
Nervenenden und MuskelfäSerri nur dann anziehen könnenoder
die Muskelfasern nach der1 zweiten Hypothese nur dann ausëin-
der weichen können, wenn’ sie keine Leiter sind: Das sind sie
aber. Sie leiten die Electricitat im nassen Zustande vortrefflich,
und so gut, als'irgend ein nasser thierischer Theil. Man könnte
für die Hypothese, dass die Muskeln doch unvollkommene Leiter
seyen, eine Beobachtung von A /r. Humboldt anführen dass1,1 wenn
dér lose unterbundene Nerve eines Froschschenkels über der Unterbindung
mit einem, der Muskel mit dem andern Polearmirt
wird, eine Zuckung nür dann erfolgt, wenn von der Unter,bindungsstelle
des Nerven bis zu seinem Eintritte in den Muskel
noch ein Stück freiliegenden Nehvens ist. Unterbindet man den
Nerven gleich bei seinem Eintritte in ’ den Muskel, und armirfc
den Muskel und Nerven über der Unterbindung; sö folgt keine
Zuckung.' Diese letztere erfolgt aber, wenn man den Nerven
jetzt eine Strecke aus dem Muskel heraus präparirt, auch hört
die Zuckung auf, wenn zwischen Unterbindung und Muskel zwar
ein Stück Nerve frei liegt, diesés Stück aber von einem Stückchen
Muskelfleisch umgeben wird. Man könnte auf den ersten
Blick daraus scliliessen, dass'der Muskel ein unvollkommener Leiter
ist. Aber bei genauerer Betrachtung siebt man, dass der
Erfolg des Versuchs eben von der vortrefflichen Leitung des Muskels
abbängt. Denn zur Umhüllung des Nerven kann, wié A. v.
Humboldt fand, auch eben so- gut und mit demselben Erfolge nasser
Schwamm oder Metall angewandt wérden. Wie gut das nasse
Muskelfleisch leite, davon kann man 'sich bei jedem Versuche au
Froscbschenkeln mit der einfachen galvanischen Kette überzeugen,
sobald man als Conductor des schwachen electrischen Stromes
ein abgeschnittenes Stück frisches oder altes MuskelileisCh
nimmt.
Erwägt man überdiess, dass die ganze Hypothese von der
Aehnlichkéit des electrischen und Nervenfluidüms keine empirische
Basis hat, und dass, wie oben Bd. I. p. 616 bewiesen Wörden,
beide Fluida durchaus nach den Körpern, Welche sie
leiten und welche sie isoliren, verschieden- sind, so bleibt kein
Grund mehr für die Annahme der Theorie von P bevost und Dumas
oder irgend einer anderen modificirten Theorie der Muskelbewegung,
die auf die Electricitat begründet wäre,y übrig.
Da die Muskelfasern zwischen den Nervenschlingen der Muskeln
verkürzt zu werden scheinen^' so ist es wahrscheinlich, dass
diese ‘Stellen des Muskels, welche dem Einflüsse des Nervenprin-
Cips vorzugsweise ausgesetzt werden, sich anziehen und dadurch
die zickzackförmige Biegung der Fasern hervörbringen. Die regelmässigen
Anschwellungen der primitiven Bündel der Muskeln,
die ich oft an den Muskeln der Insecten unter dem Mikroskope
gefunden, zeigen auch, dass noch zwischen viel kleineren Theil-
chen der Muskelfasern Anziehungen der Länge nach gegen einander
stattfinden. Auch diese Anziehung wird davon abhängen,
dass die Muskelfasern durch das Nervenprincip in diesen anziehungsfähigen
Zustand ihrer aliquoten Theile versetzt werden.
So weit und nicht weiter lässt sich indess bei dem jetzigen Zu-
I stande "der Wissenschaft; gehen. Die Fähigkeit des cóntractilen
Gévvébes der Oseillatorien, der Mimosen ü. s. w., des leimgebèn-
I den edntractilen GèweKesPder Tliiere, sich zu krümmen, sich zu-
B' sa mine n zü zie ben; 5 si eh zu vérkürzën, scheint diesen wie den MuS-
■ kein durch ihren Lebenszustand eigen. Aber die Muskelfasern
Ë unterscheiden sich von jenen, dass dieser Lebenszüstand jedesmal
Berst durch eine Wirkung öder Entladung des Nervenprincips in
B Act tritt. . ' v
;i. Schwann ist mit Versuchen beschäftigt, um auszumitteln, nacti I welchem Gesetz die KrMt' eines Muskels mit der Gontraction des-
» 'selben ab-oder zunimmt. Er bedient sich dazu des MusculuS gäs-
« trocnêinius beim Frösche Und zWär mit Hülfe 'folgender Vorrich-
II tuiw. ‘ Ein Frosch wird anfleineih Brettchen mit seinem Ober-
I schènkel horizontal befestigt, der .Unterschenkel senkrecht in die
I Höhe' gerichtet und der Fass wieder horizontal gebogen. Beide
■ Aterden in dieser Lage unbeweglich festgebunden. Dann wird
I der N. ischiadicUs hoch am Obefichenkel abgeschnitten und, mit
1 möglichster Schonung der grósSeh'Gefässe, bis züm Unterschen-
I keb herauspräparirty so dass er seitwärts heraushängt und hier
I über zwei’Anfangs horizontal laufende, dann aber senkrecht sich
I hinunter biegende »Und das Brettchen durchbohrende Drätlie ge-
■ legt’werden kann. Von diesen unter sich nicht zusammenhän-
■ renden Dräthen geht der eine zü dem èinen Poll eines galvani-
I sehen Plattenpaares, der anderé kann, durch leichtes Andrücken
■ eines- von dem andern Pol kommenden Dratbeäsj* • mit- diesem in !| Verbindung gesetzt werden. Die Haut am Unterschenkel des
: Frosches bleibt unverletzt, bis auf einen kleinèn Einschnitt in der
Ferse, durch den die Sehne des M. gaströenemius, nachdem sie
I am Eusse abgeschnitten - worden, geleitet wird. An diese Sehne
I wird eih Faden gebunden, der senkrecht in die Höhe geht zu
1 dem einen Arm einer darüber hängenden Wage, wo er festge-
1 bunden wird. An dem andern Arm der Wage'hängt eine Wa-
| geschale. ; Der erste Arm;’ mit dem der1 Muskel* in'Verbindung «steht,; wird durch Anbinden eines geraden Drathes um das Sechs-
. fache verlängert, damit eine kleine Contraction des Muskels eine
grosse Bewegung dieses Wagebalkens hervorbringt, Die Wage-
I schale wird nun so viel beschwert, dass sie ein kleines Ueber-,
I gewicht über den andern Waggbalken hat. Das Ende di'eSes
I verlängerten Wagebalkens wird durch ein horizontales Stäbchen,
I gegen das es nach oben drückt, so niedergehalten, dass sich der
I M/agebalken nach unten, aber nicht näch oben bewegen kann. I ' Dieses Stäbchen kann,-vermittelst einer eigenen Vorrichtung, sehr
I genau jihöher und niedriger geschraubt werden und 5 die Grösse
i « dieser Veränderung kann an einer Skale abgelesen werden. Ist
I nun der Apparat so vorgerichtet, dass der lange Wagebalken et-
I was höher steht als in der horizontalen Richtung, ist ferner der
I den Muskel mit demselben verbindende Faden so gewählt wor-
I den, dass er in dieser Stellung ,ein wenig gespannt wird, so lässt
I man den Reiz eines Plättenpaäres von 1 □ " Oberfläche auf den
Ischiadicus »wirken. Durch die Zusammenziehung des Muskels
•wird der Wagebalken nach unten gezogen. Man schraubt nun