
Entfernung der Seeundären Linien ist etwas weniger als halb so
gross als die Breite der primitiven Bündel der Insecten. 5 grössere
Querstreifen hatten zusammen eine Distanz von 0,010, die
Distanz zweier ist also 0,002 Engl. Lin. Meist waren die secundä-
ren Querlinien gerade, zuweilen ein vvenig schief oder gebogen;
immer aber an grossen Strecken der Bündelchen parallel. An
den primitiven Bündelchen der in Weingeist aufbewahrten Muskeln
sieht man deutlich, dass das primitive Bündel an den Querlinien
eingeschnürt, zwischen den Querlinien bauchig ist;; die Einschnürung
und der bauchige Theil sehen bei verschiedener Beleuchtung
dunkel oder hell aus. Zuweilen ist die Einschnürung
hell, der Bauch dunkler, zuweilen, bei kleiner Veränderung der
Sehweite, umgekehrt. Der helle Theil an der Querlinie' der Einschnürung
betrug 0,0007 Engl. Lin., der dunkle des Bauches
0,0013. Diese Einschnürungen rühren keinesweges von einer
blossen Runzelung der Scheide der primitiven Bündelchen her.
Denn man kann deutlich die' Scheide der primitiven Bündelchen
am Rande als hellen Saum unterscheiden, und dieser helle Saum
ist es nicht allein, der die Einschnürungen zeigt; man sieht oft
sehr deutlich, dass die Muskelsubstanz des Bündelchens, die aus
dem Fascikel primitiver Fibern mit primitiven Querstreifen besteht,
eben so eingeschnürt als die Scheide ist. Da nun die
Muskelfasern der Insecten mit denen der höheren Thiere durch
die Form ihrer Fasern und die primitive^ Querlinien übereinstimmen,
so ist die Erscheinung der seeundären Querlinien an
den ersteren von Wichtigkeit für die Erklärung der Zusammenziehung
der Muskeln, und da die seeundären Querstreifen au
einzelnen Stellen fehlen, während sie an andern vorhanden sind,
so wird es dadurch noch wahrscheinlicher, dass sie ein Ausdruck
der Zusämmenziehung der primitiven Bündel sind. Diese Art
der Zusammenziehung würde sich von der zickzackförmigen Zusammenziehung
der grössern'Bündel darin unterscheiden, dass das
Bündelchen keine abwechselnden Biegungen macht, sondern dass
die primitiven Fasern zwischen zwei seeundären Querlinien
aus' einander weichen, und dadurch die Erweiterung des bauchigen
Theiles bilden. Natürlich kann ein Bündel von Fasern
auf doppelte Art sich verkürzen: 1) durch abwechselnde
Biegungen des ganzen Bündels, wobei die Fasern in den Biegungen
parallel bleiben, ' und diess findet bei der sichtbaren Verkürzung
der grossem Bündel statt,1 und 2) durch bauschförmiges
Auseinanderweichen der Fasern des Bündels zwischen aliquoten
Quertheilungen des Bündels. Diese Art der Zusammenziehung
kommt sehr wahrscheinlich neben der erstem an den
Muskeln der Iiisecten vor, und vielleicht auch an denen der höheren
Thiere. *
3. Es ist möglich, dass die Muskelfasern der zweiten Classe
an dem organischen Theile des Leibes sich auf die erste und die
zweite Art zugleich zusammenziehen; an den Muskelfasern des
animalischen Systems mit varicösen Anschwellungen ist indess
noch eine dritte Art der Contraction in noch kleineren Theil-
chen möglich, nämlich durch Annäherung der Anschwellungen
und Verkürzung der dünneren Stellen zwischen den Varicosita-
ten der Primitivfasern. Dass eine solche Zusammenziehung stattfinde,
lässt sich weder behaupten noch widerlegen. Da die Va-
ricositäten in der ganzen zweiten Classe der Muskeln fehlen, so
würde jede Theorie der Muskelcontraction fehlerhaft seyn, welche
von diesen Anschwellungen der Primitivfasern allein ausgeht.
Indess kann diese Annäherung der Kügelchen sehr gut neben
den übrigen Zusammenziehungen, welche sich in den seeundären
und primitiven Bündeln zeigen, in den animalischen Muskeln
Vorkommen; und es ist sogar aüs einigen Gründen wahrscheinlich,
dass sie wirklich hier stattfindet. Dafür spricht nämlich
der Umstand, dass die Varicositäten selbst zur bauschformigen
Contraction aliquoter Theile der Bündelchen eben»so wenig als
zur zickzackförmigen Zusammenziehung der Bündel nöthig sind;
indem auf jede Biegung eine ganze Reihe von Varicositäten kommen;
zweitens spricht dafür der positive Grund, dass die Varicositäten
der Fasern und die primitiven Querlinien der Bündelchen
des animalischen Systems nach S ghwann’s Untersuchungen an
neben einander liegenden Bündelchen nicht immer gleich weit von
einander entfernt sind. Weiter lässt sich diese Hypothese nicht
führen. Wenn aber eine solche. Annäherung der Varicositäten
stattfinden sollte, so könnte sie auf zweierlei Art denkbar stattfinden,
entweder durch Anziehung der Anschwellungen oder Kügelchen
gegen einander, wenn letztere ganz solid sindy oder durclx
Vergrösserung der Kügelchen durch Anhäufung eines Fluidums
in den Varicositäten, auf Kosten der verbindenden Zwischenstellen,
wenn nämlich die Primitivfasern Her Muskeln hohl seyn
und ein Fluidum enthalten sollten. Hierüber mehr zu sagen ist
überflüssig und gefährlich, da man sich von der Basis der Facta
entfernen müsste. Es ist bei dem jetzigen auch noch -so vollkommenen
Zustande der Instrumente und vielleicht niemals möglich zu
entscheiden, ob diese so unendlich zarten Faden, wie die /primitiven
Müskelfasern sind, solid oder hohl sind, und die Vorstellungen
und kühnen .Hypothesen der Alten hierüber hier zu wiederholen,
kann nicht die Aufgabe diesesWerks, sondern der Geschichte
der physiologischen ^Hypothesen seyn. Haller elem. lib. S. 3'.
Rigor mortis. Nysten a. a. .0 . Guentz der Leichnam des
Menschen. Leipz. 1827. Burdach Physiologie. Bd. 3. N icolat,
Rust’s Magazin. 34. 2. A. G. Sommer diss. de signis mortem hominis
absolutam indicantibus. Pars 2. Havniae 1833. 8. Die Tod-
tenstarre, Rigör mortis, ist eine nach dem Tode durch die Muskeln
bewirkte Steifigkeit der Glieder, welche zu einer gewissen
Zeit eintritt und aufhört. Sie beginnt .gewöhnlich nach S ommer
am Halse und" Unterkiefer, geht dann auf die oberen Extremitäten
von oben nach abwärts, dann auf die unteren Extremitäten
über; seltener beginntfsie in den unteren Extremitäten, oder in
beiden zugleich. Sommer fand in 200 Fällen nur einmal die
Ausnahme, dass der Rigor nicht am Halse begann. Die Muskeln
fühlen sich im Rigor, Beuger sowohl als Strecker, fester und
dichter an. Nach Sommer findet beim Rigor sogar eine leise Bewegung
statt. Sommer fand die Behauptung von Nysten unrich