
bilden. R eichert zeigt, dass der letztere dem erstem vorausgeht.
Nach der Entwickelung des Unterkiefers kommt jener Fortsatz
des Hammers an die innere Seite des ersten festem Rudimentes
vom Unterkiefer zu liegen. Jener Fortsatz des Hammers fängt
an zu verkümmern, wenn der Unterkiefer zum grössten Theile
ausgebildet und verknöchert ist.
Der zweite Visceralbogen wird theils zur Bildung des Sus-
pensoriums des Zungenbeins, theils zur Bildung des Steigbügels
verwandt. Das Suspensorium des Zungenbeins des Menschen ist
in seinem obern Theile knöchern, der anfangs isolirte, dann mit
dem Schläfenbein verwachsende Processus stiloideus, ist in seinem
untern Theile bandartig, Ligamentum stilo-hyoideum, dann folgt
wieder ein knöchernes, kleines Horn des Zungenbeins. Bei den
meisten Säugethieren geht beinahe das ganze Suspensorium des
Zungenbeins in Verknöcherung über, und bildet das ans mehreren
Gliedern bestehende vordere Horn des Zungenbeins. Die
hinteren Hörner des Zungenbeins und dessen Körper bilden sich
aus einem knorpeligen Streifen im dritten Visceralbogen. Ueber
die Verwandlungen der Visceralbogen bei den Vögeln und Amphibien
siehe Reichert a. a. O. und vergleichende Entwickelungsgeschichte.
des Kopfes der nackten Amphibien. Königsberg 1838.
3. Extr emitäten.
Die Extremitäten entstehen bei allen Wirbelthieren in gleicher
Weise als blattartige Erhebungen an den Rumpfwänden an
der Stelle, wo sich in den Rumpfwänden mehr oder weniger von
einem Gürtel für sie bilden wird. Die Urform ist sich ziemlich
gleich, mag die Extremität hernach zum Schwimmen, Kriechen,
Gehen oder Fliegen bestimmt seyn, die Uranlage ist nämlich der
allgemeine Wirbelthiertypus, der sich später in die bestimmten
Formen gliedert. Beim Menschen sind die Finger anfangs durch
Blastem noch wie durch eine Schwimmhaut vereinigt, was jedoch
weniger für eine wirkliche Annäherung an die schwimmenden
Thiere anzusehen ist, wie vielmals als Urform der Hand, welche
hernach ihre einzelnen Theile mehr indivicfualisirt.
In Hinsicht der speciellen Entwickelung des Knochensystems
muss ich auf die ausführlichen Werke über Entwickelungsgeschichte
verweisen. Ueber die Ausbildung aller einzelnen Theile des Knochensystems
geben Valentin s Untersuchungen in seiner Entwickelungsgeschichte
ausführliche Aufschlüsse.
4. Ge f ä s s s y s t em.
Die erste Entwickelung des Gefässsystems und Herzens in der
Keimhaut ist bereits oben beschrieben. Die erste Form des Kreislaufs
bietet die durch den Sinus terminalis eingeschilossene Area
vasculosa dar, in welche das Blut vom Herzen und der Aorta
durch zwei quer verlaufende Arterien gelangt, und aus welcher
das Blut durch entgegengesetzte, yoq oben und unten herkominende
Venen wieder zum schlauchförmigen Herzen gelangt. Diese
Gefässanordnung verändert sich demnächst dahin, dass, statt der
den Arterien entgegengesetzten Venen, andere sie begleitende Venenstämme
aus dem Gefässnetz der Area vasculosa sich ausbilden,
dass der Sinus terminalis eingeht, und dass die Gefässe sich über
den ganzen Dottersack ausbreiten. . „
Herz. Das Herz ist bei allen Thieren anfangs ein Ganal ohne
Abtheilungen, welcher an seinem untern Ende die Venenstämme
aufnimmt, aus seinem obern sich in die Arterienstämme, Aortenbogen
theilt. Während sich dieser Canal hufeisenförmig krümmt,
entstehen an ihm bei allen Wirbelthieren drei Abtheilungen, die
hintere, der einfache Vorhof, welcher die Venenstämme aut-
nimmt, die mittlere, der einfache Ventrikel, die vorderste Bulbus
aortae, alle drei ziehen sich nach einander zusammen. Diese
Abtheilungen bemerkt man beim Vogel schon vom 2. zum 3. Tag.
Der Vorhof und der Bulbus aortae liegen jetzt an den Enden der
Schenkel des Hufeisens. Durch die Aussackung des mittlern Theils
nach unten entsteht die erste Andeutung der ventrikelartigen Form.
Indem sich auf diese Weise die grosse Curvatur des Huteisens
zwischen Vorhof und Bulbus viel mehr' als die kleine entwickelt,
rücken sich Anfang und Ende des Herzens, oder Vorhof und
Bulbus nahe nach oben, der spätem Form entsprechend, und der
Ventrikel sackt sich nach unten aus. Das Herz der Fische behält
die drei Abtheilungen, ohne dass'Abtheilungen im Innern in ein
rechtes und linkes Herz entstehen. Auch das Herz der nackten
Amphibien behält die drei musculösen Abtheilungen für’s ganze
Leben, aber der Vorhof wird durch eine Scheidewand in einen
Lungen-und Körpervorhof getheilt. Bei den beschuppten Amphibien
bildet sich, ausser der Scheidewand der Vorhöfe, die Thei-
lung des Ventrikels nur mehr oder weniger aus. Bei den Vögeln,
Säugethieren und dem Menschen sind Vorhöfe und Kammern zur
vollkömmnen Theilung bestimmt, diese Thiere und auch die beschuppten
Amphibien behalten einen musculösen Bulbus aortae
auf die Dauer nicht und derselbe verschmilzt mit den Ventrikeln.
Die Theilung des Vorhofs und der Kammern in ein rechtes und
linkes Herz beginnt bei den Vögeln gegen die 60. 70. Stunde.
Die Theilung der Kammer beginnt nach v. Baer an der Spitze
des Herzens und schreitet nach oben vor. A. Thomson sah nach
7— Tagen der Bebrütung noch eine Communication, sie verschwindet
später, indem zugleich im Bulbus aortae eine Scheidewand für
die Wurzeln der eigentlichen Aorta und A. pulmonalis entsteht.
Die Scheidewand der Vorhöfe bildet sich von einer halbmondförmigen
Falte aus, welche von oben herab wächst, der linke
Vorhof ist anfangs sehr klein, nach dem 6. Tag findet man ihn
in Verbindung mit den Lungenveüen. Beim Menschen beginnt
die Theilung der Kammern nach Meckel um die Zeit der vierten
Woche und ist nach acht Wochen vollständig. Die Scheidewand
der Vorhöfe bleibt bei dem Menschen und den Thieren, die eine
solche erhalten, im Fötuslebeu unvollkommen. Anfangs, wenn
die Abtheilung beider Vorhöfe begonnen, haben beide Hohlvenen
ein verschiedenes Verhältniss zu ihnen; die obere tritt wie beim