
spiel, dass wir nicht gut mit dem einen Arm die Luft horizontal
durchschneiden, mit dem andern eine Kreisbewegung machen
können, erläutert die Association der Bewegungen von Uehung nicht;
die Tendenz zur symmetrischen Bewegung ist hier wie hei den Augen
angeboren. Durch Uebung erwerben wir vielmehr die entgegengesetzte
Fähigkeit, diese heterogenen Bewegungen wirklich
gleichzeitig auszuführen. Ein anderes von D arwin und Reil gewähltes
Beispiel ist geeigneter die Association der willkührlichen Bewegungen
zu erläutern. Wer drechseln lerne, bestimme im Anfänge
jede Richtung des Meisseis durch Vorstellung, in der Folge
sitze sein Wille auf der Spitze seines Meisseis. Hier werden in
der That Muskelbewegungen zu schneller, willkührlicher Folge
associirt; aber keine ist die Ursache der andern und nur ihre
schnelle Verbindung ist erleichtert, und eben so ist es mit aller
Association willkührlicher Bewegungen. Haben wir die Bewegungen
in gewissen Folgen oft associirt, so wird ihre willkürliche
Association immer leichter, so dass der Wille dann die
ganze Reihe mit Schnelligkeit hervorruft, ohne dass jedoch ein
Glied derselben gegen unsern Willen erscheint. Dass aber, wie
R eil sagt, die Intention des Willens auf ein einziges - Glied der
Reihe zur Hervorrufung aller übrigen genüge, scheint mir durch
die Thatsachen nicht erwiesen zu seyn. Es giebt freilich sehr
viele, rein angewöhnte Bewegungen, die bei jeder Gelegenheit
wiederkehren, wie die ausdruckslosen Bewegungen der Arme bei
den Schauspielern und Sängern., das Agiren mit den Händen bei
den meisten lebhaften Menschen; aber diese angewöhnten Bewegungen
erläutern nicht das Gesetz der Association von Bewegungen
zu Bewegungen, sondern das Gesetz der Verkettung von
Vorstellungen und Bewegungen,
b. Association von Vorstellungen und Bewegungen. Die Verkettung
der Vorstellungen und Bewegungen kann so innig werden,
wie die der Vorstellungen unter sich, und hier ist es in der
That der Fall, dass, wenn eine Vorstellung und Bewegung oft verbunden
gewesen sind, die letztere sich oft unwillkührlich zu der
erstem gesellt. Durch diese Verkettung geschieht, dass wir bei
einer drohenden Bewegung vor den Augen, selbst beim Herabfahren
dér Hand eines Ändern vor unseren Augen unwillkührlich
die Augen sehliessen; dass wir uns angewöhnen, gewisse Vorstellungen
nicht ohne gewisse Gesticulation auszuspreehen, dass wir
unwillkührlich nach einem uns entfallenden Körper mit den Händen
hinfahfen; überhaupt je häufiger Vorstellungen und Bewegungen
willkührlich zusammen Vorkommen, um so leichter werden
letztere bei dem Anlass der ersteren mehr durch Vorstellung,
als durch Willen bestimmt oder dem Einflüsse des Willens
entzogen. Dièse Art der Verkettung spielt eine eben so
grosse Rolle in den mechanischen Fertigkeiten und Künsten, als
die Association der Bewegungen unter einander. Die Association
der Bewegungen unter sieh lässt sich nicht anders, als durch die
Ausbildung einer leichtern Leitung des Gehirns in einer gewissen
Direction erklären und die Verkettung der Vorstellungen und
f Bewegungen scheint darauf hinzudeuten, dass bei jeder Vorstel-
I lun„ 8eine Bewegungstendenz im oder nach dem Apparat ihrer
I Darstellung durch Bewegung entsteht, eine Tendenz zu Bewe-
S eungen, die durch Uebung und Gewöhnung einen solchen Grad
1 der Leichtigkeit erhält, dass die in gewöhnlichen Fallen vorhan-
| Jene blosse Disposition jedesmal in Action tritt. Das Bahnen
! kann in dieser Hinsicht als Beispiel dienen. Man gähnt oft nach
d e r blossen Vorstellung des Gähnens,i wenn die Disposition zum Gähnen vorhanden ist. Welcher Zusammenhang besteht zwischen
1 dem im Sensorium entstehenden Bilde eines Gähnenden und <*er l auszuführenden unwillkürlichen Bewegung des Gähnens. Wie
■ kömmt es, dass unter so unzähligen Bildern nur dasjenige von
I den Bewegungen des Gähnens diese hervorruft? Diess beweist
■ offenbar, dass die Vorstellung einer Bewegung allem schon hm-
1 reicht, um eine Tendenz in dem Apparate ihrer Ausführung, eine
i Strömung des Nervenprincips in dieser Direction.hervorzubringen,
i Dergleichen Beispiele sind aber mehrere anzufuhren. Ich habe
■ schon bei andern Gelegenheit bemerkt, dass die Zuschauer von IIFechtspielen oder, Duellen die Streiche mit leisen unwillkuhrh- il chen Bewegungen ihres Körpers begleiten. Man kann dieselbe
»Bemerkung an einer Kegelbahn machen. Daher kommt es auch,
»dass wir auf bedeutendem Höhen und bei gefährlichem Stande
H in uns eine Art Hang empfinden, uns herabzusturzen. Der
■ Trieb zur Nachahmung der Bewegungen gehört auch hieher.
»ffW en n man sich ernst halten will und immerfort an das Lachen denkt, so lacht man endlich; wie die Kinder, die sich ernst ms
1 Gesicht sehen, ob eines zuerst lache. Lange, nachdem etwas Lall
cherliches stattgefunden, geräth man öfter noch ms L&chen, wpnn
1 man Andere verstohlen lachen oder das Lachen unterdrukken
sieht. Endlich ist auch das Entstehen der Krämpfe bei
Krampfhaften zu erwähnen, wenn sie Krämpfe sehen. In Hospitälern,
wo Krampfhafte in einem Saal zusammenhegen, bekommen
zuweilen mehrere ihre Krämpfe, wenn einer erst angefangen.
. -r
Chevreul hat die Tendenz zu Bewegungen, die durch Vorstellungen
vop Bewegungen entsteht, aufgeklärt und an einem
1 verwickelten Fall, nämlich an den Schwingungen eines mit der
K Hand gehaltenen Pendels erläutert. Die Bewegung des 1 endeis
|§ bei scheinbar unbewegtem Arme wird nämlich nach seinen Un-
| tersuchungen durch eine unbewusste leichte Muskelbewegung
8 ausgefiihrt, in die man unwillkührlich geräth, -wenn man, indem
m man das Pendel hält, zugleich darauf sieht, die aber bei verbun-
» denen Augen wegfällt. Die beiden Hauptthatsachen hierbei sin ,
■ dass ein in der Hand gehaltenes Pendel durch so leichte Beweis
gungen, wie sie selbst dem Bewusstseyn entgehen, in Bewegung
»geratben kann, und dass das Betrachten der einmal entslandenen
| | Bewegung unwillkührlich eine Reihe unbewusster Bewegungen
| | zu ihrer Verstärkung verursachen kann. Chevreul hat dieThat-
■ Sache auch zur Erklärung des Gähnens angewandt. F roriep s
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