
Ende des Apparats ins Ohr fest eingesetzt, uud das andere Ohr
durch einen Stopfen von gekautem Papier fest geschlossen, so
konnte die Stärke der Schallleitipig bei grösserer und geringerer
Spannung leicht verglichen werden. Durch eitle ganz kleine Oeffnung
in der Röhre bei d kann man auch noch den Einfluss der Eustachischen
Trompete anbringen, und die Luft im Innern des Rohrs
ins Gleichgewicht mit der äussern Luft setzen. Der Erfolg bleibt
sich indess im Allgemeinen gleich und es ist besser die Oeffnung
weg zu lassen, weil durch dieselbe auch Schallwellen ins Innere
des Rohrs und zum Ohr gelangen können, ohne durch die Membran
durch zu gehen. In allen Fällen wurde der gleiche Erfolg
beobachtet. Die Schallleitung war viel stärker hei schlaffer Membran,
als wenn durch Heben des Stäbchens die Membran gespannt
wurde. Als tönender Körper kann eine Taschenuhr benutzt
werden. Indess jedes Geräusch wird stärker hei schlaffer
Membran gehört, und die Dämpfung nimmt in geradem Verhält-
niss mit der Spannung der Membran zu.
Man kann aber auch sein eigenes Trommelfell stärker spannen
und denselben Einfluss erfahren. Das .Trommelfell kann man
am Cadaver, abgesehen vom Anziehen des Hammers, .auf doppelte
Weise stärker spannen:- 1) wenn die Luft in der Trommelhöhle
von der Eustachischen Trompete aus durch Saugen verdünnt wird,
2) wenn die Luft- der Trommel durch Blasen in die Trompete
verdichtet wxird. Im ersten Fall wird das Trommelfell von aussen
nach innen gedrückt, im zweiten Fall von innen nach aussen gedrückt,
ohne dass im letzten Falle der Stiel des Hammers nach-
giebt, so dass die Mitte des Trommelfells auch bei der Ausweichung
nach aussen ihre Stelle behauptet.
Reide Arten der Spannung des Trommelfells kann man auch
leicht am lebenden Körper, an sich seihst bewirken, entweder,
indem man bei zugehaltener Nase und Mund stark und'anhaltend
ausathmet, oder indem man unter denselben Umständen stark und
anhaltend die Rrust durch die Inspirationsbewegung ausdehnt. Im
ersten Falle wird die verdichtete Luft mit einem Gezisch in die
Trommelhöhle getrieben, augenblicklich hört man schlecht. Dieselbe
Schwerhörigkeit tritt ein bei der Spannung des Trommelfells
nach innen durch Einathmen Die letztere Thatsache ist von
W ollaston {Phil. Transact. 1S20.) zuerst beobachtet. Da im letztem
Falle die Schwerhörigkeit auch nach dem Oeffnen des Mundes noch
fortdauert, indem wegen Collapsus der Wände der Trompete durch
das vorhergehende Einathmen, das Gleichgewicht nicht eintreten
kann, so hat man auch Gelegenheit zu bemerken, dass auch die eigene
Stimme hei stärkerer Spannung des Trommelfells schwächer gehört
wird. Habe ich die stärkere Spannung des Trommelfells durch Verdichtung
der Luft der Trommelhöhle bewirkt, so tritt ■ bei der Wiedereröffnung
des Mundes oder der Nase gewöhnlich schnell wieder
das Gleichgewicht der Luft der Trommel und der äussern
Luft ein, und das Gehör stellt sich gewöhnlich sogleich her. Nur
zuweilen erfolgt die Herstellung erst allmäh] ig Habe ich hingegen
die Spannung des Trommelfells durch Verdünnung der
Luft der Trommel bewirkt, so dauert die Schwerhörigkeit gewohnlich
sehr lange an, und während der ganzen Zeit fühle ich
sehr deutlich eine Spannung im Trommelfell. In beiden Fällen
kann ich die Schwerhörigkeit und fühlbare Spannung des Trommelfells,
wenn sie nicht von selbst bei Oeffnung des Mundes vergehen,
durch eine eigene Bewegung im Ohr wieder verschwinden
machen, von der ich hernach beweisen werde, dass es eine will-
kührliche Bewegung des Müsculus tensor tympani ist. Wahrscheinlich
geschieht die Herstellung oder Wiederöffnung der zusammen
liegenden Wände -der Eustachischen Trompete durch
leichte Compression der Luft der Trommelhöhle, vermöge der
Anziehung des Trommelfelles durch den Musculus tensor tympani.
Wer diese Bewegung des Tensor tympani nicht machen kann,
kann die, auf die angezeigte Weise hervorgebrachte Schwerhörigkeit
leicht durch die entgegengesetzte Ursache aufheben. War
die Schwerhörigkeit durch Auswärtstreiben des Trommelfells hervorgebracht,
so athme man bei zugehaltener Nase und Mund gewaltsam
ein, und umgekehrt im umgekehrten Falle.
Wird die äussere Luft oder die Atmosphäre stark verdichtet,
ohne dass die Luft der Trommelhöhle wegen Aneinanderliegen der
Wände der Trompete sogleich ins Gleichgewicht mit der äussern
Luft tritt, so.wird natürlich das Trommelfell nach einwärts getrieben
und gespannt, und dann Schwerhörigkeit eintreten. -So muss man
meines Erachtens dié räthselhafte Beobachtung von Colladoh in
der Taucherglocke erklären, wo er die Stimme seiner Gefährten,
sowohl ais seine eigene Stimme nur schwach hörte. Aus schlechter
Schallleitung der verdichteten äussern Luft, wie Einige den Erfolg
erklärt haben, lässt sich jene Thatsache nicht einsehen. Denn
verdichtete Luft leitet den Schall besser.
Die Schwerhörigkeit, welche durch grössere Spannung des
Trommelfells eintritt, ist keine ganz allgemeine für die hohen und
tiefen Töne zugleich. W ollaston hat vielmehr beobachtet, dass
Wenn er die Spannung des Trommelfells durch Verdünnung der
Luft' der Trommelhöhle verstärkte, er nur taub für die tiefen
Töne wurde. Schlug er einen Tisch mit der Spitze seines Fingers
an, so gab das Brett einen dumpfen tiefen Ton, schlug .er
ihn mit dem Nagel an, so entstand ein höherer durchdringender
Ton. Bei der Verdünnung der Luft in der Trommelhöhle hörte
er nur den letztem Ton, nicht den tiefen. Das dumpfe, tiefe
Gerassel eines Wagens wurde bei der Luftverdünnung und Spannung
des Trommelfells nicht mehr wahrgenommen, aber das Geklirr
der Ketten und andern Eisenwerkes am Wagen wurde auch
dann sehr, scharf gehört. Diese Versuche sind vollkommen richtig
und ich glaube, dass sie jeder an sich wird bestätigen können,
der sich hinreichend übt. Es ist übrigens zu bemerken, dass die
Spannung des Trommelfells durch Luftverdichtung ganz denselben
Erfolg hervorbringt. Das dumpfe Dröhnen beim Fahren der Wagen
über eine Brücke oder der Kanonen in der Nähe meiner Wohnung,
der Schlag ferner Trommeln verschwinden bei der Spannung des
Trommelfells auf die eine oder andere Weise augenblicklich, aber
das Trippeln der Pferde auf dem Steinpflaster, das feinere Ge-
knarr der Wagen, das Knistern an Papier höre ich sehr scharf