
. Viele andere hielier gehörige Erscheinungen hat T ourtual
in seiner Schrift üher die Erscheinung des Schattens. Berlin 1830.
erläutert. . -
2. Physiologische Farben durch Contrast.
Betrachtet man einen sehr kleinen matt grauen Papierschniz-
.zel auf einem grossen lichtfarbigen Felde, so erscheint der graue
Papierschnitzel nicht mehr ganz grau, sondern mit einer leichten
farbigen Tinte, welche der Contrast der objectiven Farbe des
Feldes ist. So z. B. erscheint der graue Papierschnitzel leicht
röthlicli auf grünem Felde, dagegen grünlich auf rothem Felde,
mit orangefarbener Nebentinte auf hellblauem Felde, und mit
bläulicher Tinte auf orangenem Felde, gelblich auf hellvioletem
Felde, violet auf hellgelbem Felde. Um diese Erscheinung zu
sehen, ist es nöthig, dass der farbige Grund eine sehr reine helle
viel weiSses Licht zugleich enthaltende Farbe habe. Nicht jedes
farbige Papier taugt dazu. Am deutlichsten ist die Erscheinung,
wenn man, ein farbiges mit dünnem Papier bedecktes Glas
vor ein Lampenlicht hält, und eine Stelle des Glases und
Papiers mit einem Papierschnitzel bedeckt. Der Papierschnitzel
erscheint dann leicht in, der Farbe des Contrastes. Die auf p.
368. befindliche Figur zeigt die Farben,, welche physiologisch Contraste
bilden, die Contraste stehen sieh gegenüber. Die physiologischen
Contraste sind dieselben, welche, wir oben als comple-
mentäre Farben kennen gelernt haben. Die. her-vorgerufene Con-
trastfarbe giebt mit der ursprünglichen zusammen immer die Summe
der drei Haup'tfarben Blau, Roth, Gelb. Die Contrastfarbe zu Gelb
ist z. B. Violet, welches Blau und Roth enthält. Gelb und sein
Contrast sind daher zusammen so viel ajs Gelb, Blau, Roth oder
als alle Farben zugleich. So sind Roth und seih Contrast Grün
(gelb und blau) die Summe aller Hauptfarben, Blau und sein Gegensatz
Orange (gelb und roth) bilden wieder die Summe aller
Hauptfarben.
Da die Contrastfarben rein subjectiv sind, so .folgt aus diesen
Erscheinungen, dass die Farbe des Contrastes als entgegengesetzter
Zustand ip der Retina durch die objective Farbe hervorgerufen
wird, und dass die in der Netzhaut entstehenden Gegensätze durch
Wechselwirkung sich das Gleichgewicht halten. Diese Erscheinungen,
beweisen wieder, dass die Farben physiologisch nur bestimmte
Zustände der Nervenhaut sind, welche sich in verschiedenen
Netzhauttheilen wechselseitig hervorrufen können. Eine
nothwendige Bedingung zur Erscheinung des physiologischen Contrastes
ist relative Ruhe an der Stelle, wo der Contrast hervor-
treten soll, die relative Rühe ist das Grau, und nur Grau zeigt den
Contrast einer objectiven Farbe farbig. Eine .zweite Bedingung
ist, dass die objective Farbe sehr licht sei..
Hieher scheinen auch einige von Smith, BREWSTER'urtd mir
beobachtete .Erscheinungen »zu gehören, worüber in Muele. Archiv
1834. p. 144. 145. belichtet ist.
3. Farbige Schatten.
Das Phänomen der farbigen Schatten gehört in dieselbe Kategorie,
wie die vorhererwäbnten Erscheinungen. Doch sind
nicht alle farbigen Schatten von dieser Art und eine gewisse Classe
derselben hat nur seine Ursache in der farbigen Beleuchtung eines
Schattens, i
a. Objective. farbige Schatten.
Wird der Schatten eines Körpers, der von farblosem oder
farbigem Lichte erregt wird, selbst wieder vpn- einem andern
farbigen, Lichte erhellt, so hat er natürlich einen farbigen Schein.
In der Dämmerung des Himmels lichtes erscheinen die Schatten
der Körper bei Kerzenlicht bläu und gelb, je nachdem der Schatten
vom bläulichen Himmelslicht, oder vom Kerzenlichte beleuchtet
wird. Es entstehen nämlich bei doppelter Beleuchtung zwei
Schatten mit verschiedenen Farben. Der eine Schatten eines
Stäbchens auf Weissem Papier ist unter diesen Umständen, indem
er nicht vom bläulichen Himmelslichte, wohl aber vom Kerzenlichte
beschienen werden kann, gelb, der zweite Schälten ist blau,
weil er vom gelben Kerzenlicht nicht beschienen werden kann,
wohl aber vom bläulichen Himmelslicht beschienen wird. Alle
übrigen Stellen des Papiers zeigen keine vörwaltende Farbe, weil
sie von .beiderlei Licht zugleich beschienen, werden. Die vollkommen
objective Natur dieser Schatten, hat P ohlmann P oggend.
Ann. 37. 319. nachgewiesen.
b. Subjective farbige Schatten.
Lässt man ein farbiges Licht (durch ein farbiges Glas oder
auch durch Reflexion) auf eine, weisse Tafel fallen, und erzeugt
auf der nun farbig erscheinenden Fläche einen Schatten durch
einen aufgestellten schmalen Körper, beleuchtet darauf diesen
Schatte,n mit weissem Tageslichte, so ist der Schatten von der
complementären Farbe der ursprünglichen,
d. h. grün bei ursprünglichem rothem Licht,
roth — — — — grünem Licht,
violet — — — — gelbem Liebt,
gelb — — — •— violetem Liebt,
orange — — — — blauem Licht,
blau — — — -— orangenem Licht.
Die Versuche gelingen auch bei Beleuchtung des Schattens durch
Kerzenlicht. Die Beleuchtung des Schattens durch farbloses Liebt
ist eine nothwendige Bedingung der Erscheinung. Wird im absolut
dunkeln Raum farbiges Licht eingelassen und in diesem
,ein Schatten bewirkt, so ist er wie Grotthuss gezeigt hat, nicht
fiirbig, Es gehört also eine .Mitwirkung des weissen Lichtes zur
Erzeugung des Phänomens, sei es, dass dadurch auf das farbige
Licht eingewirkt, oder dass die schattige Stelle der Retina dadurch
erregt Wird. Einige ältere Erklärungen der Erscheinungen
können völlig übergangen werden. Die Erklärung derselben
kann nur auf einer objectiven Veränderung, gegenseitigen Verände