
Len. Oft ist der .Effect der Bewegung zahlloser Bewegungsorgane
so gross, dass man die Beobachtung beeilen muss; wenn das ganze
Schlei-mLautstiickchen nicht unter - dem Sehfelde -vorbeipassiren
soll. Den Einfluss der Wimperbewegung: auf , die Forttreibung
der die Wände berührenden Flüssigkeiten! und kleinen Körperchen
kann man auch sehr gut an aufgestreutem feinen Pulver
erkennen. An den Kiemen der Salamänderlärven und Muscheln
ist die Bewegung; so stark, dass abgesehnittene kleine Theilehen
derselben im Wasser selbst regelmässig herumgetrieben werden.
Durch die gleichförmige Richtung dér Bewegung der Wimpern
entstehen nun an den Schleimhäuten regelmässige Strömungen,
die an dén meisten Theilen bereits1 durch S harpey’s, P urkin-
je’s und -Valentin’s Bemühungen bekannt , sind. Die Strömungen
des Wassers,' welche auf diese Art . an den Kiemen der Muscheln
und Salamanderlarven und am Körper der, jungen Froschlarveu
hervorgebracht werden, sind schon am ersten Bande p. 298.
beschrieben worden. Die Direction der Strömung war in P ur-
kihje’s . und V alentin’s Beobachtungen bei einer Henne in der
Luftröhre von aussen nach innen, im Eierleiter .von innen
nach aussen; dass der Samen durch die Wimperbewegung zum
Ei gelange, lässt sich-daher mehr vermuthen als erweisen. \Shar-
pey bestimmte die Strömung auf der untern Muschel des: Kaninchens;
sie war von hinten nach vorn gegen die Wasenöffnung,
in der Kieferhöhle schien die Direction der Strömung nach der
Oeffnung derselben zu gehen. In der Mundhöhle der Batrachier
geht die Strömung von vorn nach hinten, sowohl an der ober»
als untern Fläche gfegen den Oesophagus. An. der Gäümenseite
der Wasengaumenöffnung einer Eidechse wurden die Partikelchen
an der innern-Seite in die Oeffnung, an der äussern Seite aus
der Oeffnung geführt. Bei der Kröte hat S harrey die Direction
so abgebildet, als'wenn die Strömungen .sowohl an der äussern als
innern Seite der Wasengaumenöffnung bloss aus Mer Nase in den
Mund 'stattfinden.
O r g a n e d e r W im p e r b e w e g n n g .
Was die Organe der Wimperbewegung betrifft, so sind sie
nach P urkinje’s und V alentin’s Untersuchungen feine durchsichtige
Fäden und haben eine Länge von 0,000075— 000908 par.
Zoll. Ihre Basis ist meist stärker als ihr Ende, so, sah ich sie
auch meist an Schleimhäuten. An den Kiemen einer Sabella
verwandten neuen Gattung der Anneliden aus der Ostsee sah
ich sie mehr kolbig. Die Form der Wimpern ist überaus schwer
zu bestimmen, ihr Daseyn ziemlich leicht zu sehen. Ich habe sie
bei Anodonten, an den Kiemen jener Annelidey im Munde der
Frösche, Eierleiter der Kaninchen und Frösche, Fische, in der
Lüftröre der Vögel und Säugethiere sehr deutlich gesehen,
und kann mir nicht erklären, warum L. Chr. T reviranus sie
nicht hat findén können. Die Oberfläche der'Häute, in welchen
Wimperbewegungen Vorkommen, zeigte sich nach P urkinje
und Valentin aus mikroskopischen geraden parallelen Fasern zusammengesetzt,
die durch Bindestoff vereinigt waren. Doch fand
sich eine §olcbe Schicht von Fasern auch in'der nicht vibriren-
den Schleimhaut des Leerdarms der Schildkröte. Verstehen wir
die Verfasser recht, so sind diese1 Fasern auf der Ebene der
Schleimhaut senkrecht oder aufrecht stehende Cylinderchen. Dergleichen
mikroskopische- Cylinderchen finden sich nach Henle’s
Beobachtung sehr häufig und fast in der Regel in der Galle des
Menschen und häufig auch bei den Thieren. Sie liegen meist
zu kleinen Schichten zusammen, so dass man an der einen Seite
des Häufchens diei Enden derselben in einer Ebene sieht. Diese
Cylinderchen: in der- Galle haben nach Henle 0,0171 engl. Lin.
Länge und 0,0031 Breit»; sie sind viel grösser als die Cilien der
Schleimhäute, undsollten in den vibrirenden Schleimhäuten die Wimpern
auf diesen Cylinderchen stehen, so müssten viele von einem
Cylinder getragen werden. Henle hat auch einmal dergleichen
Körperchen in der Harnblase angetroffen, und es ist mehr als
wahrscheinlich, dass es die Theile* sind, welche P urkinje und
V alentin meinen. Henle hat bei der Auster abgelöste Cilien untersucht,
und sie so gebildet gesehen, dass auf dem Ende eines
kleinen Gylinders ein oder mehrere Wimperhaare aufsassen. Einigemal'wurde
in dem Basaltheile gegen die Stelle, wo die Wimper
damit in Verbindung stand, ein Kügelchen beobachtet. --Gruit-
huisen -hat die Wimpern der Planarien auch im abgelösten Zustandebeobachtet,
und gesehen, dass sie, wo die Tbiere zerfliessen,
sich noch bevtegen. Am genauesten sind die .Wimpern von den
Infusorien durch E hrenberg?s Untersuchungen bekannt. Er sah
bei den -grossen Gattungen Stylonyehia und Kerona die Basis jedes
wirbelnden Härchens zwiebelförmig, und hat sich überzeugt,
dass eine geringe - schwankende Drehung der Zwiebel auf ihrem
Stützpunkte grössere kreisförmige Schwingungen der Spitze der
Härchen veranlasst, wodurch jedes dieser Härchen bei der Bewegung
eine Conische Fläche beschreibt, deren Spitze die Zwiebel
istj Bei den Magenthierchen sah E hrenberg die Wimpern
oft über den ganzen Körper verbreitet, zuweilen fehlen sie, zuweilen
ist nur der- Mund damit umstellt. Wenn der ganze Körper
behaartr erscheint, fand sie E iirenberg sehr regelmässig vertheilt;
sie 'stehen nämlich in deutlichen Reihen, die gewöhnlich
eine Längsrichtung, oft aber auch eine Querrichtung haben. Solche
reihenweise sVertheilung haben auch P urkinje und Valentin
einigemal beobachtet,, und sie wird auch aus der von P urkinje
und V alentin beobachteten wellenförmigen Bewegung der Wim-
perreihen wahrscheinlich. E hrenberg vermuthet kléine Längen- und
Quermuskeln,; : Die Räderorgane der Räderthiere sind nach E h-
renberg’s Beobachtungen nicht wesentlich von den Wimperorganen
verschieden.. 1 Hydatina senta hat 17 Räderorgane im Kreise,
jedes besteht aus 6öWimpern, die; auf einem rundlichen Muskel
aufsitzen. Diese Muskeln sind von Scheiden umgeben und durch
2 Bänderfasieikel an 2 Stellen der Körperhülle befestigt. Abhandlungen
der Academie zu Berlin 1830. Das Rädercrgan dieser
Thiere zerfällt daher in mehrere von einander abgeschlossene
Räderorgane,: fes -bringt auch die Täuschung der Radbewegung