
ten hierzu und nicht zum Springen eingerichtet. In diesen Erscheinungen
wirkt eine Kraft, die nach der» vorausgegangenen
Definition des Lebensprincips und des Unterschiedes von der Seele
ganz identisch ist mit ersterm,, aber sie verwirklicht nicht selbst
das Thema, sie giebt bloss das Thema der Seele an zur Realisation
ausser dem Körper. Die Zellen der Bienen und die Säulen der
electrischen Organe der Zitterrochen verdanken daher ihren Ursprung
derselben letzten Ursache, aber ihre nächste Ursache ist
verschieden, und im ersten Falle tritt die Seele als Vermittler für
einen Bau ein, der ausser dem Körper des Thiers errichtet werden
soll.
Eine Beschreibung der instinptmässigen Wirkungen der Thiere
liegt ausser dem Plan dieses Werkes und gehört der Naturgeschichte
an, und verweise ich in Hinsicht des Näbern auf K irby
und Spehce Entomologie B. 2. Darwin Zoonomie. Ueber die in-
stinctmässigen Bewegungen siehe oben p. 106.
Eine Wirkung der Lebenskraft auf die Bildung der Vorstellungen
und das Leben der Seele kann also bis zur engsten Verknüpfung
stattfinden, aber es lässt sich weder beweisen noch widerlegen,
dass die erste Ursache von beiderlei Wirkungen eine
und dieselbe sei, Es muss daher auch zweifelhaft bleiben, ob
das alleinige Wirken der Vegetationskraft in den Pflanzen von
dem Mangel der zur Seelenäusserung nöthigen Structur, oder von
der Verschiedenheit der den organischen Wesen eingebornen bewegenden
Ideen herrührt. 1 . '
W i r k u n g d e s G e h i r n s ' b e im S e e l e n l e b e n ^
Die Energie oder der Modus des Seelenlebens im engem
Sinne- ist das Bewusstwerden, Etwass was sich nicht weiter, als
durch das Bewusstwerden an sich selbst aufklären und so wenig
beschreiben lässt, als Ton, Blau, Roth, Bitter. So wie es Eigenschaft
des specifiscben, mit dem Sensorium verknüpften Nerven
ist, empfinden zu können, so ist es die Eigenschaft des Gehirns,
und der näher in der Lehre vom Gehirnleben bezeichneten Organe
desselben, bewusst zu werden. Der Modus des Bewusst-
werdens ist das Vorstellen, Denken und Leiden oder die Leidenschaft.
INichts berechtigt uns im Gehirne besondere Organe
oder Provinzen für diese Tbätigkeiten oder sie als für sich bestehende
Vermögen der Seele anzunehmen. Siehe oben B. I. 3.
Aitfl. p. 854. Sie sind vielmehr nur Arten der Wirkung einer und
derselben Kraft, wie sich im Verfolg der Untersuchung ergeben
wird. Obgleich ferner die Klarheit und Schärfe des Vorstellens,
Denkens und die Tiefe des Leidens durch materielle Veränderungen
des Gehirns verändert werden, und die Integrität des Gehirns
durchaus zum Bewusstwerden nöthig ist, so kann doch das Seelenleben
nicht aus materiellen Veränderungen des Gehirns erklärt
werden, und muss das Leben der Seele vielmehr als eine von räumlichen
Verhältnissen, seinem Wesen nach ganz unabhängige Thä-
tigkeit angesehen werden, auf deren Klarheit und Schärfe nur der
Zustand des Gehirns Einfluss hat. Zum Bewusstwerden von Empfindungen
kömmt die Seele allerdings nur durch die Sinnesnerven
und ihre Wirkung auf das Gehirn, aber das Behalten und Re-
produciren der Vorstellungsbilder von sinnlichen Gegenständen
schliesst jede Idee von einem Fixiren der Ordnungen von Vorstellungen
in Hirntheilchen, z. B. den Ganglienkörperchen der grauen
Substanz aus. Denn die in der Seele angesammelten Vorstellungen
verbinden sich untereinander nach den verschiedensten Prin-
cipien, z. B. der zeitlichen Succession, der Gleichzeitigkeit, der
Aehnlichkeit, des Widerspruchs und die Relationen der Vorstellungen
ändern sich jeden Augenblick. Es ist zwar richtig, dass
nach organischen Veränderungen des Gehirns, zuweilen das Ge-
dächtniss für gewisse Zeitperiöclen, oder für gewisse Arten von
Namen, Hauptwörter, Eigenschaftswörter schwindet. Die erstere
Thatsache wäre indess materiel nur durch die Annahme einer
successiven Fixirung der Erfahrungen der Seele in geschichteten
Theilen zu erklären, woran nicht entfernter Weise gedacht
werden kann. Wollte man ferner im Allgemeinen den Ganglienkörperchen
das Vorstellen und Denken zuschreiben, und das
Erheben' der Vorstellung vom Einzelnen^ zum Allgemeinen, vom
Allgemeinen zum Besonderen einer relativen Steigerung der Action
des peripherischen Theils der Ganglienkörperchen im Verhältnis^
zu ihren Kernen, oder der Kerne im Verhältniss zu den
peripherischen Theilen zuschreiben, wollte man das Verbinden
der Vorstellungen zu einem Gedanken oder Urtheil, welches durch
die Vorstellung von dem Objecte, Prädicate und der Copula
zugleich geschieht, von einer Wechselwirkung der Ganglienkörperchen
und einer Thätigkeit der sie verbindenden Fortsätze als
Copula ableiten, wollte man die Association der Vorstellungen
nach der Zeit ihrer ersten Entstehung und nach der Gleichzeitigkeit
ihrer ersten Entstehung von einer successiven Action verbundener
Ganglienkörperchen oder gleichzeitigen Action mehrerer
Ganglienkörperchen begleiten lassen, so würde man sich nur in
vagen und ganz unbegründeten Hypothesen bewegen.
Man kann daher nur im Allgemeinen vermuthen, dass von
der Intensität der organischen Wirkungen jener Theilchen die
Klarheit und Schärfe unserer Vorstellungen abhängt.
P r im i t i v e V o r s t e l l u n g e n , Ve rs t a n d e s b e g r i f f e.
Die Erfahrung, dass unsere Gedanken mit den Verhältnissen
der Objecte übereinstimmen können, hat die Philosophen von
jeher veranlasst, zu untersuchen, ob diese Uebereinstiinmung in
der sinnlichen Erfahrung, iu dem Zeugniss der Sinne allein ihre
Quelle oder zugleich in einer gewissen praestabilirten Harmonie
zwischen der Welt der Erscheinungen, dem Macrocosmus und
dem denkenden Microcosmus habe und durch gewisse dem Zusammenhänge
der Welterscheinungen und dem Zusammenhänge
der Gedanken gleich, nothwendige Gesetze entstehe. Im erstem
Falle behauptet man: Nihil est in intellectu, quod non erat in
sensu, im zweiten behauptet man die Existenz a priorischer Begriffe,