
mentliclv an den Gesichtsmuskeln, wenn wir sie in einer depri-
mirenden oder gemischten Leidenschaft bewegen wollen; diese
Muskeln zittern dann und auch die, Muskeln des Stimmorganes
Lehen, und die versuchte Sprache wird hebend. : _ _ •>»
Der sensibelste, Leiter leidenschaftlicher Zustande ist der N.
facialis; es ist der physiognomisclie Nerve, und sein Umfang
nimmt schon hei den Säugethieren in dem _ Maasse ab, als die
Gesichtszüge an beweglichem Ausdrupk verlieren. Bei den Vögeln
hat er keinen Einfluss mehr auf den Ausdruck des Gesichtes;
nur seine in den Zungenbeinmuskeln und ipi Hautmuskel pes
Halses sich verbreitenden Zweige sind noch übrig, und die Strau-
bune der Haut,des Halses oder bei. einigen Vögeln der Ohnedem
ist der einzige Ausdruck, wodurch er noch, leidenschaftliche
Zustande darstellt. Ausser dem N. facialis werden die respiratorischen
Nerven, sowohl die inneren, wie die Kehlkopfnerven und
der Zwerchfellnerve, als die äusseren, der Brust- und Bauchmuskeln,
in den Leidenschaften leicht afficirt. Bei stärkeren Geipuths-
bewegungen verbreitet sich jedoch die Wirkung auf alle Rücken-
marksrierven bis zur unvollkommenen Lähmung und zuni Zittern.
Der so äusserst verschiedene Ausdruck der Gesichtszüge in
den verschiedenen Leidenschaften zeigt, dass je nach di:r Arf der
Seelenzustände ganz, verschiedene, Gruppen der Fiisern des N. facialis
in Thätigkeit oder Abspannung gesetzt werden. Die Grunde
dieser Erscheinung,, dieser Beziehung der Gesichtsmuskeln zu
besondern Leidenschaften sind gänzlich unbekannt. TJeber die
mimischen Bewegungen siehe H tjschke mimices et physiognomices
fragnr.ent. physiol. Jen: ,1821.,.,..,
C. Willkührliche Bewegungen. ;
Zur Erregung der wilikührlichen Bewegung, sind nur die
animalischen Nerven, die Gehirn- und Rückenmarksnerven fällig.
Die Geschichte der Rückenmarksv.erletzungen zeigt, dass die
Spinalnerven bloss dadurch der wilikührlichen Bestimmung fähig
sind, dass die Fasern der Rückenmarksnerven in dem Ruckenmarke
aufwärts steigen und in der Quelle aller wilikührlichen Bewegungen,
der Medulla oblongata, dem Willensemflusse ausgesetzt
werden. Anderseits., beweist sowohl ,der Ursprung der meisten
Hirnnerven von der Medulla oblongata und die Möglichkeit, die
von anderen Ilirntheilen entspringenden motorischen Hirnnerven bis
zur Medulla oblongata künstlich zu verfolgen, so wie die Geschichte
der Hirnverletzungen, dass auch die Thätigkeit der motorischen
Hirnnerven den Impuls zu wilikührlichen Bewegungen
von der Medulla oblongata erhält. Siehe oben Bd. L 842.«
Man kann, sich vorstellen, dass in diesem Hirnthcile die, Fasern
aller motorischen Hirnnerven und Rückenmarksnerven ,ex-
plicirt werden. Der Wille setzt diese Faserursprünge, wie die
Tasten eines Claviers, in Thätigkeit. Zur wilikührlichen Bewegung
gehört nur die Erregung einer Strömung oder einer, Qs-
cillation in den Ursprüngen einer gewissen Summe von fasern
der Medulla oblongata. Alles Uebrige ist blosser Mechanismus.
Der Wille kann nicht bis durch den ganzen Verlauf der Nervenfasern
fortwirken; diese vollführen von selbst die motorische
Aktion bis in die entferntesten Theile. Eine gespannte Saite, ein
plastischer Faden gerathen in ihrer ganzen Länge in Bewegung, sobald
sie in irgend einem Theile ihrer Länge angesprochen werden.
Ebenso ist es mit den Nervenfasern; das in ihnen wirksame Pnn-
rin hat eine solche Tension, dass die geringste Oscillation des
Nervenprincips, in irgend einem Theile der Länge einer Faser
crre°t die ganze Faser auf der Stelle in Thätigkeit setzt, und
die Bewegung des Muskels am peripherischen oder Muskelende
der Faser erfolgt. Also nur die Ursprünge der Gehirn- und
Rückenmarksnerven werden von dem -Willensemflusse selbst in
Thätickeit gesetzt. Alles Uebrige ist blosser Mechanismus der motorischen
Nervenwirkung. Bei der Zergliederung der wulkuhr 1-
Ieben Bewegung könnte es also bloss darauf ankommen, zu erkla-
| ren wie es kömmt, dass bei der wilikührlichen Bestimmung in
der’Medulla oblongata die Ursprünge der Nervenfasern in Action
I eerathen; W'ie es kömmt, dass augenblicklich hier Strömungen
« öder Oscillationen entstehen. Die Lösung dieser Aufgabe ist bei
i dem jetzigen Zustande der Wissenschaft und vielleicht immer
unmöglich.0 Das Einzige, was wir thun können, ist, die Thatsa-
che in dör grössten Einfachheit hinzustellen.
Man könnte sich vorstellen, da'is die willkührliche Bewegung
von der Intensität einer im Sensorkim bewusst gewordenen Vorstellung
vom Zwecke und der Nothwendigkeit ihrer unmittelbaren
Ausführung abhänge. Jedesmal, wenn diese Vorstellung ein
Maximum der Intensität erreicht hätte, würde dann die zur Erreichung
des Zweckes nöthige Bewegung', eintreten. Diese Ansicht
widerlegt sich leicht; denn dann müsste die Bewegung mit
beschleunigter Geschwindigkeit wachsen , wie-die Intensität jener
Vorstellung zunähme. Man könnte sich ferner vorstelien, die
willkührliche Bewegung erfolge jedesmal d a n nw en n das Senso-
rium von der Vorstellung ihrer unmittelbaren Noth wendigkeit zur
Erreichung eines Zwecks ganz eingenommen und wenn diese
Vorstellung ivon keiner andern neutralisirt ist; sie erfolge, wenn
iim-Sensorium nichts, als der einzige Gedanke von der unmittelbaren
Nothwendigkeit derselben, und durchaus kein Zweites oder
Drittes vorhanden ist. Wenn ich sage, ich will jetzt diess oder
jenes thun, und ich tliue es doch nicht, so ist entweder bloss die
Vorstellung des Wollens und nicht das Bewusstseyn der unmittelbarenNothwendigkeit
der Ausführung vorhanden gewesen; oder
die Ausführung ist durch irgend etwas neutralisirt worden. Ist
aber die absolute Gewissheit von der unmittelbaren Nothwendigkeit
einer Bewegung vorhanden und nichts Neutralisirendes da,
so entstehe, könnte man sagen; auch nothwendig die zur wtll-
kührlichen Bewegung nöthige Strömung oder Oscillation des Nervenprincips.
Wollen wäre dann nichts anders, als dass etwas als
absolut nothwendig vorgestellt, den Ausschlag des Seelenzustandes
giebt, und die entstehende Strömung in der Medulla oblongata
wäre dem Senken des Wagebatkens zu vergleichen, dessen Gleichgewicht
von dem Gleichgewichte der Actionen der Seele abhänge.
Indessen lässt sich leicht beweisen, dass, die Bewegung nicht bloss
dann eintritt, wenn nur die eine Vorstellung von der absoluten