
meisten ist der Grund zum frühzeitigen Ruin von localen Ursachen
gelegt. Aber auch ohne diese gleicht der Organismus im
höhern Alter nach dem Ablauf aller Entwickelungen mehr einem
kunstreichen Mechanismus, als jener Urform des organischen
Ganzen, welche den Mechanismus aus sich erzeugt, und dadurch
seine Schäden auszugleichen befähigt. Daher ist im hohen Alter
meist eine kleine von aussen eindringende Störung imStande, den
Stillstand des Ganzen, wie bei einem Triebwerk, herbeizuführen.
Eine ausführliche Belehrung über die Lebensalter und den Umlauf
des Lebens giebt der dritte Band von Burdach’s Physiologie.
Schlussbemerkungen
über
die E n tw ic k e lu n g sv a ria tio n en d e r th ie r is c h e n und
m en sch lich en L eb en sfo rm en au f d er E rd e .
Nach diesem Abriss der Entwickelungsgeschichte des individuellen
thierischen Lebens führt dieBetrachtung von den individuellen
zu den allgemeinen Formen zurück, denen diese innerhalb der
Gattungen und Arten angehören, und so knüpft der Schluss der
speciellen Physiologie wieder die Betrachtungen an, welche wir
bei der allgemeinen Physiologie in den Prolegomena verliessen.
Die Geschlechter der Thiere und Pflanzen verändern sich während
ihrer Ausbreitung über die Oberfläche der Erde, diese Veränderungen
gehen innerhalb der den Arten und Gattungen vör-
geschriebenen Grenzen vor sich, aber sie pflanzen sich als Typen
der Variation der Arten durch die Generationen der organischen
Wesen fort. Diesen Erscheinungen sollen unsere letzten Betrachtungen
gewidmet seyn.
Es wird hier sogleich von Wichtigkeit, den Begriff von Art
oder Species und von Variation möglichst scharf aüfzufassen. Die
Art ist eine durch die Individuen zunächst repräsentirte Lebensform,
welche mit gewissen unveräusserlichen Characteren in der
Generation wiederkehrt und durch die Generation ähnlicher Individuen
constant wiedererzeugt wird. Der letztere Umstand unterscheidet
die Art von den Bastarden. Dass eine durch Generation
erzeugte Lebensform sich mit einer andern fruchtbar begatten
könne, ist kein blosses Kennzeichen der Lebensform, die
wir Art nennen, und nicht hinreichend, um beide sich fruchtbar
begattende Individuen als zu einer Art gehörend zu betrachten.
Denn auch Individuen aus zwei verschiedenen Arten einer und
derselben Gattung können sich zuweilen fruchtbar begatten, wie
Hund und Wolf, Pferd und Esel u. a., wodurch Bastarde erzeugt
werden. Nur die Lebensform der Gattung, in Arten und
Individuen repräsentirt, lässt keine fruchtbare Vermischung mit
Individuen von Arten einer andern Gattung zu. Aber die Bastarde,
deren Urzeugung schon durch die Abneigung der Individuen verschiedener
Art erschwert wird, sind nicht mehr fähig sich durc
Vermischung mit ihres Gleichen in ihren Characteren zu erhalten.
Vielmehr sind diese Verbindungen entweder ganz unfruchtbar,
oder wenn sie zuweilen fruchtbar sind, wie bei der Vermischung
eines Bastardes mit einer reinen Art, die zur Erzeugung des
Bastarden mitgewirkt hat, so fällt das Product in die Le ens-
form der einen oder andern Art zurück. Constante Wiederer-
zeügung derselben Lebensform durch Begattung mit ihres Gleichen
ist also ein unveräusserliches und nothwendiges Kennzeichen
der Arten. Siehe über die hieher gehörigen Thatsachen
R udolphi Beiträge zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte.
Berlin 1812. P richakd Naturgeschichte des Menschengeschlechts.
Leipz. 1840. 174. R. W agner elend. 439. ,
Die Abarten oder Varietäten sind innerhalb des Begriffs der
Art vorkommende und durch Individuen repräsentirte Lebensformen,
welche sich auch fruchtbar unter sich und mit anderen
Varietäten derselben Art vermischen können. Individuen verschiedener
Gattungen sind keiner fruchtbaren Vermischung fähig,
Individuen verschiedener Arten einer und derselben Gattung sind
es, aber die Producte sind nicht zur Wiedererzeugung ihrer selbst
befähigt, bei den Abarten der Arten findet auch dieses statt. Die
aus der Vermischung zweier Racen entstandene Mittelrace pflanzt
sich durch Vermischung mit ihres Gleichen fort, während die
Vermischung mit schon vorhandenen älteren Racen, die in ihre
Production eingegangen, durch mehrere Generationen zum Character
der bestehenden Racen zurückführt. Hierdurch ist bereits
der Begriff der Varietät, welche, wenn sie perennirend wird,
Race ist, gegeben. Indessen lässt sich derselbe auch noch anderweitig
begrenzen und von der Art unterscheiden. Die Art
ist nicht fähig sich in ihren Geschlechtern den Characteren einer
andern Art zu nähern oder diese selbst zu werden. ^ Gegebene
Variationen von Thieren, die allmählige Uebergänge ihrer Charaktere
zeigen, können nicht als Arten von dem Zoologen auseinander
gehalten werden. Bei der Abart ist es anders. Die ähnlichen
zeugenden Individuen einer Valuation in der Art, einer
bestimmten Race, enthalten als Träger der Art in sich immer
• wieder die entfernte Möglichkeit zur Erzeugung aller anderen
Abarten dieser Art, vorausgesetzt, dass die inneren und äusseren
Bedingungen durch eine grosse Reihe von Generationen
hindurchwirken. Die Arten deT Thiere bieten keine entfernte
Möglichkeit einer Erzeugung der einen aus der andern dar.
Diese müssen vielmehr nach Allem' was jetzt m der Geschichte
der thierischen Welt vor sich geht, einzeln und unabhängig von
einander geschaffen seyn. Zur Erklärung der Variationen einer
einzelnen Art ist hingegen nichts erforderlich als zwei sich paarende
Individuen, die zur selben Art gehören, und der lange
dauernde und durch mehrere oder viele Generationen fortgesetzte
Einfluss äusserer, modificirender, climatischer Einwirkungen. Die
Art ist, wenn sie auch durch zwei ähnliche zeugende Individuen
repräsentirt wird, in sich in sofern productiv, dass sie selbst