ncr mittlern Nervenfaserschicht, und einer innersten Cylinder-
scbicht, welche die Fortsetzung der Faserschicht ist. Der Seli-
nerve zertheilt sich in Nervencylinder, welche in die mittlere
oder Faserschicht ausstrahlen. Jeder Nervencylinder oder jedes
aus mehreren Cylindern bestehende Bündel biegt nach T reviranus
Entdeckung an einer gewissen Stelle des Verlaufes, von der horizontalen
Richtung ah, und wendet sich nach der entgegengesetzten
inwendigen Seite der Netzhaut, wo er als Papille endigt. Der
Querdurchmesser der Cylinder war heim Igel 0,001 Mill., bei Kaninchen
die Papillen 0,0033, hei Vögeln 0,002 — 0,004. Beim
Frosch hatten die Cylinder 0,0044, die Papillen 0,0066. Frisch
untersucht zeigt die Retina in allen Classen der Wirbelthiere • auf
ihrer innern Fläche dichtgedrängte Cylinderchen, deren Enden
gegen das Innere des Auges sehen. Leicht lösen sich diese Cylinderchen
oder stabformigen Körperchen ah, und schwimmen
dann bei mikroskopischer Untersuchung frei auf dem Sehfelde
herum. Bei den Fischen sind die stabförmigen Körper mit kleinen
Anschwellungen oder Papillen versehen, welche Gottsciie genauer
beschrieben hat. Die stabförmigen Enden der Nervencylinder,
auf der innern Fläche der Retina kann man nur in
ganz frischem Zustande untersuchen. Diese Theilchen werden
sehr schnell nach dem Tode verändert, und mehrere Stunden
nach dem Tode eines Thiers kann man, besonders in der Sommerszeit,
nicht viel mehr vom Bau der Retina wiedererkennen, und
man sieht dann, statt der stabförmigen Körper, nur- eine Körnerschicht,
welche bei den früheren Untersuchungen des Baues der
Retina oft wahrgenommen werde. So gewiss sich die Schichten der
Retina wiedererkennen lassen, und so deutlich die stabförmigen
Körper in der innern Schichte sind, welche von V olkmann und
E. H. W eber, Gottsche, E ubenberg und mir wiedergesehen wurden,
so ist der eigentliche Zusammenhang dér stabförmigen Körper
und der Fasern der Faserschicht, und das Wie. dieses Zusammenhanges
nicht klar. Namentlich fragt es sich, ob die Zahl der
stabförmigen ■ Körper durchaus nur der Zahl der j Nervenfasern
entspricht, und oh wirklich jede Faser einem stabförmigen Körper
entspricht, oder ob die stabförmigen Körper reihenweise auf
die Fasern der Faserschicht aufgesetzt sind.
II. Erklärung des Sehens aus dein Baue der Augen,.
Die Erklärung des Sehens ist verschieden, je nachdem a) das
Auge musivisch ans radienartigen, durchsichtigen Körpern oder Kegeln
zusammengesetzt ist, deren Wände mit Pigment bekleidet sind,
und welche bloss das in der Achse einfallende Licht zu den am
Ende der Kegel angefügten Fasern des Sehnerven -zulassen, wie
bei dén Insecten und Crustacecn mit zusammengesetzten Augen,
oder h) ob das Auge collective, dioptrische Medien besitzt, Hornhaut
(mit oder ohne wässrige Feuchtigkeit), Linse und Glaskörper,
wie die einfachen Augen der Insecten, der Spinnen der Mollusken
und der Wirbelthiere
A. Vom S e h e n d e r Au g e n d e r I n s e c t e n u n d C r u s t a c e c n ,
mu s i v i s c h z u s am m e n g e s e t z t e n u n d d u r c h P i g m e n t
i s o l i r t e n , d i o p t r i s c h e n Me d i e n .
(J. Mueller Physiologie des Gesichtssinnes. 315. Arm. d. sc.
nat. XVII. 232.) )
Der Process des Sehens bei den Insecten und Crustacecn mit
zusammengesetzten Augen ist um so interessanter, als er sich ganz
van dem Vorgänge des Sehens durch ein Auge, wie das menschliche
unterscheidet, und uns einen tiefen Blick in die Natur des
Sehens überhaupt gewährt. Ich verweise in Hinsicht des Baues
dieser Augen, auf das im vorigen Artikel Angegebene. .
Das Sehen der Insecten war, so lange man die durchsichtigen
seitlich von Pigment bekleideten Kegel, zwischen Hornhaut und
Sehnervenfasern vernachlässigte, oder die Sehnervenfasern bis
zu den Facetten der Hornhaut gehen, ftess, völlig rathselhall.
Würden die Sehnervenfasern bis zur Hornhaut gehen, so wurde
jedes vor dem Äuge liegende Punct a, b, c, d Licht auf alle Scliner-
venfasern zugleich werfen, d. h. a, b, c, d wurden nicht unterschieden
werden, sondern nur ein gewisser Eindruck aus allen
Verschiedenheiten zur Empfindung kommen. Die Kegel lassen
hingegen nur das Licht zu ihren entsprechenden Sehnervenlasern,
was, in ihrer Achse oder radial in Beziehung zum Auge einfallt.
Das auf die Wände der Kegel fallende Licht hingegen wird von
dunkeln Wänden absorbirt. Auf diese Weise repräsentirt jeder
Kegel einen aliquoten Theil des Bildes, und das Bild wird mosaikartig
aus so vielen Theilchen zusammengesetzt als Kegel vorhanden
sind, daher auch die Deutlichkeit des Bildes mit der Zahl
der Kegel zunehmen muss. .
Deutlichkeit und Undeutlichkeit des Bildes. Die Deutlichkeit des
Bildes, welches sich im Auge der Insecten und Krebse entwirft, hängt
von ganz andern' Ursachen ab, als bei dem Auge der Thiere mit
eollectiven pder linsenartigen. durchsichtigen Apparaten. Dort ist
sie bedingt davon, dass die Ncrvcnhaut sich in der richtigen V cr-
einigungSAveite von der Linse befinde.- Hier hingegen hängt sic
bloss von der. Grösse des Auges Und der Zahl der Kegel oder
Facetten ab, Avelche in die Theilung des Bildes eingeben. Für
ein Auge, Avorin 12000 solcher Lichtsönderungsapjiarate sich befinden,
müssen auch 12000 Theilchen des Sehfeldes ohne Verna-
sebung unterschieden werden können. Wo aber nur wenige sol-
eher Organe sind, wird auch jeder Kegel und jede Facette einen
viel grösseren Theil des Sehfeldes zum gemischten Eindruck bringen.
Denn alle Theilchen eines Bildes, welche ihr Licht zu demselben
Kegel und dessen Nervenfaser senden, werden jedesmal
nicht von einander unterschieden werden können, sondern nur
in einem gemeinsam gemischten Eindruck repräsentirt werden.
Ferner muss auch die Länge der Kegel auf die Deutlichkeit des
Gesichtes bei den Insecten und Krebsen Einfluss haben. Up1'1'
je länger die Kegel sind, um so mehr Avird alles seitliche Liebt
ausgeschlossen und erreicht das Ende der Kegel, avo die Sehncr