
Diess ergiebt sich bereits aus den 'vorher angeführten That-
sacben, denn die Lichtempfindung im Auge wird erregt:
1. durch Schwingungen oder Ausflüsse , die inan- von ihrer
Wirkung auf das Auge Licht nennt, obgleich sie noch viele andere,
auch chemische Wirkungen hervorbringen, ja «selbst die organischen
Wirkungen der Pflanzen unterhalten.
2. durch mechanische’Einflüsse, wie Stoss, Schlag, «
3. durch die Electrieität.
4: durch chemische Einflüsse wie die ins Blut aufgenommenen
Narcotica, Digitalis u. a. welche subjective Sinneserscheinungen,
Flimmern vor den Augen u. dgl. hervorbringen.
5. durch den Reiz des Blutes in der Congestion.
Die Gehörempfindung im Gehörnerven wird erregt: •
1» durch mechanische Einflüsse, Schwingungen der Körper,
welche durch Medien, die der Fortpflanzung derselben fähig sind,
dem Gehörorgane mitgetheilt werden.
2. durch die Electricitat.
3. durch chemische Einflüsse, die ins Blut aufgenommen werden,
Narcotica (alterantia nervina}
4. durch den Reiz des Blutes.
Die Geruchsempfindung der Geruchsnerven wird erregt: t
1. durch chemische Einflüsse flüchtiger Art, Riechstoffe.
2.. durch die Electricitat.
Die Geschmacksempfindungen werden erregt:
1. durch chemische Einflüsse, die entweder von aussen, oder
vom Blute aus auf die Geschmacksnerven wirken. Hunde sollen
nach Magendie auch die ihnen ins Blut injicirte Milch schmecken
und mit der Zunge zu lecken anfangen.
2. durch die Elektricität.
3. durch mechanische Einflüsse. Hieher gehört der« eckelhafte
Geschmack von Reizung des Gaumensegels, dés Kehldek-
kels und der Zun gen Wurzel.
Die Gefühlsempfindungen der Gefühlsncrven werden erregt:
1. durch mechanische Einflüsse, Schallschwingungen, Berührung
jeder Art.
2. durch chemische Einflüsse.
3. durch die Wärme.
4. durch die Electrieität.
5. durch den Reiz des Blutes.
V. Die Sinnesempfindung ist nicht die •Leitung' einer Qualität
oder eines Zustandes der äusseren Körper zum Beovustsein, sondern
die Leitung einer Qualität,' eines Zustandes eines Sinnesnerven zum
Beivustseia, veranlasst durch eine äussere Ursache, und diese'Qualitäten
sind in den verschiedenen Sinnesnerven verschieden, die Sin-
nesentrgieen.
Die Empfänglichkeit der verschiedenen Sinnesnerven für bestimmte
Einflüsse, wie des Gesichtsnerven für das Licht, des Gehörnerven
für die Schwingungen u. s. w. erklärte mart sich sonst
aus einer specifischeri Reizbarkeit dieser Nerven. Diese reicht
aber offenbar zur Erklärung der Facta nicht hin. Allerdings besitzen
die Sinnesnerven eine specifiscbe Reizbarkeit für gewisse
Einflüsse;: denn manche Reize, die auf ein Sinnesorgan heftig einwirken,
wirken auf ein anderes wenig oder gar nicht, z. B. das
Licht, öder so unendlich schnelle Schwingungen, wie die dés Lichtes
nur auf die Sehnerven und die Gefühlsnerven, langsamere Schwingungen
nur auf den Gehörnerven und die Gefühlsnerven, aber
nicht auf den Gesichtsnerven, die Riechstoffe nur auf den Geruchsnerven
u. s. w. Die äusseren Reize müssen also dem Sinnesorgan
homogen seyri; so i ist das Licht der homogene Reiz des
Sehnerven,. Schwingungen von der geringen Geschwindigkeit,
Welche auf den Gehörnerven wirken, sind jenem heterogen oder
gleichgültig; denn man erhält bei der Berührung des Auges mit einer
schwingenden Stimmgabel nur eine Gefühlsempfindung der
Gönjunctiva, aber keine Lichtempfindung.^ Indessen haben wir gesehen,
dass bestimmte. gleiche Reize in jedem Sinnesorgane verschiedene
Empfindungen hervorrufèn,. Wie die Electrieität; diese
ist allen Sinnesnerven homogen, und doch sind die Empfindungen
in allen verschieden, .Und ebenso ist es mit mehrern andern Reizen,
wie den chemischen .und mechanischen. Die specifische Reizbarkeit
der Sinnesnerven reicht also zur Erklärung der Facta nicht
hin, und wir sind genöthigt, - jedem Sinrtesnerven bestimmte Energieën
im Sinne; des Aristoteles zuzuschreiben, welche seine vitalen
Qüalitäten sind, wie die: Zusammenziehung die vitale Eigenschaft
der Muskel ist. ' Diese Thatsache wurde in der neuern Zeit durch
die Bearbeitung der ’sogenannten subjectiven Sinneserscheinungen
durch. E lliot,: D arwin, R itter, G oethe, P u r k in je , H jort mehr
und mehr erkannt. 1 So; nennt man nämlich jetzt diejenigen Sin—
neserscheinungen, welche nicht durch den gewöhnlichen homogenen
Reiz eines Sinnesnerven, sondern andere ihm gewöhnlich
fremde hervorgebracht werden. Lange haben diese wichtigen Ei -
scheinungen unter dem Namen der Sinnestäuschungen figurirt und
sind unter einem falschen Gesichtspunkte misachtet Worden, dagegen
sie als eigentliche Sinneswahrheiten und Grundphänomene
bei der Zergliederung der Sinne studirt. werden müssen.
: Die Empfin d u n g ; des Tons ist daher die eigenthümliclie Energie'des
Hörnerven, die des Lichts und der Färben die Energie
dés Gesichtsnerven u., s. W. Eine nähere Zergliederung dessen,
was bei einèr Empfindung geschieht, müsste schon auf anderm
Wege zu dieser Wahrheit führen. Die Empfindungen der W ärme
und Kälte z. B, bringen uns die Existenz des imponderahlen Wär-
mestoffs oder eigenthümlicher Schwingungen in der Nähe unserer
Gefühlsnerven in einer Empfindung zur Anschauung. Aber was
die Wärme ist, kann durch etwas, was doch zunächst Zustand der
Gefühlsnerven ist, nicht aufgeklärt und muss durch das Studium
der physikalischen Eigenschaften dieses Agens erkannt werden,
wohin die Gesetze, seiner Verbreitung, Entwickelung aus dem
gebundenen Zustande, seine-Fähigkeit sich zu binden, sein Vermögen
die« Körper auszudehnen u. s. W. gehören. Alles diess« erklärt
aber das Eigentümliche der Wärmeempfindung als Zustandes
der Nerven nicht. Das reine Factum ohne alle Erklärung
ist nur diess, dass die Wärme als Empfindung dann entsteht,
wenn der Wärmestolf auf einen Gcfühlsnerven wirkt, und dass