
Beziehung auf ihre Zerlegbarkeit so verschieden sind, lässt sich
aus der' Geschwindigkeit der Wellen nach der Undulationstheorie
erklären:, indem die Wellen Von def Geschwindigkeit der ursprünglichen
grünen Strahlen, denselben Eindruck auf die Nervenhäut
machen; als gleichzeitige Wellen von verschiedener Geschwindigkeit
der gelben und blauen Strahlen, welche zugleich denselben Theil
der Nervenbaut treffen. Die Geschwindigkeit der grünen Strählen
ist selbst eine mittlere, zwischen derjenigen der gelben und blauen
Strahlen. Abeir die Geschwindigkeit der violeten Strahlen ist
grösser, als die Geschwindigkeit der blauen und rothen Strahlen.
ImUebrigen bleibt sich die NEwToVsche Farbenlehre* im Wesentlichen
ganz gleich, mag man ihr die Emissions- oder die
Undulationstheorie zu Grunde legen. Denn die i Eindrücke, welche
nach der ersten, von qualitativ verschiedene*! 'Strahlen des
farbigen Lichtes bedingt werden, hängen in derUndülationstlieö-
rie von der Verschiedenheit der Wellen und von der Geschwindigkeit
der verschiedenen farbigen Lichter ab, und dieste Strahlen
erleiden eine ungleiche Brechung' durch brechende Medien.
Die Einwürfe gegen die NEWToksche Farbenlehre von G oeth
e ' beruhen ’in der Hauptsache auf Misverständnissen. G oethe
[Farbenlehre) und Seebeck (Schaveigg. J. 1. 4.) betrachten die
Farbe als entspringend'’aus dem Weissen und Schwarzen, und
legen den Farben1 selbst ein Dunkles zu ,’ so -däss sie? sich durch
den Grad des Dunkeln {(iy.iSQov) unterscheiden, indem sie sich
vom Weissen zum Schwärzen, als Gelb, Orange, Roth, Violet,
Blau folgen, Avähtend Grün wieder in der Mitte zwischen Gelb
und Blau zu stehen* scheint. Diese Bemerkung ist, obgleich sie
keinen wesentlichen Einfluss auf die Newton’scIic Farbentheo-
rie hat, allerdings richtig und durch die Untersuchungen' von
H ekschel erfahrungsmässig bestätigt. Der Letztere untersuchte
die Intensität des Lichtes von Farbestrahlenj durch Welche er
Gegenstände unter dem Mikroskope beleuchtete; die Beleuchtung
war am stärksten in Gelb und Gelbgrün, schwächer in Orange,
noch schwächer in Roth, noch schwächer in Blau und am schwächsten
in Violet (man sollte vielmehr seine Stelle zwischen Roth und
Blau erwarten). Auch war die Helligkeit von grünen Strahlen
schwächer als die von Gelbgrün. Noch ein anderer und sicherer
Beweis von dem Unterschiede der Helligkeit der farbigen Strahlen
wird'von, den Blendungserscheinungen im Auge geliefert. Hat
man in die Sonne gesehen, und schliesst1 das Äuge bis zur Dunkelheit,
so erscheint das Nachbild der Sonne hell oder weiss auf
dunkeim Grunde, aber diess Bild geht durch die Farben re ilie
durch bis zum Schwarzen, d. h. bis es sich nicht mehr vom dunkeln
Grunde ahsondert, und die Reihe der Farben, die es vom
Weissen bis Schwarzen durchläuft, ist eben die der lichtesten bis
zur dunkelsten Farbe, Gelb, Orange, Roth, Violet, Blau. Sieht man
aber, nachdem man anhaltend in die Sonne gesehen, auf eine
Aveisse Wand, so erscheint das Nachbild oder Blendungsbild der
Sonne schwarz' auf dem weissen Grunde der Wand, und es geht
von den dunkeln Farben zu den hellen, zuletzt in farbloses Weiss
über, worauf es sich nicht mehr von der weissen Wand unterscheidet.
Aber so richtige auch die Bemerkung von G oethe über das
verschiedene Dunkle der Falben ist, so wenig lässt sich daraus etwas
für; seinen Grundsatz, dass die Farbe aus Licht und Dunkel
entstehe, schliessen. Das Dunkle ist, wie wir schon bemerkt haben,
nichts Positives, es ist blosse Ruhe gewisser Stellen oder der
ganzen .Nervenhaut. .Eine Farbe, kann ohne aus einer Vermischung
Von Weiss‘ und Schwarz entstehen zu können, mehr oder weniger
Reizkraft, für die Nervenhaut, also mehr oder weniger Intensität
hallen, oder dunkel erscheinen, mag. dieses vön der verschiedenen
Geschwindigkeit der Lichtwellen, und der verschiedenen
Grösse derselben in den verschiedenen Farben, oder von irgend
einer.' 'andern Eigenschaft des farbigen Lichtes herrühren.
Die Hauptsätze der GoETHE’schen Farben Iheorie beruhen auf
dem Misverständniss, in welchem sich G oethe in Hinsicht des
Dunkeln oder Schwarzen als .etwas Positivem befindet. Die Sil—
.dun» des Grauen, aus der Mischung der complementären Pigmentfarben,
statt des Weissen, leiht der Ansicht von Goethe und
S eebeck einige -Wahrscheinlichkeit, und ich war früher selbst dafür
eingenommen; aber theils lässt sich die Entstehung des Grauen, statt
dßs . Weissen, aus den Pigmentfarben leicht erklären, theils lässt
sich .direct zeigen, dass aus Weiss und Schwarz allein nicht Farbe
entstehen könne. Eine Mischung von Weiss und Schwarz erzeugt
immer nur Grau, nie . Farbe, sei es, dass; beide Eindrüqke, wie auf
der gedrehten Scheibe,..sehr schnell einander felgen, und das Nachbild
der einen und primitive Bild der andern sich decken, oder,
dass beide Ursachen zugleich auf dieselben Iheile der_Nervenhaut
wirken, jAjas freilich nichts Andres heisst, als dass die Ursache des
,Whis&en gemässigt ist, woraus Grau. wird.
Die Farbenphänome, Avelcbe sich bei der) Betrachtung farbloser,
heUer. Gegenwände durch trübe halbdurchscheinende Körper
zeigen, schienen der G oetue'-scIich Ansicht\am Meisten zu Gute
zu. kommen, lassen sich jedoch leicht anderweitig aus bekannten
Thatsachen,. und aus den; Grundsä tzen der NEWTOidsehen Farbenlehre
selbst ableiten. Eine ausführliche Beantwortung, der
yon dieser Seife hergenommenen Einwürfe, findet sich in. dem
von B randes bearbeiteten Artikel Farbe in G ehler’s physikal.
Wärt erb. , . .
Die trüben Mittel lassen, wie G oethe, sagt, das weisse Licht
indem sie es massigen,: gelb oder gar gelbroth erscheinen, so wie
weisSes Glas, und die dunstreiche Luft bei der Abendrötlie.
Mit Recht Wird diese Erscheinung, welche nicht bei jedem trüben
Mittel vorkömmt, von der Fähigkeit des bläulich weissen Glases
abgeleitet, die, gelben und rothen Strahlen, mehr als die blauen
des’weissen Lichtes durcbzulässen. Mehrere trübe'Mittel zeigen
die erwähnte Erscheinung nicht, wie Brandes berüerkt. Z. B.
feuchte Nebel, welche sowohl das reflectirte Licht, als das durchgehende
weiss erscheinen lassen, indem sie eben alle Farben des
Lichtes durchgehen lassen, und alle Farben zugleich reflectiren.
Die von den prismatischen Erscheinungen hergenommenen Ein