
pflegen. Veränderungen des' Geschmacks und eigenthümliche Ge-
schmücke von innerer Veränderung der Nerven sind wahrscheinlich;
aber schwer von denjenigen Geschmäcken iu trennen, die
von objectiven Ursachen ausser der Zunge, nämlich durch Verr
änderungen in dem Mundschleim entstehen.
J^. Abschnitt. Vom Gefühls sinn.
■ Der Gefiühlssinn hat eine viei-grössere Ausdehnung als die übri gen
Sinne; alle Theile, in welchen dieEmpfindung von der Gegenwart
eines Reizes, als einfaches Gefühl bis zu den Modificationen des
Schmerzes und der ;Wollust, und die Empfindungen der Wärme und
Kälte möglich sind, gehören diesem Sinne an. Die äusseren Ursachen,
welche diese Empfindung erregen, sind mechanische chemische,
electrische Einwirkungen und Ternperaturveräriderungen.
Diese Empfindungen dehnen sich aber über das ganze animalische
und organische System aus, obgleich die Schärfe derselben in den
verschiedenen Theilen äusserst verschieden ist. Selbst in d.e Sinnesorgane
anderer Sinne dringt der Gefühlssinn ein,- wo er dann
durch andere Nerven als die specifischen Nerven der Sinnesorgane
bedingt wird, so ist Gefühlsempfindung am Auge, im .Ohr, in der
Nase,.im Geschmacksorgan. Die Nerven der Gefühlsempfindungen
sind die mit Knoten an ihrem Ursprung versehenen hintern Wurzeln
der Nerven des Vertebral- oder Spinalsystems, wozu zum
Theil Gehirnnerven und alle Rückenmarksnferven gehören.' Die
sensoriellen Fäden, aus welchen diese hintern mit einem Knoten
versehenen Wurzeln bestehen, gehen grössten Theüs in die Nerven
des animalischen Systems, zum kleinen Theil in die des organischen
Systems ein, in ersteren die lebhafte, in letzteren die
dunkle und wenig scharfe Gefühlsempfindung bedingend. Das
sogenannte Gemeingefühi ist nichts Eigenthümliches, sondern nur
das Gefühl in den irtnetn Theilen, dessen Modus im krankhaften
Zustande von der Müdigkeit- bis zum Schmerz, und im gesunden
von dem Gefühl des Behagens bis zur Wollust und zum Kitzel
unendlicher Modificationen fähig ist.
A u s b r e i t u n g d e s G e f ü h l s , G e f ü h l s o r g a n e .
Das Tastgefühl ist dem Wesen nach nicht von der Gefühlsempfindung
verschieden, der Unterschied liegt nur in der Beziehung
des mit dem Gefühl versehenen Ofganes zur Aussenwelt.
Jeder durch Gefühl empfindliche Theil, der an der Oberfläche
liegt, hat in so fern Tastgefühl, indem er geeignet ist, die Empfindung
von äussern Körpern angeregt zu erhalten. Hierzu
wird er noch geeigneter, wenn er fein unterscheidet und beweglichist.
Tastwerkzeuge sind dem zu Folge die ganze Haut, besonders
aber die Hände,- die Zunge, die Lippen, namentlich bei den Katzen
und Seehunden, wo sie mit Tasthaaren versehen sind, die einen
empfindlichen und nervenreichen Keim haben, die Nase bei den
mit einem Rüssel versehenen Thieren, die Tentakeln der Mollusken,
die Antennen und Palpen der Insecten, die fingerförmigen
Fortsätze an den Brustflossen der Triglen, deren Nerven sogar
von einer Reihe von eigenen Lappen oder Anschwellürtgen des
Rückenmarks entspringen.
In der Haut ist das zum Tasten ausgebildete Gefühlsorgan,
der Papillarkörper, kleine mit der Loupe zu sehende Unebenheiten
der Oberfläche, welche von dem Rete Malpighii scheidenartig
bedeckt sind und in welchen sich die Nerven endigen. Siehe
Breschet und R oussel de V auzeme Ann. d. sc. nat. 1834. T. I.
p. 167.
Ausführlichere Erörterungen über die Tastwerkzeuge gehören
in die vergleichende Anatomie.
Die mit Gefühl versehenen Theile sind'gewisse Regionen der
Centralorgane des Nervensystems selbst, die Verlebralnerven oder
Nerven des Spinalsystems und die meisten Organe durch diese.
In den Gentralorganen giebt es solche Theile, welche ohne alle
Empfindlichkeit zu seyn scheinen, wie die Oberfläche der Hemiphä-
ren, deren Verletzlichkeit ohne Empfindung in zahlreichen Erfahrungen
bei MensChen und Thieren vorliegt. In Bällen, wo nach
Kopfverletzungen bei bewussten Menschen, theilweise zerstörte
und vorgefallene Theile der Oberfläche des Gehirns von dem
übrigen getrennt werden mussten, ist dieses -ohne alles Gefühl
und Bewusstseyn geschehen.
Andere Theile der Centralorgane hingegen sind lebhafter Empfindungen
fähig. Diese Empfindungen sind aber nicht überall
Gefühlsempfindungen.
Die Centraltheilö. des Gesichtssinnes bewirken gereizt Lichtempfindungen.
Man weiss aus alten Erfahrungen, dass Druck
auf das Gehirn bei Menschen ein Sehen von Lichtern und Blitzen
hervorhrächte. Doch giebt es auch Theile des Gehirns, welche
der gewöhnlichen Gefühlsempfindungen fähig sind. Obgleich manches
Kopfweh nur Gefühl in den Nerven der äussern Bedeckungen
ist, so, ist doch die Möglichkeit der Gefühlsempfindung, z. B.
des Drucks und des Schmerzes auch im Gehirn möglich, wie in
den Erfahrungen von chronischen Gehirnkrankheiten vorliegt, wo
der Kranke ein mehr oder weniger, deutliches Gefühl hatte von
dem Orte einer Veränderung. Siehe Nasse über Geschwülste im
Gehirn p. 26., in Aberorombie über die Krankheiten des Gehirns,
Übersetzt von De B lois. Bonn. 1821.
Im Spinaltheil des Gehirns und im Rückenmark kommen
keine anderen Empfindungen als Gefühlsempfindungen vor. Diese
Empfindungen werden tlieils an dem Orte ihres objectiven Sitzes,
nämlich in .der Mitte dès Rückens., theils aber auch in den äus-
sern_ Theilen, zu welchen die Rückenmarksnerven hingehen, ge-
Tühlt, als Schmerzen, Ameisenlaufen. Die letztem kommen zu