
also im Umfang einer Octave steigern, Diess war die Grenze
der Brusttöne, welche auf diese Weise erhalten werden konnten,
-wurde nun aher der Kehlkopf seitlich zusammengedrückt in der
Gegend der Stimmbänder und unter dieser Gegend, so wurden
die weiteren Brusttöne mit Leichtigkeit hervorgebracht und der
Brustton stieg um so höher, je mehr die Zusammendrückung
wuchs. Auf diese Art wurde wieder eine ganze Octave Brusttöne
möglich bis c. Hier war eine unübersteigliche Grenze und die
Zusammendrückung des Schildknorpels hatte den höchsten Grad
erreicht. Bemerkenswerth ist noch, dass hei dieser Zusammendrückung
die Fisteltöne ganz ausgeschlossen wurden. Es scheint
daher, wenn man die Wirkung der Zusammendrückung des Kehlkopfs
von den Seiten auf die Stimmbänder für eine Nachahmung
der Wirkung des M. thyreo-arytenoideus ansehen will, dass gerade
dieser Muskel, indem er den Stimmbändern eine musculöSe Tension
ertheilt, und indem er den Äditus glottidis inferior verengt,
die Falsetstimme ausschliesst, die sonst schon ziemlich tief möglich
ist. An dem vorhererwähnten Kehlkopf z. B. war der erste
mögliche Falsetton ais vor c und von da an weiter, dennoch
wurden alle Fisteltöne von c bis c durch die stärkere Zusammendrückung
des Kehlkopfs ausgeschlossen, und die höchsten Brusttöne
bei immer mehr zunehmender Zusammendrückung noch bis
e möglich. Die Theorie der Brusttöne ist demnach diese:
1. Die Bänder schwingen in ganzer Breite, auch die mit
ihnen verbundenen Membranen und der Muse, thyreo-arytenoideus.
2. Die tiefsten Brusttöne w’erdcn erhalten bei grösster Abspannung
der. Stimmbänder durch Rückwärtsbewegen des Schildknorpels.
3. Bei so grosser Abspannung sind die Stimmbänder nicht
allein ganz ungespannt, sondern im Zustande, der Ruhe auch runzelig
und faltig; aber sie werden durch das Blasen ausgedehnt
und dieses giebt ihnen die zum Schwingen nöthige Tension.
4. Indem man die Abspannung geringer werden lässt und
dem Schildknorpel erlaubt, sich nach vorn zu begeben oder dem
Zuge des elastischen Ligamentum crico-tbyreoideum medium nachzugeben,
steigen die Brusttöne bis gegen eine Octave.
5. Bei der mittlern ruhigen Stellung des Schildknorpels und
der Cartiiagines arytenoideae, wenn die Stimmbänder weder gespannt
noch gefaltet sind, hat der Kehlkopf die Disposition zu
seinen leichtesten mittleren Brusttönen. (Zwischen den mittleren
und tiefsten Brusttönen liegen die der gewöhnlichen Sprache.) _
6. Die zweite Octave tritt schon, indem aufwärts entsprechende
Fisteltöne neben ihr liegen, mit diesen in Collision, letztere
werden vermieden und die Brusttöne bis zur letzten Grenze
gesteigert durch Zusammendrückung der Stimmbänder Von den
Seiten und Verengerung des Aditus glottidis inferior vermöge des
Musculus thyreo-arytenoideus, dann auch wieder, wie schon vorher,
durch stärkeres Blasen.
7» Bei den Brusttönen kömmt ausser den Stimmbändern
auch die musculöse Tension der Stimmlippen durch den Musculus
thyreo-arytenoideus in Betracht.
8. Bei den Falsettönen schwingt bloss der innere oder Rand-
theil der Stimmbänder; sie hängen in Hinsicht der Höhe von
der Spannung der Stimmbänder ab. t
XX. Der Kehldeckel, die oberen Stimmbänder, die M o r g a g n i -
sehen Ventrikel, die Gaumenbogen, kurz alle vor den unteren Stimmbändern
liegenden Theile sind weder zur Bildung der Brusttöne, noch
der Falsett Öne nöthig, wie sich deutlich genug aus diesen Versuchen
ergiebt. . ,
XXI. Die auf weiblichen Kehlköpfen leicht hervorzubringenden
Töne sind im Allgemeinen höher. Doch lassen sich auch tiefe Töne bei
gänzlicher Abspannung der Stimmritze und Annäherung ihrer Ränder
bis zur Berührung selbst bei kurzer Stimmritze hervorbringen.
Die Stimmbänder der weiblichen Kehlköpfe sind im Allgemeinen
viel kürzer als die der männlichen, hievon ist hauptsächlich die
höhere Stimme der Weiber abzuleitén; so dürften die Register der
männlichen Stimmen (Bass, Tenor), und der weiblichen Stimmen (Alt,
Sopran) hauptsächlich und primitiv von der verschiedenen Länge
der Stimmbänder abzuleiten seyn, obgleich der verschiedene Umfang
des Kehlkopfes und die Stärke seiner Wände auch einen
grossen Antheil hat. Bilden die Wände einen schwachen und
kleinern Resonanzboden, so werden zwar tiefe Töne vielleicht noc
möglich, aber klanglos seyn. Die längeren Stimmbänder der Männer
werden zwar durch starke Spannung bei den Fisteltonen eimger-
massen ersetzen können, was die Weiber mit Leichtigkeit auf kürzeren
Stimmbändern durch geringere Spannung hervorbringen.
Indess hat diess nothwendig in der Contractionskraft der Muskeln
seine Grenze. Muskeln können sich im Maximum ihrer Verkürzung
nach Schwank doch nur um obngefähr ein Drittel verkürzen
*). Da die Spannung der Stimmbänder durch verschiedene
Muskeln von hinten und vorn zugleich geschehen kann,, und
die Stücke, an welchen die Stimmbänder sich lnseriren, einiger-
massen hebelartig sich bewegen können, so sind zwar die Mittel
etwas grösser. Indess muss doch bald auf diesem Wege eine
bestimmte Grenze in der Steigerung der Töne, hervorgebracht
werden. Bei der höchstenSpannung wird nur durch zutallige Berührung
der Stimmbänder in einem aliquoten Theile ihrer Lange
noch ein höherer schwacher Ton hervorgebracht werden können. Ich
habe die Länge der Stimmbänder bei Männern und Weibern und
ihrVerhältniss zu einander zu messen gesucht. Da nur die Lange
der Stimmbänder selbst,, nicht aber, die ganze. Länge der Stimnin
Der geringe, den Muskeln mögliche Grad der Verkürzung hat es no-
^ thig gemacht, dass die Muskeln des Menschen überall nicht weit vom
Hvpomochlion des Hebels inserirt seyn dürfen. Vt urden sie weit davon
sich inseriren, so würde zwar Kraft erspart we rden, aber die
Grösse der Bewegungen würde wegen des geringen Grades, der Verkürzung
der Muskeln abnehmen und derBiceps wurde nicht mehr das
Anlegen des Vorderarms an den Oberarm bewirken können, was er
bei der Insertion nahe am Hypomochlion bei geringer Verkürzung kann.