
noch einem Willen unterworfen, und nur insofern ein Multiplem,
als die Theile des Multiplums nur die Fähigkeit haben, Individua
zu sein, aber noch nicht de facto individua sind. Und zu einer
spätem Zeit ist das System zusammenhängender Theile ein Multiplem
wirklicher Individuen. Auch manche Würmer lassen sieh
in mehrere Individuen trennen, und sind also' an und für sich
kein Individuum, sondern ein System von mehreren, den ganzen
Begriff nnd die ganze Potenz des Thiers enthaltenen Theilen,
von welchen jeder Theil, wie gross oder klein er seyn mag, dasselbe
Thier zu werden vermag, Die junge Nais proboscidea hat
nur 14 Glieder. Bei ihrem Wachsthum vermehren sich die Glieder
am Hinterende, und nach einer gewissen Zeit fängt ein Theil
dieser neuen Glieder an, sich vom übrigen Thier abzusehnüren,
indem lange vor der Trennung schon wieder das Mutterstück neue
Glieder.an der Einschnürungsstelle bildet, und nach der beginnenden
Abschnürung des zweiten Individuums abermals neue Glieder bildet.
Auf diese Art hat man Gelegenheit die Mutter mit 3 Kindern
zu einem System verbunden zu sehen, welches aus einem
Glied des Systemes herangewachsen - ist.! O. F r. Muelxer' Naturgeschichte
einiger Wurmarien des süssen und salzigen Wassers.
Copenhagen 1800. Grijitiiuisen Noi>, act. nat. cur. XI.
Bei einer Naide, die zn einem Multiplum angewachsen ist,
gleichen die Stücke, die sich ablösen können, dem jungen Zustande
des Individuums schon der Form nach, indem das ganze RJulti-,
plum viele solche Glieder enthält, von dem das junge Individuum
nur wenige hat. Es kann aber auch ein Thier der Form nach
nichts von einem Multiplum zeigen, und doch ein Multiplum von
Theilen seyn, die seihst-neue Individuen werden können, Hierher
gehören wieder die Hydren zur Zeit, wo sie noch ein einziges,
von einem Willen beseeltes Individuum ohne Sprossen sind.
Auch in diesem der Form nach einfachen Zustande sind sie
zwar keine Systeme eigenlebiger Individuen, aber der Kraft
nach Multipla desjenigen, was zur Bildung eines Polypenindividuums
nötbig ist. Denn Stücke aus dem Stammtheil des Polypen
wachsen in kurzer Zeit wieder zur Form eines (Polypen
um, treiben Arme hervor und erhalten die Darmhöhle. J;a es.
ist nach den Versuchen von T rembxet sogar gleichgültig, ob man
den Polypen der Länge nach oder nur in ringförmige Stücke
theile, oder Stücke aus den Seiten ausschneide, in allen Fällen
wandeln sich diese Stücke in junge Polypen um. T rembley
Memoires pour seroir a l’histoire Sun gerne de polypes d eau douce.
Leide 1744. Hieraus geht hervor, dass wie bei den Pflanzen in,
den Blättern, so bei den Polypen in aliquoten * nicht näher bestimmbaren
Theilen ihres Körpers Alles enthalten ist, was zum
Inbegriff eines Individuums der Species gehört nnd dass jedem
der Trieb einwohnet, wenn es nicht dem System solcher individuell
lebensfähiger Theile, die zur Form eines Individuums verbunden
sind, unterworfen ist, die Form selbst anzünehrnen. Auf
ähnliche Weise verhalten sich auch die Planarien, dje sonst niemals
zu einem System von willkürlich sich seihst bestimmenden
Wesen anwaehsen, sondern demWilleo flach ejnfaehe Individuen
sind. Man kann sie nach den Versuchen von D ugks in 8 1 0
Stücke zerschneiden, die wieder individuell belebt erscheinen und
fm Sommer; innerhalb 4 Tagen die Form der Species annehmen.
FR°RSowohl5die Hydren als die Planarien sind gewiss so gut wie
iedes Thier in organische Systeme, Organe und Gewebe orgam-
sirt Die Organisation der Planarien ist bereits ziemlich genau
S S a n /w e n n «,«» diejenige der Hydren ungeachtet der
auch hier stattgefundenen F ortschritte noch nicht so genau kennt
a?s es wünschenswert!! ist, so stehen sie jedenfalls auf gleicher
Stufe mit allen übrigen Polypen. Man weiss wie bestimmt die
Details der Organisation bei den Polypen sind, man weiss, dass
S e Bewegung % gut wie bei irgend einem Thier durch Muskeln
geschieht^ man kennt die Anordnung dieser Muskeln, die des
Darmkanals und bei den Actinien, und selbst den zusarnm ge-,
setzten Polypen die Anordnung der Geschlechtsteile. Wenn also
blosse Stücke einer Planaria, einer Hydra und bei f i t e r e r sehr
kleine Stücke die Kraft zur Bildung eines Individuums enthalten,
so ru h t diese Kraft offenbar in einer Masse von Theilchen, welche,
so lange sie mit dem Stamm verbunden waren, speciellen Functionen
des ganzen Thiers dienten und seinen Willenseinfluss ernähren.
In diesen Stücken werden Muskelfasern Nervenfasern u. s. w,
seyn. Eine klare Vorstellung dieser Thatsache fü h rt zu dem
Schluss, dass ein Haufen tie ris c h e r Gewebe von verschiedenen
physiologischen Eigenschaften von einer Kraft beseelt seyn könne,
welche Ion den s?ecifisehen Eigenschaften der einzelnen Gewebe
ganz verschieden ist. Die Eigenschaften der Gewebe in einem
abgeschnittenen Stück Hydra z. B, sind Z u s a m m e n z . e ^
der Muskelfasern, Wirkung der Nervenfasern auf die Maske fa ern
u s. w. Diese Eigenschaften hängen von der Structur und dem
Zustande der Materie in diesen Theilchen ab.
hingegen ist identisch mit d e r, welche den ganzen Polypen er-
zeu g fh at, wovon das Stück abgeschnitten wurde.
■ SDie Ursache, welche eine Portion der Hydra nnd Planaria
zur Function in einem grossem Ganzen zwingt, ist die Wechselwirkung
dieser Portion Materie mit der]emgen eines schon orga-
„isirten*; durch sein Gehirn centrirten Thiers. In diesem Zustand
bleibt die Grundkraft latent und die Organisation der &ewe e-
theilchen dieser Portion Materie dient dem Centraiemfluss les
organisirten Polypen, Sobald aber der Contact einer Poition
o rg a n is ie r Materie einer Hydra oder einer Planaria mit dem
centrirten Ganzen aufgehoben wird, so- wird der herrschen e
Einfluss des centrirten und vollständig organisirten Ganzen aufgehoben,
und dieses Stück strebt zu individueller Organisation, indem
wahrscheinlich die in ihm schon vorhandenen GewebetheiU
chen ihre Bedeutung verlieren, und sich die ganze Masse m
dungsstoff und Keimzellen verwandelt, aus denen beim Embri o alle
Gewebe entstehen und diese Zellen wieder, wie emi m r j ,
in die Urtheilchen der späteren Gewebe umgewandelt werden.
Ebenso oder ähnlich ist es auch bei den Pflanzen. So lange
das speciell, als blosses Organ organisirte Blatt noch mit der