
enthalt. Allein dieser Umstand erleichtert hloss diese Vermehrung,
er ist wie schon erwähnt, durchaus nicht absolut zur Vermeh-
runc durch Theilung nothiyendig. Denn bei der Theilung der
Hydren und Planarien in allen Richtungen kreuzen die Schnitte
die Organisation beliebig, und man erhalt lebensfähige Theile,
welche nichts weniger als die wesentlichen Theile des Thiers abgekürzt
enthalten. Die Kraft zur individuellen Entwickelung wohnt
daher in beliebigen Haufen von Organtheilen ein. Man kann bei
den mit Erfolg gekrönten Theilungsversuchen dreierlei Theilung
unterscheiden.
1. Künstliche Quertheilung. Die Quertheilung ist vorzugsweise
bei linearer und paralleler Entwickelung der organischen
Gebilde möglich. Daher bei Pflanzen und Würmern. Die der
Quertheilung fähigen Würmer entwickeln sich nach einer L'ängs-
theilung nicht zu neuen Ganzen. Leicht erhält man dagegen
solche durch künstliche Quertheilung der Naiden, wie bereits
O. F r . Mueller zeigte. E hrenberg trennt die pulslosen Naiden
unter dem Namen der Somatotomen von den Annulaten. Bei
anderen Annulaten scheint diese Reproduction nicht vorzukommen,
obgleich die getheilten Stücke lange lebendig bleiben.
O. F r . Mueller erhielt das hintere Drittel einer Nereide, das sich
selbstständig bewegte, drei Monate am Leben. Es bildete sich
nicht weiter aus. Bonnet will hingegen aus dem durchschnittenen
Regenwürme zwei vollständige Individuen erhalten haben.
Wurde Nais proboscidea quer getheilt, so erhielt in Mueller’s
Versuchen das kopflose Stück der Naide in 3 — 4 Tagen einen
neuen Kopf und Rüssel, auch hat das Theilen und Entköpfen der
Mutter keinen merklichen Einfluss auf die Entwickelung der Töchter
aus dem Hintertheil des kopflosen Stückes, bisweilen entwik-
kelt sich der Kopf für die Tochter der natürlichen Theilung
ebenso schnell, als der Kopf der geköpften Mutter. Der hintere
Theil einer zerschnittenen Hydra bekommt Kopf und Arme, die
als kleine Knötchen hervorwachsen, nach 24 Stunden in der warmen
Jahreszeit und frisst wieder nach 2 Tagen. In der kalten
Jahreszeit dauert es 15 — 20 Tage. Die Vermehrung wiederholt
sich an kleinen Segmenten.
2. Künstliche Längstheilung. Der Länge nach getheilte Hydren
legen sich schnell mit den Schnitträndern zu einer Röhre
zusammen, und schon in einer Stunde sah T rembley die Form
des Polypen hergestellt bis auf die Arme, die in einigen Tagen
nachwachsen. Ein solcher Polyp frass schon 3 Stunden nachher.
Längsriemen aus Hydren geschnitten bilden sich wieder bald zn
ganzen Polypen um. Auch die künstliche Längstheilung der Pflanzenstämme
ist hierher zu rechnen.
3. Künstliche Theilung in allen Richtungen. Sie gelingt vorzugsweise
bei einigen niederen Pflanzen, z. B. den Flechten, und
unter den Thieren bei den Hydren. T rembley durchschnitt auf-
geschnittene Hydren in kleine Stücke in den verschiedensten Richtungen,
und sah sie wieder zu Polypen sich entwickeln. Ist die
Theilung von der Art, dass eine Umrollung nicht mehr statt finden
kann, z. B. an sehr dünnen Riemen, so entsteht in diesen
Wänden eine Höhlung, die Anlage des Darms des Polypen. Die
unvollkommene künstliche Theilung bringt vielköpfige oder mehrfach
centrirte, aber noch verbundene Polypen zu Stande. Durch
unvollkommene Theilung der Länge nach von vorn nach hinten
brachte T rembley doppeltköpfige bis siebenköpfige Hydren hervor.
Selbst wenn eine der Länge nach aufgeschnittene Hydra in verschiedenen
Richtungen so zerfetzt wurde, dass die Stücke noch
an einer Stelle zusammenhingen, bilden sich die Stücke entweder
zu einem Kopftheil oder Schwanztheil eines neuen, mit dem Gan-
*zen zusammenhängenden Wesens um.
2. N a t ü r l i c h e o d e r S e l b s t - T h e i l u n g .
' Die Selbsttheilung ist mehrentbeils entweder Längstheilung
oder Quertheilung oder beides, zugleich. Sie wird nur vorzugsweise
bei Thieren beobachtet, und.wurde deswegen von E hren-
berg mit anderen Kennzeichen in zweifelhaften Fällen auch zur
Entscheidung angewandt, ob niedere organische Wesen Pflanzen
oder Thierg sind. Sie ist eine sehr gewöhnliche. Art der
Vermehrung bei Infusorien, die sich auch durch Eier fortpflanzen.
Zuweilen kommt bei denselben Gattungen auch Vermehrung durch
Knospen vor. Bei allen höheren Thieren fehlt die spontane
Theilung und seihst die Räderthierehen haben nichts mehr davon,
während sie noch einmal bei mehreren Annulaten auftritt; sie
muss um so schwieriger seyn, je verwickelter die Organisation,
je weniger ähnlich organisirte Theile in den verschiedenen Regionen
des Körpers Vorkommen, doch ist ungleiche Anordnung
der Theile auf verschiedenen Seiten kein absolutes Hinderniss.
Denn die spontane Theilung kann auch dann erfolgen, wenn der
Darm Biegungen macht, wie bei den Vorticellinen. In diesen
Fällen kann übrigens an verborgene Knospenbildung gedacht
werden, denn .das vollkommen organisirte Thier tbeilt sich bei
dieser Art der Generation durch eine allmälig fortschreitende Einschnürung
in die Quere oder Länge. Die Ursache der Selbst—
theilung ist das Streben des, durch das Wachsthum entstandenen
virtuellen Multiplums, die Herrschaft des organischen Princips auf
kleinere Massen zu concentriren. Je grösser das selbstig lebende,
einfach centrirte organische Wesen wird, um so mehr verlieren
gleichsam die organischen Theilchen ihre Anziehung gegen ein
einziges gemeinsames Centrum, und um so mehr tritt eine Anziehung
derselben zu kleinen Gruppen ein, die ihre eigene Centra
bilden. Pflanzen, bei welchen die Selbsttheilung beobachtet ist,
sind die Palmellen nach Morren’s Beobachtungen.
Am weitesten verbreitet ist die Selbsttheilung unter den Infusorien,
wie E hrenberg’s Beobachtungen zeigen. E hrenberg die
Infusionstierchen als vollkommene Organismen. Leipz. 1838. Die
Monaden pflanzen sich durch Quertheilung und Längstheilung
fort, und seihst , die Panzermonaden sind der Theilung unterworfen.
Die Volvocinen theilen sich im Innern ihrer Schale, und
die getheilten Individuen werden beim Durchbrechen der Schale
ausgeschüttet, worauf sich an ihnen dieser Cyclus wiederholt. Die