
C. E i n f a c h e Ä u g e n d e r I n s e c t e n , ’ S p i n n e n , C r u s ' t a c é e n 'u'iid
M o l l u s k e n mit>c><sllcctivre n d i ö p t r i s c h e n Me dien..
(J. M ueller Physiologie des Gesichtssinnes 315. Anh. d. sc. nat.
X V I I 232. und Ann. d. sc. nat. XXII. M eckel’s Archiv."'1829.
38. 208.) .
a. Einfache linsenhältige Augen, " ,
i.. Spinnen. Die Augen der Spinnen sind nach dem Princip
der Augen des Menschen, und der Wirbelfhiere gebaut.• Hinter
der Cornea befindet, sich eine kugelrunde Linse und hinter dieser
ein Glaskörper. Die schwarze Choroidea bildet um die Linse einen
.'schwarzen Ring. Meistens besitzen die Spinnen mehrere
■von diesen Äugen, der Scorpion z.’ B. hat 2- auf der Oberfläche
des Kopfes, und 6 kleinere am vordem Rande ries Kopfes,
bei Scorpiörteter (mus. entomol. Berol.) vom Cap und bei Sc. occi-
tanus fand ich! sogar 10 Augen am vordem Rande des Kopfes.
2. Crustaceen^ Bei den Crustaceen sind die Augen mit col-
lectiven dioptrischen Medien oder Linsen selten; wo sie Vorkommen,
sind sie den musivisch zusammengesetzten Augen als'Nebenorgane
beigegeben. Man nennt sie hier zur Unterscheidung von
den zusammengesetzten Augen, gewöhnlich einfache < Äugen.
So hat Limnlus polyphemus ausser den zusammengesetzten Augen
2 einfache.
3. Bei den Insecten erscheinen die einfachen linsenhaltigen
Augen entweder allein, oder in Verbindung mit den musivisch
zusammengesetzten. Im erstem Falle befinden sich'mehrere Ap-
tera, wie die Scolopender, welche 4 Augen auf jeder Seite des
Kopfes haben, ferner dié Poduren; und parasitischen Aptera. Einfache
Augen ohnei zusammengesetzte haben auch die Larven der
Raubkäfer, 2 bei den Cicindelen und Aristen, 12 (6 jederseits) bei
den Larven der Wasserkäfer Dytiscus. Die Larvern der Hymenopteren
sind meist blind, dié Biénenlarven haben 2 einfache Äugen. Die
Larven der Schmetterlinge sind in der Regel mit mehreren einfachen
Augen auf jeder Seite versehen. 2—3 einfache Augen mit Linsen neben'musivisch
zusammengesetzten Augen haben einige Insecten im
vollkommenen Zustande, wie die Orthopteren, die Hemipteren, Neu-
ropteren, Hymenopteren, die Abend-und Nachtschmetterlinge: iNach
meinen Untersuchungen haben die einfachen Augen dieser Thiere
denselben Bau-, wie bei den Spinnen. Sie enthalten sicher eine runde
Linse dicht hinter der convexen Hornhaut, und vielleicht eine dem
Glaskörper zu vergleichende Substanz. Zuweilen sind diese Augen
quer1 länglich, wie eines dep Augen der Seolopendra morsitans.
und 2 von den im kreisstehenden Äugen, jeder Kopfseite der Larven
von Dytiscus inarginalis; in diesem Falle ist auch die Linse in
die Quere langgezögen. ,
Die Bestimmung der einfachen Augen der Insecten ist wahrscheinlich
das Sehen nur der nächsten Objecte. Diess lässt sich
theils aus ihrem vorzugsweisen Vorkommen bei den Larven und
flügellosen Insecten entnehmen, theils folgt es ans mehreren Beobachtungen,
die ich über die Lage der einfachen Augen angestellt
habe. Bei der Gattung Empusa kann das mittlere, untere
Auge beim Gehen des Thiers, wegen der Verlängerung des Kopfes
nur die allernächsten Dinge sehen. Bei Locusta cornuta liegt
eben dasselbe unter der Verlängerung des Kopfes. Ebenso, bei
der Gattung Truxalis. Bei Gryllus vittatus Fahr. liegt das dritte
einfache Auge unten über dem Helm, ebenso bei den meisten
Gryllen mit. conischem Kopfe, z. B. bei Gryllus serrulatus, G.
crenatus. Bei Gryllus lithoxylon Klug liegt das mittlere, einfache
Auge ganz in einer Rinne zwischen den, Antennen veiborgen, so.
dass der Gesichtskreis desselben sehr nahe und klein seyn muss.
Bei Acheta monstrosa stehen die einfachen Augen kaum bemerkbar
an den Wurzelstücken der Antennen, fast in der Einlenkung
derselben mit dem Kopfe. Wie denn überhaupt bei der gesenkten
Stellung des Kopfes, die einfachen Augen der Orthopteren
mehr nach abwärts und also gegen den Boden,, auf welchem die
Thiere laufen, gerichtet werden. Bei den meisten Hymenopteren
liefen dagegen die Augen mehr nach hinten, so bei Malaxis, Cim-
bex, Tenthredo, Leucopsis, Sirex, Ichneumon, Chrysis, Lasius u.
A. So viel glaube ich aus Vorhergehendem schliessen zu können,
dass die einfachen Augen der Insecten mehr für das myopische Sehen
berechnet sind. Zwischen den einfachen Augen und zusammengesetzten
besteht ein ähnliches Verhältniss, wie zwischen den Palpen
und Antennen. Die Antennen und zusammengesetzten Augen
fehlen auch den Larven.
4. Mollusken. Aelinlich gebaute Sehwerkzeuge, wie die einfachen
Augen der Spinnen und Insecten kommen auch vielen Mollusken
zu, namentlich der ganzen Ordnung der Gasteropoden.
Sie enthalten auch eine Linse und mehr oder weniger deutliche
Spuren des Glaskörpers. Siehe J. M ueller Ann d. sc. nat.
XXII. Diese Organe erscheinen dem blossen Auge als schwarze
Puncte, sie stehen entweder an der Extremität der Fühlhörner,
oder in der Mitte derselben nach aussen auf einem Absätze, oder
an der Basis derselben. Bei Helix stellen sie am Ende der grossen
Fühlhörner etwas zur Seite. Sie sind im Allgemeinen wie
das Auge der höheren Thiere gebaut, haben eine becherförmige
Choroidea, welche vorn einen Gürtel bildet, eine Linse und'einen
Glaskörper, wie schon Swammerdam wusste. Murex Tritonis besitzt
wenigstens in seinem Auge den einen der brechenden Körper,
einen grossen rundlichen, durchsichtigen Körper. Der Sehnerve
der Schnecken wurde früher miskannt,- man hatte dafür den grossen
Nerven des Fühlhorns genommen, aber dieser Nerve ist der
Gefühlsnerve des Tentakels; der Sehnerve ist sehr viel feiner, erscheint
als Ast desselben, lässt sich aber rückwärts gegen das Gehirn
isoliren. Das Gesichtsorgan der Schnecken scheint nur auf die
grösste Nähe berechnet zu seyn. Denn Helix pomatia weicht keinem
vorgebaltenen Gegenstände aus, wenn er nicht bis auf zwei
bis 3 Linien dem Fühlhorn genähert wird.
Die Augen der Cephalopoden unter den Mollusken enthalten
alle wesentlichen Theile des Sehorganes der höheren Thiere, selbst
Iris und Corpus ciliare.
JMuller’s Physiologie. 2r Bei. II. 21