
dès Nervensystems verändern, wie die Narcotica. Ein Narcoticum
kann zwar, auf einen Muskel oder Nerven örtlich applicirt, die
Reizbarkeit beider örtlich aufbeben, aber es bewirkt an den
Nerven oder Muskeln applicirt nie Zuckungen. Dieselben Stoffe
bewirken die heftigsten Zuckungen, ryenn sie mit dem Blute auf
das Rückenmark und Gehirn einwirken, und dass die Ursache
dieser Zuckungen in den Centralorganen liegt, sieht man deutlich
beim Durchschneiden der Nerven eines zuckenden Gliedes; der
Tetanus hört in allen Theilen auf, deren Nerven vom Rückenmarke
getrennt sind. Siehe «oben Bd. I. p. 612.
II. Automatische Bewegungen.
Unter den automatischen Bewegungen werden hier alle Bewegungen
verstanden, welche, von Seelenactionen unabhängig, .entweder
anhaltend sind oder in einem regelmässigen Rhythmus Erfolgen,
und welche beide aus gesunden, natürlichen, in den Nerven
oder Centralorganen liegenden Ursachen erfolgen. Die rhythmischen
zerfallen in zwei .Classen, je nachdem das Princip der
rhythmischen Bewegung im N. sympathicus oder in den Centralorganen
des Nervensystems residirt. In den bloss animalischen
Nerven seihst ist die Ursache’ der regelmässigen rhythmischen
Bewegung nie vorhanden.
a. V om N. s ym p a t h i c u s a b h ä n g i g e a u t o m a t i s c h e B ew e g u n g e n .
1. Muskeln mit Querstreifen der primitiven Bündel. Das Herz.
2. Muskeln ohne Querstreifen der primitiven Bündel. Darmcanal,
Uterus, Urinblase.
Die automatischen Bewegungen der ersteren sind rasch, augenblicklich
und schnell auf einander folgend, wie an den animalischen
Muskeln mit Querstreifen. Die automatischen Bewegungen
der Muskeln der zweiten Reihe sind langsam, nie Zückungen,
erreichen nur allmählig ihr Maximum, dauern länger, und
die Perioden der Ruhe sind viel länger. Ob der Unterschied
in der Structur der Muskelfasèrn liegt", oder im Nerveneinflusse,
ist nicht bekannt. Für das ErsterC spricht einigermaässen der
Umstand, dass die Urinblase, obgleich willkührlich beweglich, von
den animalischen willkührlich en Muskeln sich doch dadurch unterscheidet,
dass ihre Bewegungen nicht zuckend, seyn können. Die
Bewegungen der Urinblase werden übrigens nur in sofern hier
unter die automatischen Bewegungen aufgenommen, als ihre Bewegungen
hei voller Blase periodenweise' sich verstärken. Bei
den automatischen Bewegungen des organischen Leibes bemerkt
man durchgängig eine gewisse Folge der Contractionen ; der eine
Theil des Organes zieht sich früher zusammen als .der andere,
und die*' Bewegung schreitet regelmässig in einer gewissen Richtung
fort, worauf ein Periodus vollendet ist. Am Froschherzen
beginnt die Bewegung an den contractilen Hohlvenen, dann folgen
die Vorhöfe, dann der Ventrikel, dann der Bulbus aortae.
Am Darme schreitet die Bewegung wurmförmig von oben nach
unten fort, aber ein Periodus ist noch nicht bis untén abgelaufen,
wenn der nächste beginnt und die Theile wieder in derselben
Ordnung sich zusammenziehen. Die rhythmische Beweöung
beginnt schon an der Speiseröhre, deren unterer Theil, wie Ma-
pendie und auch ich beobachteten, von Zeit zu Zeit sich zusammen
zieht und wieder erweitert. Am Magen ist die Bewegung
verhältnissraässig sehr schwach. Auch am Uterus der Ihiere ist
die Bewegung wurmförnug, wenigstens auf angebrachte Reize,
wie ich bei der Ratte sah. t Die periodischen Bewegungen des
Uterus -werden sonst nur während der Geburt, selten schwacher
und krampfhaft während der Schwangerschaft beobachtet. Wir
ken Reize auf Organe mit automatischen Bewegungen ein, so
bleibt die Folge der Bewegungen in der Regel; nur bet sehr zunehmender
Reizung verändert sich die Folge und es entsteht an-
tiperistaltische Bewegung; die letztere kann aber auch bei gehemmtem
Nerveneinfiüsse unter Hirnzufällen emtrelen. Bei liei-
zun"en der Organe mit automatischen Bewegungen verändert >ic i
auch der Periodus und die Bewegungen verstärken sich; das Herz
schläft bei Reizungen von aussen oder innen stärker und häu-
fioer.0 Machen heftige acute Krankheiten eine starke Impression
auf die Centralorgane, deren -folgen man Fieber nennt, so be-
we"t sich das Herz nicht allein häufiger,, spndern auch der Alo-
duf der Zusammenziehung der Fasern ist verändert, was den 1 u s
hart macht; so lange die Kräfte noch unversehrt sind, ist der t uls
daher hart, stark und häufig.. In dem Maasse, als die Kräfte abnehmen
und die Impression der Krankheit auf die Centralorgane fortdauert,
bleibt der veränderte Schlag des Herzens zwar und. der I uls
daher? hart, aller die Stärke des Herzschlages verliert sich, und
,der Puls wird also schwach,, während die Häufigkeit des Pulses
zunimmt. Ein harter, voller und häufiger Puls ist daher in acuten
Krankheiten das'Zeichen einer heftigen Impression aut die
Centralore,ane, ohne wesentliche Veränderung: der Lebenskräfte;
ein harter, schwacher und häufiger Puls in dein Maasse, als
diese Symptome zunehmenZeichen der zunehmenden .Schwäche
der Kräfte. Bei. ,, vielen tAffectionen ohne Entzündung
wird der Herzschlag seltener, wenn die Functionen d.er Centralorgane,
gehemmt sind, wie in syncoptischen und apoplepti-
schen Zufällen. Die Bewegungen des Darmcanales werden
von äusseren oder inneren Reizungen stärker., schneller,, so
an dem blossgelegten Darme,, oder bei inneren Reizungen
auf die Schleimhaut (Diarrhoe); bei der Spinälirr%tion treten
krampfhafte automatische Bewegungen des Darmcanales, Uterus
ein. Dieselbe!Veränderung wird wenigstens am Darmcanale bei
Reizung dessympathischen Nerven beobachtet, wie ;ich duich
Application von Kali causticum ‘auf das Ganglion coeliacum, des
Kaninchens zeigte. ; ' , _ M •
Mehrere der Organe mit automatischen Bewegungen haben
Spbincteren. Während die Zusammenziehungen dieser Organe
sich periodisch verstärken, sind die Spbincteren beständig geschlossen,
wie der Sphincter vesicae, der Muttermund vor der
Geburt., Indem die periodisch. verstärkten Bewegungen dei
Schläuche zunehmen und ihren Inhalt immer stärker gegen den
Sphincter treiben, wird dieser zuletzt überwunden und ausge-
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