
das vorzüglichste Leder liefern. Das Meerschweinchen, Cavia
aperea, in seinem Vaterlande grau, hat sich, nach Europa verpflanzt,
zu einer roth, schwarz und weissfleckigen Varietät ausgebildet.
Auch die Höhe über dem Meer hat unabhängig von den
Breitegraden auf die Formen der Thiere Einfluss, jNach Stukm erreicht
das Schwein in tiefer Gegend den grössten Umfang des Körpers,
wird lang und hochseitig, aber kurzbeiniger, wie das ostfriesische.
Je höher es hinaufsteigt, desto mehr wird der Körper kleiner,
gedrungener, der Kopf weniger spitz und lang, der Hals kürzer,
dicker, das Hintertheil abgerundet. Aber auch die Nahrung mo-
dificirt die Gestalt und Vegetation. Darum bergen die holländischen,
ostfriesischen, holsteinischen ;Niederungen ein an Grösse
und Milchreichthum ausgezeichnetes Rindvieh, während dasselbe
auf dem nackten Island in beiden Beziehungen verliert.
Aus dem Zusammenfluss verschiedener, sowohl innerer als
äusserer, im einzelnen nicht nachweissbarer Bedingungen sind die
gegenwärtigen Racen der Thiere hervorgegangen, von welchen
sich die auffallendsten Formen bei denjenigen Thieren zeigen,
welche der ausgedehntesten Verbreitung auf der Erde fähig sind.
Ausser den Veränderungen der ganzen Gestalt sind die Haut, die
Hautbekleidung, das Gehörn, die Fettentwickelung, der Sitz der
auffallendsten Veränderungen, sei es dass die Ohren sich verlängern
und hängend werden, wie bei dem kirgisischen Schaaf und
einigen Hunden, oder das Gehörn fehlt, wie bei dem englicben
Schaaf, oder sich durch seine Spiralen auszeichnet, wie bei dem
ungarischen Schaaf, oder dass sich das Fett zu einem Rückenhöcker
anhäuft, wie bei dem kleinen Zeburind, oder dass es
sich am Schwänze ansammelt, wie bei dem Schaaf Tibets und der
Bueharei, oder dass die Haare sich locken, wie bei dem Pudel,
oder zur dichtesten Wolle sich kräuseln, wie bei den Merinos.
Bei den Menschen wiederholen sich Verlängerungen der Haut,
Verschiedenheiten der Bekleidung, locale Anhäufung des Fettes,
wie die Verlängerung der Nymphen und ihrer Commissuren bei
den Hottentoltinnen und Buschmänninnen, das bald schlichte,
reiche oder sparsame, bald lockige, bald wollig gekräuselte Haar,
die Fettanhäufung an dem Hintern und Kreuz der Hottentottinnen
und Buschmänninnen,
Die durch klimatische Einflüsse erzeugten Varietäten sind
selten so tief eingebildet, dass sie nicht wieder allmälig vergeben
beim Wechsel des Klima’s und vielleicht schon in eine andere
klimatische Variation übergehen. So hat sich die Wolle der
Merinos, welche die Engländer auf einige Südseeinseln verpflanzten,
schon sehr bald in schlichtes Haar verwandelt. Ebenso geht
diese Wolle in Peru und Chili in Kurzem in schlichte, steife
Haare über. Sturm a. a. O. p. 42. 50. Ein deutscher Gärtner
in Neapel liess wiederholt Samen von Weisskraut aus Deutschland
kommen, um dort den noch unbekannten Kopfkohl anzuziehen,
es gelang aber nicht und er bekam entweder bloss Blattkohl oder
er verwandelte sich in Blumenkohl. Ebend. 48. Nach Stubm
soll die nackte Gerste, Hordeum coeleste, am Rheine nicht selten
in gemeine Gerste ausarten.
Es giebt indessen auch Beispiele, dass die durch klimatische
Einflüsse erzeugten typischen Varietäten sich nach der Yerptlan-
zung erhalten, wenn sie durch eine bloss gleichartige Vermischung
begünstigt worden, davon liefern die Menschenracen die auffallendsten
Beispiele. , ,
Die Menschenracen gehören dem allgemeinen Regritt der
Race an, es sind Formen einer einzigen Art, welche sich fruchtbar
paaren und durch die Zeugung fortpflanzen, nicht Arten eines
Genus; wären sie das letztere, so würden ihre Bastarde unter
sich unfruchtbar seyn. Auch hier ist, wie bei allen Racen, die
Aberration aller Racenverschiedenbeiten von einer Form abzulei-
ten und bedingt theils durch Yariation der Producte der zeugenden
Individuen und lange fortgesetzte gleichartige Vermischungen,
und theils durch die klimatischeu äusseren Einflüsse,
mögen nun die Menschen zuerst an verschiedenen Orten der Erde
zugleich aufgetreten seyn oder sich von einem Ort über die Erde
verbreitet haben. Allerdings gehören einige äusserste Formen
der Menschenracen zu denjenigen Variationen, welche gegenwärtig
nicht mehr in ganzer Reinheit von selbst entstehen, weder
durch innere Ursachen, noch durch klimatische, und welche ihre
Charactere in keinem Climu ablegeu, vielmehr bei einer gleichartigen
Vermischung rein fortpflanzen. Denn die Neger bleiben
in den gemässigten und kälteren Climaten schwarz und behalten
alle Charaktere der Neger, erzeugen auch unter sich in anderen
Climaten nur ihres Gleichen, und die Europäer bleiben ausser einiger
Dunkelung der Hautfarbe in den heissen Climaten Europäer ,
unter gleichen Rreitegraden erhalten daher Neger, Europäer und
kupferfarbene Amerikaner ihre Formtypen und ihre Farben, und
auf manchen Inseln Australiens giebt es rein sich erhaltende braune
malaische und schwarze negerartige Menschen. Indessen sind selbst
diese Raceneigenthümlichkeiten keine absoluten, zu welchen der
Variationstrieb nicht auch in anderen Racen in einzelnen Fällen
hinnei«te oder klimatische Einflüsse Annäherungen darbieten.
Denn die wollartige Kräuselung des Haares kömmt auch bei den
Europäern zuweilen vor, und fast so stark wie bei den Negern.
Ihre Gesichts- und Schädelform findet sich in einzelnen Fällen
unter den Europäern wieder, bei welchen man nach W eber ausser
der ovalen herrschenden Schädelform noch die langgezogene und
viereckige Form des Schädels als sporadische Hinneigungen zum
Neger- und Mongolentypus unterscheiden kann. V orlik hat über
die Verschiedenheiten des Beckens in verschiedenen Racen viel
Licht verbreitet. Es ist zuweilen von dem Typus der Europäer
sehr abweichend, am meisten bei den Negern und den Rusch-
männern, wo es sich durch dié verticale Stellung der Darmbeine
und andere Verhältnisse der tliierisched Form am meisten nähert.
Indessen giebt es auch hier Aberrationen von dem Racen-
typus. Nach W ebers Untersuchungen finden sich bei den verschiedenen
Menschenracen auch Beispiele von einer Beckenform
mit ovalem, rundem, vierseitigem, keilförmigem Beckeneingang.
In der Negerrace giebt es manche Aberrationen von dem Typus,
wie die schwarzbraune Farbe der Hottentotten und Buschmänner