
trahiren und sich demzufolge nach vorwärts ausdehnen. Bei den
Egeln kömmt auch diese Form der Bewegung vor. Bei den Ga-
steropoden unter den Mollusken sind die Momente dieser Art
der Bewegung so zahlreich, dass man, wenn eine Schnecke auf
einer Glastafel kriecht, nur den Ausdruck sehr kleiner, hinter
einander folgender Wellen sieht, während die Schnecke ununterbrochen
weiter rückt. Ein solches Unduliren sieht man
auch an dem Fusse der Lymnaeen, wenn sie auf dem Rücken
liegend gleichsam an der Oberfläche des Wassers hängen. Wie
hei einer so glatten Oberfläche, als der Fuss der Schnecke ist,
doch aliquote Theile des Fusses sich fixiren können, ist schwer
zu begreifen.
Uebrigens besteht das Wesentliche der Ortsbewegung bei
fast allen Thieren und bei den verschiedensten Formen der Ortsveränderung
durch Schwimmen, Kriechen, Geben, Fliegen, darin,
dass Theile ihres Körpei’s Bogen bilden, deren Schenkel gegen
einen fixen Punct gestreckt werden. Bald werden diese Bogen
durch den wurmförmigen Körper selbst gebildet, wie beim Kriechen
und Schwimmen, bald wird des Strecken und Beugen durch
Nähern und Entfernen zweier Schenkel eines Winkels ersetzt, wo
denn auch wieder der eine dieser Schenkel an seinem Ende durch
den Widerstand, den er an festen oder flüssigen Körpern findet, den
fixen Punct bildet, von welchem aus durch Streckung der Schenkel
des Winkels oder Oeffnen desselben die übrigen Theile vorwärts
gebracht werden. Hierauf reducirt sich die Bewegung der
Thiere mit Gliedern, seyen es Flossen, oder Flügel, oder Beine,
im Wassex’, in der Luft, auf der Erde. Denn auch die Luft und
das Wasser leisten Widerstand gegen Körper, welche sie aus der
Lage drängen, und die Kraft, welche sie zu verdrängen strebt,
wirkt in dem Maass, als sie Widerstand leisten, auf den Körper
des Thiers zurück, und ertheilt ihm eine Projection in bestimmter
Richtung. Die Gesetze des Hebels kommen hierbei in Betracht.
So mannigfaltig die Hebel auch an den Thieren mit Gliedern
.angebracht sind, so sind sie doch mehrentbeils mit Verlust
von Kraft angewandt, indem die Mus"keln in vielen, ja den meisten
Fällen in sehr schiefer Richtung auf die Hebel wirken, und
überdiess ihre Insertion so häufig nahe dem Stützpuncte und
fern von dem Ende des Hebels angebracht ist. Höhere Rücksichten
haben diess erfordert, nicht die Schönheit der Formen
allein. Hätte die Natur an jedem Gliede die Gesetze der besten
Hebeleinrichtung befolgt, so wäre eine Complication, eine Eckigkeit
und Unbehülflichkeit der Form des Körpers entstanden, dass
durch das Wachsthum der Hindernisse für ein harmonisches Zusammenwirken
der Aufwand der Kraft bei ajler seheinbaren Er-
sparniss doch am Ende hätte grösser seyn müssen, als er jetzt ist.
lieber die Ortsbewegungen siehe Borelli de motu animalium. Lugd.
Batav. 1885. 4. B arthez neue Mechanik der willkürlichen Bewegungen
des Menschen und der Thiere. Halle 1800. 8.
Schwimmen. (B orelli a. a. O. Muncice in Geeler’s physikal'.
.fVörterb.)
DieOrtsbewegungen der Thiere im Wasser und in der Luft
haben mit einander gemein, dass das Widerstand leistende Medmm
dasselbe ist, als in welchem sich das Thier bewegt. Beim Gehen
und Kriechen, geschehe es im Wasser oder an der Luft, wird
das Wasser und die Luft durchschnitten, aber ein fester Körper,
die Erde, leistet die Stütze für die Projection des Schwerpunctes;
beim Schwimmen und Fliegen stützen das Wasser und die Luft, die
doch selbst von dem sclrwimmenden und fliegenden Körper durchschnitten
werden. In beiden Fällen ist das der Bewegung zur
Stütze dienende Medium nachgiebig, während es beim Gehen und
Sprung fest ist; die Bewegung ist um so grösser, je grosser die
Kraft ist, womit das Bewegungsorgan gegen das Wasser oder die
Luft drückt, im Verhältnis* der zu bewegenden Masse und des
Widerstandes, welche Wasser oder Luft dem vordr.ugenden Körper
darbieten. Unter Widerstand versteht man aber hierbei den
Verlust von Bewegungskraft, den ein im flüssigen Medium sich
bewegender Körper dadurch erleidet, dass er Theile der Flüssigkeit
vor sich her treibt. Er verliert nämlich so viel an eigener
Bewegung, als er anderen mittheilt.
Bei den Schwimmern ist das Häuptmoment der Bewegung,
dass ein gebildeter Bogen, indem er sich streckt das Wasser
drückt. Denkt man sich, dass eine biegsame und elastische Ruthe,
von überall gleicher Masse, im Wasser liegend m der Mitte
gebogen und dann gestreckt werde, so schlagen ihre beiden Schenkel
das Wasser in schiefer Richtung gleichstark und die gestreckte
Ruthe wird in der Richtung ihrer Länge im Wasser nicht vorwärts
geworfen. Ebenso ist es, wenn zwei durch ein Lharnier
verbundene Schenkel, von gleicher Masse, sich gegen einander
neigen und dann strecken. Bei gleicher Masse an beiden Schenkeln
und gleichem Widerstand wird die in der Mitte wirkende
Kraft der Beugung beide Schenkel gleichstark gegen einander
beugen und die an derselben Stelle wirkende, streckende Gewalt
beide Schenkel gleichstark von einander entfernen. Liegt aber
an einem der Schenkel die Hauptmasse des Körpers, so wird die
an der Beugungsstelle wirkende Gewalt des auf dem Wasser
schwimmenden Körpers eher den leichten Schenkel SeSeR .d*e
Masse des andern Schenkels, als diese gegen jenen.bewegen. a
rend die Hauptmasse de? einen Schenkels ihre Lage un Wasser
behauptet, wird der andere Schenkel sowohl bei der Beugung,
als Streckung seine Lage zur grossem Masse verändern. In diesem
Fall befindet sich sowohl das mit dem Steuerruder versehene
Schiff, als der Fisch. An beiden im Wasser hegend bewegt
sich durch eine Kraft, die die Lage des Steuerruders oder
des Schwanzes zur Hauptmasse verändert, zunächst nur dei leichtere
Th eil gegen den schwerem und von diesem ab. Indem nun
aber das gegen das Schiff gewendete Steuerruder in gerade Richtung
gebracht wird, drückt dieses gegen das hinter ihm liegende
Wasser. Wäre das gestossene Wasser ein fester unverrückbarer
Körper, so würde' das Schiff mit der ganzen Kraft der Bewegung
des Steuerruders in der entgegengesetzten Richtung, <• • • SG 1
vorwärts gehen. Der Druck des Steuerruders tbedt rudess dem
Wasser einen Theil seiner eigenen Bewegungskraft mit, mit üie