
Pendel und bei der Wage, die nothwendige Ursache der entgegengesetzten
ist. In der That fühlt : sich am Ende des willkürlichen
langen Einathmens nicht bloss eine Erschöpfung der Athernmuskeln,
sondern auch die Nöthigung einer andern Gewalt, welche mit dem
Einathmen im Widerspruch steht; und eben so findet nach langem
Ausathmen die Nöthigung zum Einathmen statt, was wir nur momentan
durch Erhöhen der einen Kraft aufschieben, aber nicht auf
die Dauer aufhalten können. Wäre die Ursache der abwechselnden
Bewegung nicht schon in der Medulla oblongata begründet, läge sie
bloss in 'der momentanen Erschöpfung^ der Nerven und Muskeln, so
würden Einathiner und Ausathmer willkührlich von uns zugleich
angestrengt werden, zu gleicher Zeit ausruhen, und zu gleichei
Zeit wüeder thätig werden können. Die Ursache der Abwechselung
kann auch nicht in dem Gefühl dès Bedürfnisses-liegen, die. mit
Kohlensäure imprägnirte Luft auszutreiben und die reine Luft
einzuathmen. Denn nach Durchschneidung des N. vagus | am
Halse und seines Bamus laryngeus superior auf beiden Seiten,
sind alle Athmungsgefülile noch mehr als im Schlafe aufgehoben,
und die: periodischen Bewegungen dauern doch bei den Thieren
fort. Es ist daher in der Medulla oblongata eine unbekannte
Ursache vorhanden, welche das beständig sich entwickelnde Ner-
venprincip, abwechselnd in der , einen und andern Richtung, entladet.
Man hat wohl daran gedacht, dass die von der Verengerung
und Erweiterung der Brust herrührende Verschiedenheit
der Völle der Blutgefässe in den grossen Venenstämmen und den
Venen dés Gehirns die'Ursache jenes Rhythmus sdyn körnig.
Vergl. oben Bd. I. p. 338: Indess bewegt man sich bei dieser
Hypothese offenbar im Cirkfel. Ueberdiess zeigen uns die Fische
mit ihren periodischen Bewegungen der Kicmendeckef, .welche
keinen Druck auf die Venen ausüben können, die vollkommene
Unabhängigkeit dieser Impulse von äusseren Einflüssen. Die
continuirliche Irritation der Medulla oblongata durch das arterielle
Blut geht also durch eine noch unbekannte Ursache in
eine periodische abwechselnde Entladurig-des Nervçnprincips nach
den Nervenfasern der Inspiratoren und Exspiratoren über, wovon
die eine Entladung immer die Ursache ist, dass-die ..andere antagonistische
eintritt. Empfindungsreizungen in den Respirations-
Werkzeugen können durch Reflexion von der’Medulla oblongata
zuweilen Störungen in dieser Folge hervorbringen;: so dass z. B.
beim Husten mehrere Ausathmungen Vorkommen, ohne dass
jede derselben ein Einathmen hervorruft. Ausser den gewöhnlichen
Athembewegungen treten bei gewissen Zuständen
des Nervensystems, namentlich bei der Ermüdung und nach
und vowdein Schlafe, zuweilen andere vom Gehirn abhängige
periodische Athembewegungen ein, wie das Gähnen,, welches in
einem tiefen’ Ein- und Ausathmen mit Affection des N. facialis
besteht, wobei die im Gesicht sich verbreitenden Äeste Contrac-
tionen der Gesichtsmuskeln und der Ast zum Musculus digastri-
cus maxillae inf. das weite Oelfnen des Mondes verursacht. Kieker
gehört auch das in- Nervenaffectionen periodisch eintretende
Seufzen, Schluchzen.
Die Athembewegungen sind nicht die einzigen periodischen
zum täglichen Lebensverlauf gehörenden automatischen
Bewegungen, die von den Centraltheilen des Nervensystems
•WV-inaiV sind. 'Ein anderes Beispiel bieten uns die Augenmuskeln
und die Iris im Schlafe dar.- Bei dem Schlafenden
ist das Auge etwas nach einwärts und aufwärts gestellt, und
die Iris sehr eng, obgleich ganz beschattet. Schon vor dem Einschlafen
nimmt das Auge diese Stellung an, und dass die Augen sich
nach innen stellen, lässt sich deutlich aus der Lage der Doppelbilder
erweisen, die der Schläfrige sieht, wenn er sich im Begriff
einzuschlafen, mit der Beobachtung überrascht. Sie liegen
§i wie beim Convergiren der Augen vor dem Objecte, das Dop-
pelbild des rechten Auges liegt rechts, des linken Auges links.
Es ist oben schon bewiesen worden, dass bei der willkührhchen oder
univillkührlichen Bewegung der Augen nach innen jedesmal die Iris
verengt wird (Bd. I. p. 663). Beide vom N. oculomötorius abhängige
Phänomene -treten nun auch im Schlafe zusammen ein. Es tritt daher’,
im Schlafe jedesmal eine automatische Bewegung der Augenmuskeln
und der' Iris ein, die während des Wachens nur willkührlich
hervorgebracht wird. Das Priricip der Nerven, während des
Wachens auf so viele Functionen vertheilt, wird bei diesem Phänomen
einer besonderen Provinz des Gehirns und den Leitern
jener Bewegungen zugewendet. Vielleicht rührt indess die Stellung
der Augen nach innen heim Einschlafen und die Verenge-
rüng der Pupille im Schlafe hloss von einem antagonistischen
Verhalten der verschiedenen Aeste des N. oculomotorius her, so
däss diese Bewegungen deswegen jedesmal eintreten, wenn der
Levator palpebrae superioris zu wirken aufhört.
2. Automatische Bewegungen des animalischen Systems mit Typus
continens.
Üjfilf Nicht bloss periodische unwillkührliche Bewegungen des' animalischen
Systems sind von den Centraltheilen des Nervensystems
abhängigt gewisse unaufhörlich thätige Bewegungen, die selten
durch Gegendruck eine Unterbrechung erleiden, sind auch von
jenen Theilen abhängig. Dahin gehören die Sphiricteren des animalischen
Systems. Obgleich wir die Action dieser Muskeln willkührlich
verstärken können, so' sind sie gleichwohl fortdauernd
im Schlafe wie im Wachen contrahirt; wir können ihre Thätig-
keit nicht willkührlich unterbrechen-, es sey denn, dass wir durch
ihre Antagonisten einen Gegendruck gegen sie ausüben. Es gehört
hi eher vorzüglich der Sphincter ani, auch der Sphincter
vesicae, so weit nämlich das animalische Nervensystem auch auf
diesen Einfluss hat. Die Kraft' und die Zusammenziehung dieser
Muskeln Sängt: vom Rückenmarke ab. Verletzungen desselben sind
die Ursache ihrer beständigen Erschlaffung und des unwillkührli-
chen Abgangs der Excremente und des Harns, eine Wirkung, die
auch bei deprimirenden Leidenschaften, welche die Kraft des Rük-
kenmarkes1 .Schwächen, zuweilen eintritt. Marshall Hall hat gezeigt,
dass der Sphincter ani der Schildkröte noch seine Kraft
behält, so lange nicht der untere Theil des Rückenmarkes zerstört
ist. Die Wirkung der Sphincteren muss von einer unauf