
erläutern das einseitige Tönen. Z. B. beide Platten waren so gestimmt,
dass sie zwei um eine Octave verschiedene Töne für, sich
gaben. Wurde die eine durch das Anspruchsrohr, auf dem sie
gespannt war, während auf der andern Seite der Spalte eine feste
Platte aufgelegt wurde, angeblasen, so gab sie d. Wurde die feste
Platte weggenommen, so dass die um eine Differenz von einer
Octave verschieden gespannten Platten die Spalte begrenzten, so
war der Ton gleichfalls, wie wenn die eine. Membran fest wäre, d,
und dieser Ton konnte durch starkes Blasen bis dis, e, ƒ hinaufgetrieben
werden. War der unmittelbar ohne Rohr durch einen
feinen Luftstrom angegebene Ton des tiefer gespannten Bandes
e , der des höher gespannten h, so dass beide um eine Quinte
auseinander lagen, so war der Tori, der entstand, wenn das höher
gespannte Band durch eine aufgedrückte Pappplatte gedämpft
wurde, durch das Anspruchsrohr g; wurde die Platte weggenommen,
so dass beide Bänder die Spalte begrenzten, so war
der Grundton durch das Rohr auch g. Gab die eine Lamelle
a gegen eine feste Platte, die andere stärker gespannte
Lamelle dis, so erhielt ich beim ganz leisen Anblasen der
Röhre a, also den Grundton der tiefer gestimmten Platte. Im
letztem Fall musste die höher gestimmte Lamelle mehr passiv
seyn, und nicht bestimmend auf die Schwingungen der
tiefer (gestimmten einwirken. Zuweilen scheint wirklich eine
gegenseitige Einwirkung der Schwingungen aufeinander stattzufinden.
C a g n ia r d l a T o u r hat schon bei einem ähnlichen Versuch
diess Resultat erhalten, nämlich dass sich die Schwingungen
der beiden verschieden gestimmten Platten' einander accom-
modiren. Waren sie z. B. um das Intervall einer Quinte verschieden
gestimmt, so war der Ton die dazwischen liegende
Terz. M a g e n d ie , Physiologie, übers, p. H e u s in g e r . Eisenach 4834.
I. p. 246. Ich kann diess Resultat nicht in Zweifel ziehen;,
ich muss aber auf eine Quelle von Irrthum hei dergleichen-
Versuchen aufmerksam machen. Oefter glaubt man eine Ac-
commodation wahrzunehmen, wo sie doch eigentlich nicht vorhanden
ist. Z. B. bei einem von mir angestellten Versuch waren
beide Blätter um eine Octave verschieden gespannt; das.
Instrument gab angesprochen h, das höher gespannte gab gegen
eine ihm gegenüber liegende feste Platte ƒ über h. Hier schien
also eine Accommodation stattgefunden zu haben, und das allein
ƒ gebende Blatt schien mit dem eine Octave tiefer gestimmten
Blatte h zu geben. Aber die Accommodation war hier nur scheinbar.
Denn wenn ich die tiefer gestimmte Lamelle zurüekaog
und eine feste Platte von Pappe so gegen die höher gestimmte
Lamelle stellte, dass die beiden Ränder nicht mehr ganz gegenüber
lagen, sondern die feste Platte etwas vor der elastischen
Lamelle vorragte, so gab diese allein angesprochen nicht mehr
ƒ, sondern h, wie sie gegeben hatte, als die Spalte von zwei LaT
mellen begrenzt war. Die feste Platte hatte hiebei ganz dieselbe
Stellung, welche die tiefer gestimmte Platte beim Blasen
erhält, wenn sie ungleich die Spalte begrenzt. Diese wird nämlich
beim Blasen etwas vorgetrieben und schwingt nur schwach.
Die Regel ist diese: diejenige Lamelle tönt, welche bei
dem jedesmaligen Anspruch des Blasens am leichtesten in
Schwingung versetzt werden kann, und ist der Anspruch der
Bewegung beider Lamellen angemessen, so können sogar beide
schwingen und sich zu einem einfachen Ton accommodiren; sie
können aber auch verschiedene Töne, oder der Anspruch,
wenn er sich verändert, hidtereinander beide Töne hervorbringen.
Die metallischen Zungen der Mundharmonica accommodiren
sich, wenn sie zusammen von derselben Windlade des Mundes
angesprochen werden, nicht.
Die elastischen Häute können übrigens mit ihren Rändern
auch übereinander gelegt werden. Auch dann entstehen beim
Blasen reine Töne.
Sehr kann man die Töne modificiren durch Dämpfen des
schwingenden Blattes ari verschiedenen Stellen mit dem Finger.
Diese Versuche wurden an den Kautschuckhäutchen angestellt, die
über das Ende eines Cylinders gespannt waren. Berührte ich den
äussern Umfang eines der Blätter mit dem Finger, so nahm die
Höhe des Tons etwas zu, und brachte ich den Druck des Fingers
mehr und mehr noch gegen die Spalte hin an, so nahm die
Höhe der durch Anblasen erzeugten Töne immer mehr zu.
Die memhranösen Zungen unterscheiden sich von den metallischen
in Hinsicht der Tonveränderung bei stärkerm Anspruch.
Ein longitudinal schwingender R'örper, wie eine Luftsäule, hebt
seinen Ton etwas bei Verstärkung des Anblasens, ein transversalschwingender
Körper tönt etwas tieier bei grossen Excursionen,
wie die Saiten und die metallischen Zungenblätter.. \V. W e b e r
in P o g g e n d . Znn. XIV. 402. ' Daher wird der Ton eines Zun—
genstücks mit metallischer Zunge etwas tiefer bei starkem Anblasen.
(Diess Verhalten der metallischen Zungen hat vielleicht
seinen Grund darin, dass bei schwachem Anspruch die metallene
Zunge an der Basis nicht mitschwingt.) Die membranösen Zungen
verhalten ■ sich indess hiebei nicht anderen transversal schwingenden
Körpern, z. B. Saiten, gleich. Denn bei stärkerm Blasen
erhebt sich jedesmal der Ton, wie ich constant höre. (Mir
scheint jedoch auch der Ton einer Mnndharmonica mit metallischer
zarter Zunge beim sehr starken Blasen sich etwas zu heben,
und der Ton der ganz zarten Zunge einer Kinderschalmei
geht, mag man das Stück, worin sie steckt, allein anhlasen
oder die ganze Röhre anhlasen, bei successiv stärkerm Blasen
durch .den ganzen Umfang von Octaven ohne Intervalle durch.
b. Paukenfellartig gespannte Zungen.
Zwei über das Ende einer Röhre nach mehreren Richtungen,
nicht nach zwei Seiten allein gespannte Membranen, die eine
Spalte zwischen sich haben, gehören schon zur Analogie der Pau-
kenfelle; ebenso eine über das.Ende einer Röhre allseitig gespannte
einfache Membran mit mittlerer runder Oeffnung zum
Durchgang der Luft. Zungen der letztgenannten Art sprechen