
gesetzten Eigenschaften, welche nach dem Durchgang durch einander
ihre Bahn fortsetzen.
N a c h e m p f i ^ d u n g d e s G e h ö r s .
Schon aus den oben angeführten Versuchen von Sava,et folgt,
dass der Eindruck, der Schallwellen auf den Gehörnerven etwas
langer dauert, als der Durchgang der Wellen durch das Ohr.
Durch eine sehr lange Dauer oder hange anhaltende Wiederholung
desselben Schalles lässt, sich aber die Nachempfindung im Nerven
noch viel länger, ja über 4,2 — 24 Stunden festhalten? wie
jeder weis?? der mehrere Tage ohne Unterbrechung in , einem
schweren Postwagen gefahren ist. Leicht hört man dann in der
Ruhe: sehr lange das Poltern und Geräusch fort. ....
Hieraus lässt sich einselien, dass das Empfinden des Schalles
als :Scbatl nicht in letzter Instanz von der Existenz der Stosswel-
len abhängt, und das? der Schall als Empfindung ein Zustand des
Gehörnerven ist, der durch StösSe zwar erregt werden kann, aber
auch in anderer Weise möglich ist,. Beim Gesichtssinn hat man
die,. Nachempfindungen durch die Annahme, erklären zu können
geglaubt, dass das Liebt als Materie von der Retina eine Zeit
lang festgehalten werde, wie bei der Absorption des Lichtes. Hier
beim Gehör fällt dagegen die Unstatthaftigkeit einer solchen: Erklärung
sogleich in die Augen, Rein reizender Stoff und kein
Stoss kann hier festgehalten werden, und wenn, die durch den
Stoss erregten Wellen perenniren sollten, so, müssten es jedenfalls
Fluctuationen des Nervenprin'cips selbst im Hörnerven seyrt, die
so lange erfolgten, bis das Gleichgewicht hergestellt ist,.
D o p p cl th ö r en.
Dem Doppeltsehen desselben Gegenstandes durch zwei Augen
entspricht das Doppelthören durch 2 Ohren, dem Doppeltsehen
mit einem Auge wegen ungleicher Brechung, das Döppelthören
mit einem Ohr wegen ungleicher Leitung. Die erster« Art des
Doppelthörens ist sehr selten. Hierher gehören die von Sauvages
und Itard angeführten Fälle. In dem einen der zwei Fälle; von
Sauvages wurde ausser dem Grundton .auch .dessen: Octuye gehört,
was, wenn es richtig, schwer erklärlich seynwürde. In dem
Falle von Itard wurden durch beide .Ohren verschieden hohe
Töne gehört. Dergleichen Fälle, mögen wohl bei aufmerksamerer
Beobachtung nicht so selten seyn; mich ängstigte selbst einmal
eine Art höhern Nachhalls, den ich bei Tönen von massiger Stärke,
wie der menschlichen Stimme- hörte. Diese Erscheinung war aber
sehr vorübergehend und sie ist mir seitdem nicht wieder vorgekommen,
auch weiss ich nicht, gb dev Nachhall von ungleicher
Wirkung beider Ohren herrührte.
Die zweite Art des Doppelthörens, die nicht von der ungleichen
Wirkung beider Ohren, sondern von ungleicher Leitung desselben
Tones durch zwei Media zum Ohr herrührt, kann -tnan
leicht versuchen, z. B. wenn man den Ton eines im Wasser schallendep,
Glöckchens bei verstopften Ohren durch die Luft hört
und zugleich mittelst eines festen Conductors, der ans Ohr und
ins Wasser gehalten wird, aus dem Wasser hört. Beide Töne,
sind an Stärke und Klang verschieden. Ebenso wenn man durch
die mit Membran geschlossene Pfeife, die ins Wasser gehalten
wird, einen Ton hervorbringen lässt, der auf die eine und andere
Art, durch die Luft und durch den Cbnductor aus dem Wasser
zu dem Verstopften' Ohre kommt.
S c h ä r f e d e s G e h ö r s t.
Beim Scficn muss die Schärfe dès Gesichtes in verschiedene
Fernen, für die räumlichen Unterschiede der Net^hauttheilchen,
für Hell und" Dunkel und für die FarbennüancCn unterschieden
werden. Beim Gehör giebt és keine parallele zur Fähigkeit für
verschiedene Fernen das Sähen einzurichten; auch die Schärfe
der räumlichen Unterscheidung im Nerven fällt weg. So wie
Einer im Hellen nur deutlich, ein Anderer nür bei massigem
Lichte deutlich sieht, so giebt es èine verschiedene Ausbildung
des Gehörs für das Unterscheiden tiefer und höher Töne. Und
so wie ein scharf sehender doch die Farben schlecht unterscheiden
und keinen Sinn für Färbenharmönie und Disharmonie haben
kanhj sö fehlt bei gut Hörenden, welche auch schwaches Geräusch
unterscheiden , zuweilen der Sinn für Unterscheidung der müsi-
catischen Unterschiede der Töne und für Harmonie und Dissonanz,
da hingegen auch ein Schwafchhörender'diesen Sinn haben
kann. Manche Menschen hören irn Allgemeinen gut, aber die
Grenze des Hörens hoher Töne tritt bei ihnen bald ein. Wom-
l a s t o n bat Beispiele davon beobachtet. Schwerhörige hören zu-'
weilen sehr hohe Töne noch ganz gut. Unter die Ursachen dieser
Erscheinung gehört, wie oben erklärt Wörden, die zu grosse
Spannung des Trommelfells aus was immer für einer Ursache.
Manche Schwerhörige hören besser bei starkem Lärm schwächere
Töne. Paracusis Willisiuna. Wittis beschrieb zwei Beispiele dieser
Art, von einer Person, die sich nur unterhalten konnte, wenn
eine Trommel nebçn ih r.geschlagen wurde, einer andern, die nur
während des Làutèns der Glocken hörlc. Aéhnliche Fälle sind von
B o u d e r , B a c h m a n n , F ie u it z beobachtet. Siehe M u n c k e in Geh-
i .e r ’s physic. Wörterbuch. 4. 2. p. 1220. Diese Erscheinung kann
von einem Torpor dös Gehörnerven herrühren, welcher Zur Schär- ’
fung seiner Thäfigkeit erregt werden muss. Zuweilen mag auch
der Umstand, dass ein Schwerhöriger bei grossem Lärm besondere
Töne so gut wie Andere hört, davon herrühren, dass er von dem
Geräusch wenig, Guthörende aber viel davon gestört werden. So
erklärt ?. B. der Schwerhörige, von dem p. 438. berichtet wurde,
dass er in einem fahrenden geschlossenen Wagen mit Andern sitzend,
an der Unterhaltung sehr gut Theil nehmen kann. Die
Anderen, sagt er, hören dann die Stimmen der im Wagen sprér
chenden nicht besser als er selbst, weil sie das Gerassel des-Wagens
stärker hören. Das zu scharfe Gehör, Hyperacusis entspringt
von zu grosser Reizbarkeit des Hörneryen und entspricht der Pho