
54'. IV. Buck. Von d. Bewegungen. I. Äbsehn. ThieK Beweg, in. dllg.
Verlust des Anzichungsverniögens ihrer Theilcheh nach dem Tode
so sehr leicht zerreissbar sifid. Vergl. TiEDEMANd a. a; O.'qU 553.
J.j Ueher die Art der Wechselwirkung' der Verven und'Müskeln
hei defContraction derselben ist man noch ganz imDunkeln. P re-
vost und D um a s .(Magendif, J. de pbysiol. T. 3.) wollen beobachtet
haben* dass die deinen Nervenzweigë1 in querer Richtung über
die Bündel der Muskelfasern verlaufen, und' zwar gerade an denjenigen
Stellen,1 wo hei der Zusammenziehung derselben die Winkel
der zickzackförmigen Biegungen entstehen, so däs& diejenigen Theile
des Muskels, über welche die Nerven diérgeben; 'die-Punkte seyen,
gegen welche die Anziehung der übrigen’statt finde, oder auch,
welche sich unter einander anzögen. Sie glauben auch beobachtet
zu haben, dass» die Nervëó1 auf diese Art Sehlingen" bilden,
und dass die Nervenfasern’ dieser Schlingen 1 einérStJits zu der
Schlinge hingehen und andererseits wieder aus der Schlinge in
den Stamm zurücklaufen. S chwans hat das Verhalten der Nerven
in den Muskeln an einem1 der ‘seitlichen Bauchmuskeln des
FroschesUntersucht. Es ist hier möglich eine'so-dunne Muskel-
schicht unter das Mikroskop zü bringen, dass man! bei 450facher
Vergrösserung noch hinlänglich Licht hat, ur» AlleSf-sehr deutlich
zu unterscheiden. Es war aber nur eine ■ lOOfilche Vergrösserung
nothwendig. S chwann beobachtete, nun Folgende^: der
in den Muskel eindringende Nervenstamm’ entsendet 'zahlreiche
Nervenbündel, die' sich sehr bald wieder in feinere Bündel thei-
len und so-fort,’bis zuletzt aus den dünnén Bündeln einzelne Pri-
mitivfasern ab^ehn. Sowohl die feineren Bündel alsiaüch die einzelnen
Primitivfasern gehen oft unter rechten Winkeln von ihrem
Stamme ab. In ihrem’Verlaufe kommen sehr häufig dié Bündpl
und auch die meisten einzelnen Primitivfasern mit1 anderen Bündeln
zusammen und zwar sowohl mit solchen, die in derselben
Richtung, als auch mit solchen, die'r in entgegengesetzter Richtung
verlaufen. Wegén dieses Umstandes War -es unmöglich zu
entscheiden, ob wirklich einige Fasern^1 eine Schlinge bildend,
wieder zum Stamm zurückkehren, Das Aneinanderlegen der Fasern
und Bündel ist so häufig, dass dadurch der Muskel wie mit
einem sehr unregelmässigen Netze von Nerven durchflochten erscheint.
Die dieses Netz • bildenden Nervenfäden liegen aber zu
den Muskelbündeln in gar keiner bestimmten Lage. Dagegen
beobachtete S chwann einigemal folgendes Verhalten. Em Nervenbündel
von wenigen, %. B. 4 Primitivfasern, lief quer über die
Muskelbündel. Davon lief zuerst eine primitive Nervenfaser unter
einem rechten Winkel ab, zwischen 2 dünnste Muskelbündel,
dann lief eine zweite Faser ^ ebenfalls unter einem .''rechten
Winkel, zwischen das vorige zweite und ein daneben liegendes
drittes Muskelbündel, eine dritte Faser lenkte zwischen dem dritten
und einem daneben liegenden vierten Muskelbühdcl ab und
nur die eine übrig bleibende vierte Nervenfaser verband sich mit
anderen Nervenbündeln. Jene einzelnen Fasern nun liefen parallel
mit den Muskelbündeln eine Strecke weit und verschwanden
dann, ohne dass sich entscheiden liess, was aus ihnen wurde. Es
waremöglich, dass sie sich in viel feinere Fäden thedten, die sich
4. Ursachen der t.hierhchen Bewegung. Electricität. 55
unter einander netzförmig verbinden. Wenigstens hat S chwann
dieses Verhalten in einem nicht musculösen, vom Sympathicus versehenen
Theile1, im Mesenterium des Frosches und der Feüer-
kröte beobachtet. Die hier das Netz bildenden Fasern sind ausserordentlich
viel feiner, als die gewöhnlichen Primitivfasern oder
die>stärkeren Nervenfasern im Mesenterium, von welchen die feinen
Fasern abg'ehen. Dass die von S chwann im Mesenterium beobachteten'feinen'Fasern
:wirklich -Nervenfasern sind, wird durch den Habitus
der stärkeren Fasern gewiss, von denen sie abgehen; aber diese
stärkeren Fasern im Mesenterium waren, selbst wenn sie die Dicke
der gewöhnlichen Primitivfasern der Nerven hatten, doch wieder
in ihrem Inneren undeutlich gefasert1, gerade so als wenn die
sehr feinen Fasern, welche sie abgeben, schon in ihnen vorgebil-
det wären. Hier entsteht n u n die Frage, ob diese so feine elementare
Structur der Nervenfasern erst in den peripherischen
Enden derselben eintritt, da dergleichen feine Elemente in
den gewöhnlichen Primitivfasern der Nerven, wie, man sie in jedem
Nerven unter dem Mikroskope sieht, durchaus nicht enthalten
sind.
Die Theorie der Muskelbewegung von-P revost und D umas
gründet: sich nun auf die Beobachtung, dass die Nervenfasern
quer über die Muskelbündelchen verlaufen, da wo die Winkel
der zickzackförmigen Biegungen sind, und auf. die Voraussetzung,
dass die queren Söhlingen der Nervenfasern sich gegenseitig
anziehen und dadurch die Muskelfasern verkürzen.
Schon bei dein Versuch, die Beobachtung von P revost und D umas
an lebenden Muskelbündelchen zu wiederholen, sieht inan,
dass bei dem Uebereinstimmen querer Nervenfasern mit den Bie-
gunvswinkeln der Muskelfasern nicht die Primitivfasern der Nerven,
sondern nur ganze Bündel von Nervenfasern gemeint seyn
können. Denn an einem so dicken Muskelbündel, woran man
durch Reizung noch eine Contraction hervorbringen kann,-ist es
nicht möglich, Primitivfasern der Nerven zu sehen; diese in den
Muskeln zu verfolgen., ist nur möglich, wenn man die dünnsten
Durchschnitte von Muskelsubstanz macht, und diese mit dem zusammengesetzten
Mikroskop untersucht. Auch bevveisen die Abbildungen
von P revost und D umas deutlich, dass sie nur mit der
-Loupe untersucht haben. Ihre Theorie1 geht also nicht von der
Wechselwirkung der Elemente der Muskeln und Nervensubstanz aus.
P revort und D umas setzen nun eine electrische Strömung in
den Nerven voraus,’ gestehen indess gleichwohl, dass sie mit dem
Galvanometer nie eine electrische Strömung an den Nerven haben
nachweisen können. Um electrische Strömungen in den
Nerven durch das Galvanometer nächzuweisen, ist es nicht zulässig
dass man die Dräthe des Galvanometers auf Nerven und
Muskeln zugleich anwende; denn da eine Rette von heterogenen
thierischen Substanzen, wie Nerve und Muskel und von Metall
schon Electricität erzeugt, so würde man bei jenem Versuche
mit dem Galvanometer nicht allein die etwa in den Nerven wirkende,
sondern auch die durch die Rette erst erzeugte Electricität
prüfen. Man muss daher bei solchen Versuchen die Drä