
nehmen, wenn die Wellen der Luft senkrecht das Trommelfell
treffen. Treffen sie schief auf dasselbe, st> dass ein Theil des
Trommelfelles zuerst davon beriiln't wird, so- wird auch die Bewegung
an dieser Stelle zuerst entstehen, und sich über das
Trommelfell so hinbewegen, wie die Beugungswelle, die am Ende
eines Seiles, einer Saite oder an einer einzelnen Stelle des Felles
einer Trommel erregt wird. Diese Wellen werden von den Rändern
abgeworfen hin und herlaufen;
Bei der schiefen Stellung des Trommelfells muss diess selbst
in dem Falle geschehen, wenn die Schallwellen gerade durch den
Meatus auditorius externus durchgehen, oder wenn die Schallstrahlen
parallel rnit seiner Achse sind. Bei anderen Directionen der Wellen
kömmt die Reflexion von den Wänden des Ganges in Betracht'
und davon hängt es ab, wie und wo sich zuerst Wellen auf dem
Trommelfell bilden.
Von der Fortpflanzung blosser Verdichtungswellen durch das
Trommelfell gilt dasselbe. Entweder treffen die Wellen der Luft
es in ganzer Breite zugleich, oder eine Stelle desselben zuerst,
und laufen dann auf dessen Breite,- -je nach der Direction der
Wellen, in einer bestimmten Richtung ab, und wieder zurück
zur Bildung kreuzender'Verdichtungswellen. Alle Wellen, welche
von festen Theilen auf das Trommelfell geleitet werden, z. B.
durch den Ohrknorpel, die Wände des Gehörganges, die Ropl-
knochen sind natürlich auch Verdichtungswellen. Das Trommelfell
wird auch zum Condensator für diejenigen Wellen, welche ihm
von festen Theilen irgend zügeleitet werden.
Ist die Weile der Luft zusammengesetzt, so dass sie, während
sie fortschreitet, abwechselnd das Maximum ihrer Verdichtung
oder den Scheitel ihres Berges hin und herwirft, wie eine Saite,
die an einem Emde gestossen, diese Bewegung zugleich, während
einer Transversalschwingung macht, so wird auch das Trommelfell
diese Bewegung theilend, die davon abhängige Modification des Klah-
ges, Timbre bewirken. Die Beugungsschwingung des Trommelfells
würde dabei ganz derjenigen der vorher erwähnten Saite gleichen,
Die Verdichtungsschwingungen würden dabei eine gerade, durch
das Trommelfell schreitende Verdichtuhgswelle mit einem zugleich
seitlich hin- und her wogenden Maximum der Verdichtung und
Verdünnung seyn. Man sieht leicht ein, wie dergleichen zusammengesetzte
Wellen auch durch die Gehörknöchelchen unverändert
geleitet werden müssen. »
Die Nothwendigkeit der Luft auch auf der innern Seite des
Trommelfells, oder die Nothwendigkeit der Trommelhöhle ergiebt
sich von selbst, wenn das Trommelfell und die Gehörknöchelchen
dem vorher aufgestellten Zweck entsprechen sollen. Ohne diese
Bedingung sind weder die Schwingungen des Trommelfells frei,
noch sind die Gehörknöchelchen zur cpncentrirten Fortpflanzung
der Wellen isolirt. So leicht sich die Beugungsschwingungen des
Trommelfells der Luft der Trommelhöhle mittheilen Werden, so
wenig ist die feste Substanz der Gehörknöchelchen geeignet, ihre
Wellen an die Luft der Trommelhöhle abzugeben und zu zerstreuen.
Ebenso nothwendig ist aber auch die Communication
dieser Luft der Trommelhöhle mit der äussern Luft, durch die
Eustachische Trompete zur Herstellung des Gleichgewichts des
Drucks und der Temparatur der äussern und innern Luft.
Die Fortpflanzung der Schwingungen durch die Gehörknöchelchen
bis zum Labyrinth kann natürlich bloss durch Verdichtungswellen
geschehen, auch dann, wenn das Trommelfell Beugungen
macht. Wicht der -ganze Steigbügel wird bei dieser Leitung
abwechselnd. dem Labyrinth genähert und davon entfernt.
Denn dann müsste das Labyrinthwasser sehr zusammendrückbar
seyn, D ie Bahnen der schwingenden Theilchen, durch welche
die Welle durchgeht, sind nur sehr- kleine Theile der Länge des
Steigbügels. -
Der Stiel des Hammers empfängt die Wellen des Trommelfells
; und der Luft in einer auf ihn sèlbst fast senkrechten Richtung.
Diese DRection behalten die Wellen auch in der ganzen
Rette der Gehörknöchelchen, welches auch die relative Lage der-
2^- selben" und ihrer einzelnen Theile. seyn mag.
Aus dem Stiel des Hammers pflanzt -sich zwar
die Welle -zunächst in den. Kopf des, Hammers
fort, welcher unter einem Winkel vom Stiele
abgeht, und aus dem Kopf des Hammers geht
die Welle in den Ambos über, dessen langer
Fortsatz wieder dem Stiele des Hammers fast
parallel ist. Aus diesem Fortsatz des Ambosses
gelangt die Welle durch den Steigbügel, welcher
wieder eine senkrechte Richtung auf den langen
Fortsatz des Ambosses hat. Siehe die beistehende
Figur aa Trommelfell, b Hammer, c Ambos, d
Steigbügel. Alle diese Wendungen in der Lage
der Gehörknöchelchen verändern die Direction
des Stosses nicht, und ^er behält dieselbe Direction,
welche er durch den Gehörgang auf
das Trommelfell und den Stiel des Hammers
hatte, so dass der Steigbügel, welcher
eine auf das Trommelfell senkrechte
Stellung hat, longitudinale Stösse erfährt
und dem ovalen Fenster zuleitet. Diess
ergiebt sich zur Evidenz aus S avart’s Untersuchungen
über die Schallleitung durch
feste Platten, welche unter Winkeln aufein-
aneinder stossen. -Wird die Platte b auf
den Steg einer Saite a befestigt, so dass sie
die Schwingungen der Saite empfängt, so
geräth die Platte, wie die Saite in transversale
Schwingungen. Eine senkrecht auf
ihr befestigte Platte c geräth in longitudinale
Schwingungen-,^ d. h. in solche,die wieder
mit den Schwingungen der ersten Platte b in
derselben Richtung erfolgen. Die Schwingungen
der Platte d sind wieder "transversal, wenn sie auf der
vorhergehenden c senkrecht ist, und die auf d senkrechte Platte e