
tionen nicht in sich selbst enthalten, wenn sie die Fähigkeit zur
Bildung der Multipla durch das Wachsen und durch das Aneignen
der Materie um sich erhalten, so bleibt keine andere Annahme
übrig, als dass alle Multipla durch Theilung entstehen.
Entweder hat die wesentliche Kraft eines organischen Wesens die
Eigenschaft durch unendliche Theilung nicht ihre specifische Gestaltungskraft
ztt verlieren, oder diese wesentliche Kraft der organischen
Wesen' wird durch das Aneignen der fremden Materie
und der in ihr latenten Kräfte zur Theilung für mehrere organische
Wesen geschickt. Im letztem Fall sind entweder die Samen
zu allen Wesen latent in der materiellen Welt vorhanden,
und Werden angeeignet, oder in der materiellen Welt ist eine zu
vielerlei Gestalten fähige proteusartige Kraft vorhanden, die mit
der Materie in bestimmte Organismen eingehend, zu bestimmten
Wirkungen durch die schon Vorgefundene Form gezwungen wird.
Panspermatismus.
Ein wichtiger Fortschritt ist für die Theorie der Zeugung
in neuerer Zeit durch die Beobachtung der Eebenseigenscbaften
der kleinsten Theilehen geschehen, aus welchen, nach Schwann’s
bekannten und vielfach bestätigten Beobachtungen, die Thiere
sowohl als die Pflanzen anfänglich bestehen. Alle Theile von
Pflanzen und Thieren entstehen aus Zellen. Der Keim der Thiere
und vieler Pflanzen ist selbst eine einfache Zelle, und der Knospenkeim
immer entweder ein Haufen von Zellen oder eine einzige
Zelle'. Der wachsende Embryo bei Pflanzen und Thieren besteht
selbst wieder ans vielen solchen Zellen, wie die erste oder Keimzelle.
Bei den niederen Pflanzen, den Fadenpilzen reicht eine
jede vom Ganzen sich ablösende oder künstlich abgelöste Zelle
hin viele ihres Gleichen zu erzeugen. Aus .diesen Thatsachen
lassen sich zwei, bereits von Schwann in seiper Theorie der Zellen
a. a. O. p. 220. untersuchte Consequenzen ziehen, wovon entweder
die eine oder die andere wahr seyn muss, während keine
dritte Annahme möglich ist.
/. Schlussfolge. Da alle Gewebe und wachsenden Theile aus
solchen Zellen entstehen, wie sie im Keim einmal oder mehrmal
vorhanden sind; da alle Zellen innerhalb des wachsenden Organismus
entweder in sich (wie die Knorpelzellen und Zellen der
Chorda dorsalis), oder ausser sich (wie die Epitheliumzellen) neue
Zellen gleicher Art durch Wirkung auf den umgebenden Nah-
rungsstolf bilden, und da bei den niedersten Pflanzen jede vom
Ganzen abgelöste Zelle ein neuer Organismus werden kann; bei
manchen niederen Thieren, wie den Hydren, aber jedes Stückchen
des Körpers abgelöst, wieder ganzes Thier werden kann;
da endlich die Gewebetheilchen eines solchen Polypenstücks von
was immer für einer erworbenen Beschaffenheit, Muskelfasern,
Nervenfasern etc. alle aus Zellen entstanden sind, so wird geschlossen,
dass ein organisches Wesen nicht bloss eine Zelle seyn kann,
sondern dass jeder ganze erwachsene Organismus eine Masse
von Zellen oder aus Zellen entstandenen Theilen ist, wovon jedes
Theilchen die Kraft zur Bildung des Ganzen enthält. Schwann
a. a. 0.227. Diese Vorstellung*ist offenbar für gewisse organische
Wesen, wie die Fadenpilze und selbst gewissermassen für die
Hydren richtig, ihre Allgemeingültigkeit ist hingegen nicht erwiesen.
Nehmen wir für einen Augenblick ihre Allgemeingültigkeit
all und untersuchen wir die weiteren Consequenzen dieser Theorie.
Wenn jede Zelle eines ganzen Organismus und auch das aus
den Zellen Gewordene die Kraft zur Bildung des Ganzen, durch
Bildung neuer Zellen, Aggregation der Zellen in bestimmten fo rmen
und Umwandlung derselben zu bestimmten Zwecken enthält,
wovon hängt es ab, dass diese Massen von Zellen und aus Zellen
entstandenen Theilchen nicht bloss zusammen bleiben, sondern
auch meist nur zusammen zu der Form der Species vereinigen?
Hängt diese Erzielung eines allen gemeinsamen, aber von jeder
einzelnen Zelle erzielten Zwecks von einer Wechselwirkung auf
einander ab, wie die Menschen im Staate das allen gemeinsame
und die Bienen im Bienenstaate das allen nützliche erzielen, oder
werden hierbei einzelne Zellen oder Monaden herrschende, deren
Bestimmung die übrigen so lange untergeordnet bleiben, als sie
mit dem Ganzen im Verbände sind, wie die Polypenstückchen,
welche der Form des Ganzen und dem Willen für das Ganze unterworfen
sind, so lange sie im Verbände mit dem Ganzen stehen?
Wie kommt es denn, dass gewisse Zellen der organischen
Körper, den andern und der ersten Keimzelle gleich, doch nichts
erzeugen können als ihres Gleichen, d. h. Zellen, aber keineswegs
der Keim zu einem ganzen Organismus werden können? wie die
Hornzellen zwar neben sich durch Aneignung der Materie neue
Hornzellen, die Knorpelzellen neue Knorpelzellen in sich bilden,
aber keine Embryonen oder Knospen werden können, und wie
kommt es, dass es auch bei den Hydren Theile des Körpers, wie
die Arme giebt, aus denen abgesehnitten keine neuen Polypen
werden können? Dieses kann davon abhängen, dass diese Zellen,
wenngleich die Kraft zur Bildung des Ganzen enthaltend, doch
durch eine specielle Metamorphose ihrer Substanz in Horn und
dergl. eine solche Hemmung erfahren haben, dass sie sowohl bald
ihre Keimkraft am Stammorganismus verlieren und todt geworden
sich abschuppen, als auch vom Stamm des Ganzen getrennt nicht
rzieder Ganzes werden können. Diese Schlusslolgen kann jeder
denkende Forscher aus den vorliegenden Thatsachen ziehen, aber
sie müssen nicht nothwendig gezogen werden.
Es scheint aber, dass bei dieser Ansicht den Zellen eine zu
grosse Wichtigkeit beigelegt wird. Die Schwierigkeiten der Durchführung
dieser Theorie bei den höheren Thieren sind so gross,
dass sie als allgemeine Theorie unwahrscheinlich wird, während
ihre Wahrheit für die niederen organischen Wesen unbestreitbar ist.
II. Schlussfolge. Die Kraft zur Erzeugung des ganzen Organismus
.ist nicht allen, während des Wachsthums entstehenden
Zellen und den daraus gebildeten Gewebetheilchen eigen, vielmehr
wird diese Kraft, die anfangs entweder einer oder wenigen Zellen,
nämlich dem Keime einwohnt, hernach durch Wachsthum zwar
vermehrt, aber es entstehen viele Zellen, welche in sich nur die
Kraft zur Bildung ihres Gleichen und nicht des Ganzen enthalten,
wie .Hornzellen, Knorpelzellen, Muskelfasern u. s. w. Alle diese
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