die Fortdauer seiner Person auch
über das Grab hinaus. Da hingegen nur selten Menschen gefunden,
werden, welche sich mit dem Aulgehen der Personhchke.t
ihres Geistes in den allgemeinen Geist befriedigen und mit ich
die Seeligkeit schon jetzt während des Erdenlebens in dem Streben
nach dem Unendlichen und Ewigen finden.
I -Weil aber das Leben und die Seele oder die bewegende Idee
keine latenten Eigenschaften aller Materie sind, so kann die Vermehrung
und Theilung der organischen Wesen, und die gleiche
Theilung der Seelen bei dieser Hypothese nicht von der Aneignung
der Materie durch die Ernährung abgeleitet werden, und
es muss vielmehr die Multiplication der persönlich belebten und
beseelten Wesen durch eine Eigenschaft des lebensprincips und
der Seele erklärt werden, zufolge welcher, allem Verhalten der
Körper fremd und entgegengesetzt, ihre Kraft durch die Tbeiking
ins Unendliche nicht vermindert und geschwächt wird. Eine
Eigenschaft, welche dem Verstand schwierig zu denken ist. Dagegen
ist bei dieser Vorstellung von dem Verhältniss der bewegenden
Ideen zu der Materie,-als Ausflüssen der Gottheit leichter
ein sichtlich, wie die verschiedenen Organismen die Klassen
Ordnungen, Familien, Gattungen, Arten, bei aller Unabhängigkeit
von einander, doch so ganz eine über ihnen un Anfang
Idee aussprechen. Dieser Gedanke ist dureh al e
nen der Gattungen einer Familie so vollständig logisch durchgedacht,
dass die Zoologen aus den Eigenschaften einer Familie
und einiger dazu gehörigen Gattungen oft die Existenz der übrigen
Gattungen und ihre Kennzeichen Voraussagen können. Auch
entspricht >ner Ansicht der actuelle Zustand der Schöpfung
dass nämlich, was aus der Welt der organischen Reiche durch
zufällige Zerstörung aller Individuen einer Art verloren geht, nicht
durch ein allgemeines Naturleben ersetzt werden kann, und die
Uebereinstimmung der ursprünglichen Structur der Keime der
verschiedensten organischen Wesen als Zelle mit Kern, welches
zu beweisen scheint, dass die Ursache der Verschiedenheit der
Classen, Familien, Gattungen und Arten, in dem aus dem Keime
sich bildenden. Thiere oder Pflanze nicht die Structur oder die
chemische Beschaffenheit des Keims, sondern die emgeborne bewegende
° II. PIdaenei hiesits.t ische Ansicht von d,e r T„Vre l, tseel,e und, ihrem tV/1e r-1
hältniss zur Materie. • i j t> •
Die der vorherigen entgegengesetzte Lehre ist, dass das ™ ~
cip des Lehens aller Materie einwohnt und so wenig zu der'
terie hinzugekommen ist, dass es nichts Anderes, als eine J.a
der Materie selbst ist, die sich aber nur unter bestimmten Bedingungen
und in bestimmter Zusammensetzung der Materie und bestimmter
Structur bei dieser und jener Form äusseit. n en or
gallischen Körper kommend findet die Materie die Bedingungen,