
der Monaden auf einander entstanden sind. Diese von der Vorsehung
bedingte yereinigung ist die Ursache der Form eines organischen
Körpers. In den Keimen besteht eine Concentration
des ganzen Systems innerer Zustände ohne die entsprechende
Gestaltung. Die Wechselwirkung zwischen Seele und Leib ist
.hiernach eine Wirkung der einen vorstellenden Monade auf die
inneren Zustände der übrigen und umgekehrt. Die' vorstellende
Monade, welche, wie jede Monade in H erbart’s Sinn
nur einen mathematischen Punct einnehmend gedacht werden
kann, bedürfe keines festen Sitzes im Gehirn, sondern sie
könne sich bewegen in einer gewissen Gegend, ohne dass hiervon
in ihren Vorstellungen nur die geringste Ahnung, oder bei
anatomischen Nachsuchungen die geringste Spur vorkäme; wohl
aber könne inan Veränderung ihres Sitzes als eine sehr fruchtbare
Hypothese zur Erklärung ihrer anomalen Zustände betrachten.
H eiibart bemerkt ferner, dass man ohne Grund annehmen
würde, dass in allen Thieren und im Menschen der Sitz der
Seele an derselben Stelle sei. Wahrscheinlich sei er bei Thieren,
besonders bei den niederen, im Rückenmarke. Man dürfe auch
nicht voraussetzen, dass jedes Thier nur eine Seele habe.' Bei
Gewürmen, deren abgeschnittene Theile fortleben, sei das Ge-
gentheil wahrscheinlich, und im menschlichen Nervensystem mögen
sich gar viele Elemente befinden, deren innere Bildung die
einer Thierseele von der niedrigem Art weit ühertreffen. In
abgetrennten organischen Theilen erhalte sich übrigens eine Zeitlang
Lehen ohne Seele. Bobrik (System der Logik. Zürich 1838.)
geht auch von dieser Ansicht aus, und wendet sie mit Consequenz
auf die Erklärung der organischen Vorgänge an. Damit Einheit,
Totalität, Zweckmässigkeit in die Beweglichkeit der Lebenskräfte
hineinkomme, bedarf es, sagt Bobrik, einer herrschenden Monade,
welche das ganze bereits zu organischer Beweglichkeit vorbereitete
Aggregat innerlich gebildeter Monaden zu einem Systeme
vereinige. Diese herrschende Monade ist die Form im eigentlichen
Sinn. Unter den stufenweise sich anbildenden Bestandteilen
steigen einige bis zur Vollständigkeit innerer Zustände empor,
dass sie selbst Formen künftiger neuer Orgamismen, oder dass
sie Samen zur Fortpflanzung werden können. Diese Ansicht angewandt
auf die wirksamen Körperchen oder organisirten Elementartheile
der organischen Körper, so würde jedes derselben
in einem organischen Körper ein untergeordnetes System von
wirksamen Atomen seyn, welches sich bilden und wieder auflösen
kann, ohne dass die wirksamen Atome oder Monaden im Sinne
von H erbart zerstörbar seyen.
c. A e u s s e r u n ^ d e s S e e l e n l e b e n s i n d e r O r g a n i s a t i o n de s
Ge h i r n s *
Herbart’s Ansicht von den Monaden und von der Materie er-
klärt allerdings das Wirken der Seele auf die Materie, ohne dass sie
selbst Materie ist, da es hierbei nur auf die Wirkung eines einfachen
Wesens auf andere einfache Wesen oder Monaden ankommt.
Bei’ einem weitern Versuch die Bildung räumlicher Voistel-
lunaen in der Seelenmonade aus Veränderungen der räumlich
•msgedehnten Theile des Organismus, und wieder die Wirkung
der Seelenmonade auf ganze Summen von organischen Usern zu
erklären, stösst man aber auf unauflösliche Schwierigkeiten. Das
Problem aller Zeilen war zu begreifen, wie ein aus Flieden nicht
zusammengesetztes einfaches Wesen, die Seele f»us;d|m N ebene n-
2 5 der afficirten Körperteile , z. B. aus dem Nebeneinander
der' afficirten Netzhauttheilchen des Auges eine Anschauung von
Nebeneinander erhalte, so zwar, dass ein gewisses ^eUhautthe -
eben eine bestimmte Beziehung ium Sehraum erhalt. Denn alle
Anschauungen des Sehsinnes von räumlicher Ausdehnung beruhen
darauf, dass die Netzhauttheilchen
a b c d
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in den Relationen der gegenseitigen Lage vorgestellt ? j
sie wirklich nebeneinander existiren. Nimmt man das Beisp<
vom Gefühlsinn, her, so ist die Schwierigkeit diese be. Eun"
haben jedenfalls das Vermögen, das Nebeneinander der Aussendinge
durch das Gefühl zu unterscheiden nur dadurch, dass wir e . ®
Anschauung des räumlichen Nebeneinander unserer Körperteile
durch das Gefühl haben. Der ganze Sehapparat ist darauf ^rechnet
die an entfernten Theilen der Aussenwelt vorhandenen Unterschiede
von räumlich nebeneinander vorhandenen Dingen, in U fW g P
Ordnung des Nebeneinander auf die räumlich ausgedehnte. Ner.
venhaut selbst zu verpflanzen. Ist nun die Seele ein, nur in einem
mathematischen Punct denkbares Wesen ohne Bez.ehug zum
Raume, wie entsteht dann aus dem Nebeneinander der Neiven-
theilchen die Vorstellung derselben Ordnung? Man kann
vorstellen, dass eine solche Monade von allen Seiten her gleich
sam Impulse erhalte, und dass aus den Impulsen andere
Monaden auf die Seelenmonade machen, die \ orstelluug
raums entspringe. Allein zu einer solchen Cpncent ation aller
Wirkungen der Sinne auf einen Punct zeigt sich in der Organ _
sation des Gehirns keine Andeutung. Am einfachsten
jener Ansicht seyn, zu behaupten, dass wir durch unsern Korpe
gar keine Empfindungen von Nebeneinander erhalten, und diess
ist wirklich hm, und wieder behauptet worden Steisbuch
trüge zur Physiol. d. Sinne. Nürnberg 1811) hat den verschiedenen
Sinnen die Empfindung« des Räumlichen ganz'abgesprochen und
behauptet, dass die Anschauungen von räumlicher Ausdehnuue
des Empfundenen erst durch die Bewegungen entstehen. So empfinde
die Nervenhaut des Auges nicht das räumliche Nebenem-
ander in ihren Theilchen, sondern diese Perception w^de durüb
die Augenmuskeln vermittelt. Ein beleuchteter Punct der Retina
werde durch die bewusste Contraction eines Augenmuskels zu
einer leuchtenden Linie. Damit aber andeie iei e eJ
beleuchtet werden, bedürfe es anderer Contractionsgrade der Muskeln.
So wird der räumliche Unterschied aut der Retina zu einem
zeitlichen der Contractionen, welche nothig sind, um vei