
"ung, und andere, welche die willkührlichen Bewegungen verursachen.
Wir wirken auf dieselben Nervenfasern, wenn wir unwillkürlich
nach bestimmtem Rhythmus athmen, 'und wenn wir
nach 'Willkühr den Rhythmus verändern.
Die Ursache des Typus und Rhythmus dieser Bewegungen
lie^t nicht in den Nerven der animalischen Muskeln, sondern in
dem Gehirn und Rückenmark. Die Gehirn- und Rückenmarksnerven
verhalten sich zu ihnen als blosse Leiter der vom
Gehirn und Rückenmark ausgehenden Bestimmungen; werden
diese Leiter durchschnitten, so hört die automatische Bewegung
auf. So verhält sich die: Thätigkeit des Zwerchfells und aller
Athemmuskeln zu ihren Nerven, so die Wirkung des Sphincter
ani u. a. Die hieher gehörigen animalischen automatischen Bewegungen
sind auch wieder tlieils von intermittirendem, theds
von continuirendem Typus. Im erstem Falle befinden sich die
Athembewegungen, im letztem die Bewegungen der animalischen
Sphincteren. Alle hieher gehörigen Bewegungen werden von
Muskeln aüsgeführt, die ausser der automatischen Bewegung auch
dem Willen unterworfen sind.
1. Automatische Bewegungen des animalischen Systems mit intermittirendem.
Typus.
a. Athembewegungen. Zu den Athembewegungen gehören
die Bewegungen des; Zwerchfells, der Bauchmuskeln, Brustmuskeln,
der Kehlkopfmuskeln, welche die Stimmritze öffnen und schliessen.
Hierzu kommen unter Umständen auch Athembewegungen im
Gesicht und am Gaumensegel bei mehreren Menschen im Schlafe.
Die dabei implicirten Nerven sind für gewöhnlich der N. phreni-
cus, accessorius Willisii, vagus, ein grosser Theil der Spinalnerven,
und für die Athembewegungen des Gesiebtes der N, facialis. Der
fl. vagus hat an den Athembewegungen, obgleich er das Organ des
chemischen Athemprocesses,'“'die Lungen versieht, einen nur geringen
Theil. Sein Antheil an den Athembewegungen beschränkt
sich nur auf seine Herrschaft über die Bewegungen der kleinen
Muskeln des Kehlkopfes, und vielleicht rührt selbst diese nur
von dem Uebergange eines Theils des N. apce&orius Willisii auf
den Vagus her. Siebe oben Bd. I. p. 639. j Die Lungen haben
mit den^ Athembewegungen gar nichts zu thun; der ganze untere
grössere Theil des N. vagus besitzt gar keine motorische Kraft,
picht einmal auf den Magfen (siehe oben Bd. I. p. 773,J, und die
Functionen des N. vagus in den Lungen sind offenbar, die Empfindungen
der Lungen zu leiten, und einen Theil organischer Fasern
vom N. sympathicus zur Regulirung des chemischen Processes in
den Lungen zu diesen. zu führen. Alle Athembewegungen einer
Art von so vielen Nerven sie auch ausgeführt werden , gesehe-
h e z u gleicher Zeit; sie müssen eine.* gemeinschaftliche Ursache
haben. Legallois bat bewiesen, dass diese Ursache in der Medulla
oblongata residirt. Siehe oben, Bd. 1. p. 331. Das von der
Medulla oblongata getrennte Rückenmark unterbricht diesen Einfluss
zu allen unter dieser Stelle vom Rückenmarke entspringenden
Athemnerven; jede über dem Upsprunge des , 4. Halsnerven
stattfindende Verletzung des Rückenmarkes hebt den Antheil des
N ohrenicus an den Athembewegungen auf. Der Antheil des
v J u s an dem Athmen bleibt, so lange sem Ursprung von der
Medulla oblongata nicht betheiligt ist; durchschneidet man ihn
SO ist die Bewegung der Stimmritze gehemmt (siehe oben p.^SS.j.
Aber die Quelle aller gleichzeitigen Athembewegungen ist mit der
Verletzung der Medulla oblongata zerstört, dahingegen die Verletzungender
vor der Medulla oblongata fegenden Hirntheile
flie rhythmischen Athembewegungen nicht aufbeben. Die Ursache
der rhythmischen Affection aller dieser Nerven, dm sonst
•iuch der willkührlichen Bestimmung fähig sind, liegt also in der
Medulla oblongata, mögen die einzelnen nun vom Gehirn oder
Rückenmark entspringen. Wie, soll man sich diesen Rhythmus
vorstellen? Besteht er in einer einzigen periodisch wirkenden
Erregung"der Inspiratoren, oder in zweien auf einander folgenden
und abwechselnden Erregungen zuerst der Inspiratoren, dann
der Exspiratoren ff Das Problem würd^einfachen.seyn,. wftnn nur
das Erstere slattfände. In der That besteht das gewöhnliche
Athmen eines ganz ruhigen Menschen, in -sofern es durch lebendige
Bewegungen hervorgebracht wird, nur aus periodwehen Inspirationen
durch das Zwerchfell, die Brustmuskeln und Kehlkopfmuskeln.
Die Exspiration geschieht dabei durch die Elasticität und
das von selbst erfolgte Senken der vorher ausgedehnten und erhobenen
Theile. Der,Druck der Muskeln, z.B. der Bauchmuskeln,
hat hierbei Antheil; ®aber vielleicht nur M viel, als der beständige
Druck dieser Muskeln auf die Baucheingeweide betragt,
weiche dadurch zurückgedrängt werden und das Zwerohgll mit
Verengerung der Brusthöhle heben. Juweden, wenn ;das Einath-
men abrupt und plötzlich aus innernJJrsacben erfolgt, bleibt sich
dasAusathmen doch gleich, und erfolgt allmähhg wie.gewohnhch.
Indessen tritt jedenfalls bei jedem ,häufigem und heftigem Athmen
in gereizten Zuständen eine active Bewegung der Exspira-
toren ein, und der in der. Medulla oblongata bewirkte Rhythmus
der Athembewegungen hat also, dann zwei verschiedene Momente,
wie der Herzscbfög; bei den Fröschen hat der Rhythmus des Ath-
mens sogar regelmässig drei Momente (siebe oben Bd. I. p.163.),
während ihr Herzschlag-vier Momente von dey Bewegung der
Hohlvenen bis zur.Bewegung des Bulbus aortae bat. Druckt man
dä*s bisher Entwickelte, in physiologischen Termen aus,_ so findet
bei dem Athmen in der Medulla. oblongata eine periodische Entladung
und Bewegung des Nervenprincips nach allen Inspiratoren,
und bald darauf wenigstens häufig eine Bewegung des Nervenprincips,
sey estStromung oder Schwingung, nach, den Exspiratoren
i\statt. Die Untersuchung über die Ursachen dieser Bewegung
betrifft zwei Fragen: J
4. was. erregt die Medulla oblongata zu den Entladungen
des Nervenprincips nach den respiratorischen Nerven beim geborenen
Menschen, da sie, be'im Fötus nicht stattfinden? Died^n-
tersuchung über diesen Gegenstand ist schon früher Bd. I. p.
,337. geführt. Entweder, liegt die erregende Ursache in Empfindungen,
welche von den Athemorganen ausgehen und durch den
Vagus; eine Impression auf die Medulla oblongata machen, odei