Wasser hervorbringe», oh das elastische Gewebe der Arterien,
das seine Elasticität Jahre lang nach dem Tode in Weingeist erhält,
wahrend des Lebens auch noch die mit dem Tode verloren
gehende Eigenschaft de§ Tonus besitzt, oder ob die unmerkliche
Zusammenziehung .der kleinen Arterien auf Anwendung der Kalte
von noch unbekannten Elementen in ihrer Structur berrührt.
Den Tonus- der Arterien von ihrer Zellgewebescheide abzuleiten,
nehmen wir deswegen Anstand, weil die kleinen Venen
jene Contractilität nicht zeigen. Von der Muskularcontractilität
untercheidet sich der Tonus der Arterien, dass er nicht allein
keine plötzlichen Contractionen bewirkt, sondern auch von der
Electrieität nicht deutlich, vorzüglich aber wie die Zusammenziehung
des Leim gebenden .contractilen Gewebes von Kalte angeregt
wird.
d. V om M u s k e lg e w e b e .
1. Chemisches Verhalten.
In chemischer Hinsicht gehören die Muskeln zur Classe derjenigen
thierischen Theile, welche beim Kochen keinen Leim
geben (aussèr dem die Muskelbündel verbindenden Zellgewebe),
und deren essigsaure Auflösung von rothem Cyaneisenkalium gefallt
wird.., So verhalten sich alle eiweissartigen Körper, als da
sind das Eiweiss, der Käsestoff, der Faserstoff, das faserige Gewebe
der Corpora eavernosa des Pferdes, und das faserstoffhaltige
Gewebe der Muskeln. Dieser Classe der eiweissartigen Körper
ist die zweite Classe der Stoffe und Gewebe entgegengesetzt,
welche sich im thierischen Körper weniger durch Lebenseigenschaften,
als vielmehr durch ihre physicalischen Eigenschaften
der Cohärenz, Undehnbarkeit oder Dehnbarkeit und Elasticität
auszeichnenu Letztere verhalten sich chemisch wieder auf gleiche
Art. Ihre essigsaure Auflösung wu d von rothem Cyaneisenkalium
nicht gefällt, und Lieber gehören: das Zellgewebe, das
Sehnengewebe, das»elastische Gewebe und der Knorpel, wovon
das. Zellgewebe, Sehnengewebe, Knorpèlgewebe beim Kochen
Leim geben, Während das elastische Gewebe hiebei sich nicht
in Leim auflöst. Durch dieses chemische Verhalten beider Classen
der thierischen Stoffe lässt sich die elastische Arterienfaser leicht
von der Muskelfaser, unterscheiden, w’elche erstere sich chemisch
ganz so wie alles elastische Gewebe, nämlich wie das elastische
Gewebe des Ligamentum hyothyreoideum und cricothyreoideum
medium, die elastischen Fasern der hintern Haut der Luftröhre,
die Ligamenta flava der Wirbelsäule, das Band der Flughaut
der Vögel, das Ligamentum nuchae der Säugethiere verhält.
Dagegen ist es schwer und oft unmöglich von einem -Körper,
der nach seinem chemischen Verhalten zur Classe der eiweissartigen
Körper gehört, chemisch auszumitteln, ob er Muskelsubstanz
oder Eiweiss u. s. w. ist. Das ungeronnene Eiweiss lässt
sich zwar durch seine Löslichkeit in kaltém und lauem Wasser
und durch seine Gerinnbarkeit bei 70 — 75° Cent., durch Alcohol,
Mineralsäuren, Metallsalze, der ungero.nnene Faserstoff durch
seine freiwillige Gerinnung ausser dem thierischen Körper, der
ungeronnene Käsestoff durch seine Auflöslichkeit auch bei der
Siedhitze erkennen; allein das geronnene Eiweiss und der geronnene
Faserstoff des Blutes und der Muskeln lassen sich chemisch
nicht weiter unterscheiden, als dass der Faserstoff das Wasserstoffsuperoxyd
zersetzt, worauf das Eiweiss ohne Einfluss ist.
Den Faserstoff des Blutes und der contractilen Muskeln zu unterscheiden
giebt es keine chemischen Hülfsmitteh Vergl. über die
chemische Zusammensetzung der Muskeln. Bd. I. p. 351.
Zur Unterscheidung solcher faserigen Gewebe, welche beim
Kochen keinen Leim geben und deren essigsaure Auflösung von
rothem Cyaneisenkalium gefällt wird, die also zur Classe der eiweissartigen
Körper gehören., giebt es kein Hülfsmittel als die Beobachtung
ihrer Lebenseigenschaften. So sind das faserige Gewebe
in den Corpora eavernosa des Penis des Pferdes, und die con-
tractile Muskelsubstanz nur durch die Lebenseigenschaft der lebendigen
Muskeln, sich auf Beize zusammenzuziehen, unterscheidbar,
welche nach meiner am lebenden Pferde angestellten Untersuchung
jenem Gewebe des Penis fehlt. Wären alle Muskelfasern
perlschnurartig oder varikös, und gäbe es nicht eine ganze
Classe von gleichartigen cylindrisehen Muskelfasern, so wäre jene
Unterscheidung durch das Mikroskop leicht, da sie doch in der
That unmöglich ist.
Aber selbst die Contractilität ist nicht immer hinreichend,
Muskelfasern zu unterscheiden. Aus der Classe der nicht eiweissartigen
Körper besitzen einige Gewebe einen geringen Grad
von Contractilität, namentlich gegen Kälte. So zieht sich
das. Gewebe der Tunica dartos, die wesentlich äus leimgebenden
Fasern besteht, auf den Beiz der Kälte zusammen,
ebenso das Hantzellgewebe, namentlich um die Hautfollikeln
beim Phänomen der Gänsehaut, das Unterhautzellgewebe des
Penis, namentlich der Vorhaut, und wie' S chwasn durch mikroskopische
Versuche (siehe oben p. 29.) an den kleineren Arterien
entdeckt hat, ziehen sich diese auf den Beiz der Kälte
ganz langsam zusammen, und dehnen sich Später wieder aus.
Die Unterscheidung' der contractilen Zellgewebefasern und der
nicht perlschnurartigen Form der Muskelfasern ist jedoch durch
chemische HiVlfsüiittel, die oben angegeben sind, leicht. Die
Fasern des Uterus der Iris verhalten sich z. B. chemisch -wie Muskelfasern,
die^ Fasern der Tunica darlos wie Zellgewebefasern.
Letzteres ist durch Jokdan’s Untersuchungen erwiesen. Siehe
oben p. 27.
Die rothe Farbe der Muskeln hat man vom Färbestoff des
Bluts abgeleitet, und in der That wird diese Farbe auch, wie ,die
des Färbestoffes des.Bluts, an der Luft erhöht. Indessen sah
S chwann einmal die von Natur blassen Muskeln des Karpfen bei der
Maceration in der Kälte im Winter nach einiger Zeit stark rotli
werden, was gegen die Ableitung der Farbe von einer mit dem
Farbestöffe des Bluts identischen Materie spricht.
2. Bau der Muskeln.
Die Elemente der Muskeln sind entweder perlschnurartige