
venfaser, nicht, und um so mehr gelangt nur das in der Achse
des Kegels einfallende Licht zur Nervenfaser.
Sehen in der Nähe und Ferne. Aus dieser Betrachtung ergiebt
sich ein grosser Unterschied der zusammengesetzten Augen und
der Au gen mit Linsen in Hinsicht des . Sehens in der Nähe und
Ferne. Die musivisch zusammengesetzten Augen sind' gleich gut
in die Nähe und Ferne, und bedürfen keiner innern Veränderung
für das eine und andere;'denn immer wird das als Punct bestimmt
gesehen, was sein Licht durch die Achse eines Kegels wirft, mag
es nahe oder ferne seyn. Allerdings muss nun die Menge von
Einzelheiten, die sich nur als Punct darstellen, zunehmen mit der
Entfernung des Gegenstandes, aber hier giebt es keine Zerstreuungskreise,
nnd keine innere Veränderung des Auges zur Verbesserung
derselben ist nöthig. Bei den Thieren mit collectiv dioptrischen Medien
hängt hingegen die Deutlichkeit des Bildes nicht bloss von
der Nähe ab, sondern auch von der richtigen Entfernung der
Nervenhaut von der Linse oder von der Vereinigungsweite, und
die Vereinigungsweite ist, wie oben erklärt wurde, eine verschiedene,
je nach der grossem oder kleinern Entfernung des Gegenstandes
vom Auge. Es sind also bei den Augen mit Linsen innere
Veränderungen nöthig, wenn sie nicht bloss in einer bestimmten
Entfernung deutlich sehen sollen.
Grösse des Sehfeldes. Die Grösse des Sehfeldes der Insecten
lässt sich mit der grössten Genauigkeit aus der Form der Augen
ableiten. Denn da immer bloss dasjenige gesehen wird, was in
der Achse der Kegel oder in den Radien des Auges liegt, so bezeichnen
die Achsen der Kegel, welche an den Rändern des Auges
stehen/ verlängert gedacht, auch genau die Grösse des Sehfeldes
eines Insectes oder Crustaceums. Mit andern Worten einen
je grossem Theil von einer Kugel das Auge eines Insectes ausmacht,
um desto grösser ist das Gesichtsfeld des Thiers, je. kleiner der
Abschnitt von einer Kugel, um so kleiner das Sehfeld.
Ein Auge von Halbkugelgestalt
AB repräsentirt
auch Alles, was vor ihm
liegt von dem Radius A
bis zum Radius B. Ein
Auge, welches nur den Ku-
gelabschnitt CD darstellt,
repräsentirt auch nur, was
zwischen den verlängerten
Radien C und D vor
ihm. liegt, und. das Sehfeld ist FF für den noch kleinern Kugelabschnitt
EF. Da nun die Grösse des Kugelabschnittes abnimmt,
je flacher ein Auge ist, so kann jener Satz auch so ausgedrückt
werden, je flacher das Auge eines Insectes ist, um so kleiner ist
sein Gesichtsfeld; je convexer es ist, um so grösser ist sein Gesichtsfeld.
Das Auge einer Libelle hat zum Beispiel ein ausserordentlich
grosses Gesichtsfeld, denn es beträgt mehr als die Hälfte
einer Kugel, es muss vorn und hinten, wie an den Seiten wohl
sehen. Damit stimmen auch die Bewegungen dieser Thiere iiberein,
welche sehr rasch, sicher, schweifend, und oft plötzlich seitlich
schwenkend sind. Die flachen Augen einiger Wasserwanzen, welche
sich kaum über das Niveau des Kopfes erheben, und nur
sehr kleine Abschnitte von einer Kugel darstellen, müssen ein, enges
Sehfeld haben. Bei den Naucoris, Notonecta liegen diese
flachen Augen vorn am Kopfe und wir dürfen uns nicht wundern,
dass die Bewegungen dieser Thiere im Wasser mit ihrem engen
Sehfelde in Harmonie sind. Die Bewegungen dieser Thiere im
Wasser sind beständig vor sich hin stossend und nicht schweifend.
Es ist leicht einzusehen, dass die absolute Grösse des Auges
nicht den geringsten Einfluss auf die Grösse des Gesichtsfeldes
hat. Ein Auge kann sehr klein seyn und kann doch ein sehr
grosses Gesichtsfeld haben; wenn das kleine Auge viel von einer
Kugel darstellt. Dagegen kann ein Auge gross seyn und doch
sehr wenig Gesichtsfeld haben, wenn es flach ist und ein geringer
Abschnitt einer Kugel ist.
Sehwinkel. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich zugleich,
wovon die relative Grösse der Bilder zum ganzen Sehfelde eines
Insectes abhängt. Die Grenzen des Bildes jedes Körpers werden
nämlich bestimmt durch die Lichtstrählen, welche von den Punc-
ten des Objectes durch die Achsen der Kegel des Auges einfallen.
Denkt man ideal sich diese Strahlen nach innen verlängert, bis da, wo
sie sich treffen, so bildet der von ihnen ein geschlossene Winkel den
Sehwinkel, Angulus opticus. Oder denkt man sich den Kreisabschnitt,
welchen das Auge darstellt, zum Kreis verlängert, und
wird dieser Kreis nach Graden, Minuten, Secunden eingetheilt,
so drückt die Oberfläche des Auges die Distanz der Puncte auf
derselben in Winkelgraden aus. Da nun die relative Grösse der
Gesichtobjecte, im Verbältniss zum Objecte, immer von der Lage
der Kegel abhängt, welche das Licht der einzelnen Puncte durchlassen,'
so lässt sich für jedes Object die Grösse des Sehwinkels
nach der Distanz der Kegel, welche die Strahlen, die von seinen
Grenzen kommen, durchlassen, in Graden, Minuten und Secunden
angeben. Gegenstände verschiedener Entfernung, welche ihre
Lichtstrahlen doch durch dieselben Kegel zum Auge werfen, haben
natürlich gleich grosse Bilder, ihr Gesichtswinkel ist gleich. So
erscheint in der Figur pag. 318. ein von der Linie C bis E sich
ausdehnender Körper immer unter dem Sehwinkel x, und seine
scheinbare Grösse verhält sich zum Sehfeld wie * zu 180°. Der
kleinste Sehwinkel unter welchem ein Insect noch etwas wird
unterscheiden können, wird der seyn, der bloss durch die Achsen
zweier neheneinanderliegender Kegel eingeschlossen wird. Da
nun viele tausende von Kegeln in einem Auge Vorkommen, so
lässt sich hiernach auch die Schärfe des Sehens bei diesen Thieren
im Allgemeinen abnehmen.
Wenn man der bisherigen Auseinandersetzung gefolgt ist, so
wird man einselien, dass das Auge der Insecten und Krebse keiner
Veränderung seines Baues bedarf, mag es zum Sehen in der
Luft oder im Wasser bestimmt seyn; denn Alles bleibt sich gleich
für das Sehen unter diesen 'verschiedenen Bedingungen. Auch finden
sich zufolge meiner Beobachtungen durchaus keine Unterschiede