der Bebutig durch das Gefühl und was dem Gehör angehört.
Alle tiefen Töne wirken leicht auf die .Gefühlsnerven und man
empfindet die Bebungen als Gefühl, wenn man-wahrend des Sprechens
an die Brust die Hand legt, oder einen tönenden festen
Körper mit der Hand hält. Die im . Wasser' durch die Pfeife
erregten Schallwellen fühlt man durch das Gefühl nicht, wenn
man die Hand ins Wasser hält, wohl aber, wenn man mit der
Hand einen festen Körper in da's Wasser taucht. Diese Gefühlsempfindungen
von Schwingungen haben zu der fälschen Vorstellung
Veranlassung gegeben, dass man'durch andere Nerven als
den Gehörnerven auch hören könne.
H ö r e n d e r S c h a l lw e l l e n v e r s c h i e d e n e r M e d ie n .
I. Unmittelbare Schattleitung'der Luft zum Gehörorgan.
Wir hören am häufigsten durch Wellen der Luft, mögen sie
primär in der Luft erzeugt seyn, oder in andern Körpern erzeugt
durch die Luft z,u unserm Ohr gelangen. Sind die Wellen
zuerst .in der Luft erzeugt, so gelangen sie viel stärker zum
Gehörorgan, als wenn sie von andern Körpern erzeugt, der Luft
mitgetheilt werden. Denn im letzten Fall findet eine Verminderung
der Stärke bei der Mittheilung an die Luft statt. Saiten
nnd Stimmgabeln tönen darum so schwach ohne Resonanzboden,
der mit dem tönenden festen- Körper durch Steg pder anderweitig
in Verbindung stehen muss. Der Resonanzboden ist hingegen
bei den Blaseinstrumenten :ganz unnöthig, 'da die primär erzeugten
Luftwellen am stärksten durch die Luft selbst fortgepflanzt werden.
Ein wirksamer Resonanzboden für primäre Luftwellen könnte
nur die Luft selbst in einem begrenzten Raume seyn. Ein fester
Resonanzboden würde wenig zur Verstärkung des Tons beitragen,
da bei der Mittheilung der Schallwellen aus der Luft an
feste Körper und von diesen an die Luft eine Verminderung der
Stärke der Stösse stattfindet.
So wie die Schallwellen fester Körper sich schwierig der
Luft mittheilen, ebenso gehen auch die Schallwellen des Wassers
schwer an die Luft über. -Befindet sich das Ohr in der Luft,
so wird, ein im Wasser erzeugter Schall immer sehr schwach
von uns vernommen, und bei einem sehr schiefen Winkel der
Direction der Schallwellen gegen die Wasser- und Luftfläche gar
nicht, wie diess auch beim Licht der Fall ist. Diese Schwierigkeit
erfuhr auch Colladon bei seinen Versuchen über die Schnelligkeit
der Fortpflanzung des Schalls im Wässer. Eine ins. Wasser
und ans Ohr gehaltene Röhre leistete fast gar keinen Dienst,
wenn nicht am untern Ende der Röhre eine die Schallwellen des
Wassers aufnehmende feste'Platte war. Um den Schall des Wassers
, wenn man in der Luft ist, stark zu hören, muss man aber
die Schallwellen des-Wassers nicht bloss in einen festen Stab leiten
und diesen ans Ohr halten, sondern diesen auch mit einem
das Ohr ausfüllenden Stopfen in Verbindung bringen, so dass der
Zwischenkörper der Luft so .viel als möglich ausgeschlossen ist.
Nur auf diese Weise hört man eine im Wässer 'selbst läutende
kleine Glocke mit ihrem vollen Klange*).
Muss der Schall zuerst in. Wasser und aus diesem wieder in
Luft zu unserm Gehörorgan gelangen, so ist1 die Schwächung noch
grösser; daher hören Taucher von dem über dem Wasser erzeugten
Schall nichts. G ehLer’s physiol. IVörterb. 8. p. 449.
Beim Hören in der Luft hängt übrigens die Stärke des Schalls
von der Dichtigkeit und der Trockenheit der Luft ab. Die
Schnelligkeit, der Schallleitung nimmt zwar mit der Verdünnung
der Luft zu, aber die Stärke der Schwingungen nimmt mit der
Verdünnung ab. Eine irn verdünnten Luftraum tönende Glocke
wird fast gar nicht gehört. Genau genommen ist allerdings damit
doch nnr bewiesen, dass die Verminderung des Stosses beim Ue-
bergang der Wellen aus der Glocke an die verdünnte Luft und
von dieser an den Reeipientén sehr gross ist. Ueber das unmittelbare
Hören von Luftwellen verdünnter und yerdichteter Luft^
nämlich solcher Wellen, die ohne durch feste Körper durchzugehen,
auf das Trommelfell stossen, sind noch fast gar keine Versuche
angestellt. Man hat nur die von Saussure auf dem Montblanc
angestellte Erfahrung, dass in den dünneren Luftschichten
ein Pistolenschuss. nicht mehr Geräusch machte, als ein kleiner
Schwärmer es gewöhnlich thut.
II. Unmittelbare Schaltteitung des IVass ers zum Gehörorgan.
Wenn wir im Wasser selbst untertauchen, gelangen die Schallwellen
des Wassers zum Trommelfell. Alle im Wasser selbst erzeugten
Schalle werden dann vortrefflich gehört, wie die Erfahrungen
von Nöllet und M onro zeigten, und jeder, der im Wasser
untergetaucht, weiss. Schwieriger werden im Wasser die aus
der Luft ins Wasser übergehenden Schallwellen gehört, welche
bei diesem Uebergang eine beträchtliche Verminderung der Stösse-
ihrer schwingenden Theilchen erleiden.
III. Unmittelbare Schaltteitung fester Körper zum Gehörorgan.
Die grösste Intensität des Schalles bei primären Luftwellen
findet' statt bei unmittelbarer Leitung des Schalles durch die Luft
zum Gehörorgan; die grösste Intensität des Schalles primärer
Wellen fester Körper findet statt bei unmittelbarer Leitung derselben
durch feste Körper zum Gehörorgan. Der Klang eines
Stückes Holz oder Metall ist schwach von der Luft geleitet, ausserordentlich
stark, wenn eine Schnur vorn klingenden Körper
an die Zähne oder in beide verstopfte Ohren gehalten wird. Bei
300 Ellen Entfernung hörten H erhold und R afn den Klang eines
Löffels durch eine am Löffel selbst befestigte Schnur auf diese
Weise noch wie den Ton einer Glocke. Jeder weiche und feste
Y) 1) ass eine Glocke aus dem. W asser keinen Klang, sondern nur einen
ku rzep. Stoss wahrnehmen liess, wie C o lla d oN fand, konnte von d e r
grossem Entfernung oder auch von der Unvollkommenheit der. angewandten
Leitung abhängen. Denn klanglos w ird der Ton einer nahen
im 'Wasser tönenden. Glocke nach meinen-Versuchen nur gehört, wenn
v er nicht durch eine Kette fester Körper, ans d em .W a s s e r zum Labyrinth
kommt, sondern durch eine Luftschicht durchgehen muss.