
naturale desiderlum, quo sensus feruntur iii objecta, plane non
impleat, neque etiam tarn difficulter, ut sensus fatiget. Die Harmonie
der Octaven ist zu einfach, -um zu befriedigen, und selbst
die Dissonanz wird befriedigend, wenn sieb ihre schwierige Auffassung
in ein leichteres Verhältniss abspannt.
Die Anwendung der Intervalle mit arithmetischer Reinheit,
wie sie das Gehör an sich erfordert, wird bei einer grossem Folge
von Tönen unmöglich, wie aus folgendem Vön Chladni erwähnten
Beispiel erhellt. Wenn man allein die Intervalle von g, c, f,,'d,
g, c hintereinander rein ausübt, so hat schon das zweite c nicht
mehr den Werth des ersten, und ebenso mit g. Rein aüsgeübt
verhält sich glc = 3:2
c if = 314
fld == 615
dlg = 314
glc = - 3 l2
oder g lc lf ld lg lc verhält sich wie 243:162:216:180:2401160.
Das erste Mal hat g den Werth von 243, da?-zweite Mal von
240, das erste Mal c den Werth von 162, das zweite Mal von
160 Bei Weiterer Wiederholung würde man sich immer mehr
von dem ursprünglichen Werthe der Töne entfernen. Die sogenannte
Temperatur hilft diesem<Üebelstande durch eine geringe
aber dem Gehör urmerkliche Unreinheit der Töne ab,-' die Abweichung
heisst die Schwebung. Wenn die Unreinigkeit gleichförmig
vertheilt wird, so heisst die Temperatur g 1 e ic h stliw e b
en d , wenn die Vertheilung ungleichförmig ist u n g le ich schw e bend.
Die erstere hat sich als brauchbarer allgemein in der
Musik erhalten. Dagegen der Versuch die Reinheit einzelner
Töne zwischen den Octaven zu erhalten nur zum grössern Nächtheil
für die übrigen Töne ausfällt. ' Die Naehtbeile der gleichschwebenden
Temperatur sind dem Gehör nicht merklich, so wenig
als überhaupt geringe Abweichungen in der Stimmung eines
Instrumentes auffallen. Waren so kleine Unterschiede dem Gehör
bemerkbar, so würde überhaupt die Ausübung 4er reinen Intervalle
auf Instrumenten unmöglich seyn, da eine vollkommen reine
Stimmung eines Instrumentes für den practischen Gebrauch schon
mit den grössten Schwierigkeiten verbunden ist.
Ausführliche Belehrung über die Tonverhältnisse findet man
in Chladni’s Akustik.
H ö r e n u n d V o r s t e l l e n .
Die Unterscheidung der Richtung des Schaljs ist kein Act
der Empfindung selbst, sondern des Urtheils, zufolge schon gewonnener
Erfahrungen, aber wegen der Modification des Gehörs nach
der Richtung des Schalls versetzt die Vorstellung den schallenden
Körper in eine gewisse Richtung. Das einzige sichere Leitungsmittel
hierbei ist die stärkere Wirkung des Schalles auf eines der
' beiden Ohren. Die Reflexion, die Resonanz, die ungeschwächte
Fortleitung des Schalls durch die Luft gekrümmter Communica-
tionsröhren machen jedoch auch hier vielfache Täuschung möglich.
Durch dié condensirté Fortleitung dés Schalles in lufthaltigen
Röhren, oder durch feste Leiter auf einen fernen Resonanzböden
kann die Täuschung entstehen, als wenn der Ort der Entstehung
das Ende des Rohrs oder im zweiten Fall der Resonanzboden wäre.
Ferner kann die Richtung des Schalles auch durch ein Ohr ermittelt
werden, dadurch, dass dem Kopfe und Ohr eine’ verschiedene
Steilung ’ gegeben Wird, wodurch dié Schallwellen bald senk-!’
recht, bald schief auf das Ohr einfalléh müssen; Fällt das erst
genannte1 und das letztere Hülfsmittfel der Unterscheidung wég, '
haben beide Obren einè gleiche Stellung gegen den Ort des'Schalls,
wenn er z. B. vor öder hinter uns erregt w ird ,s o haben wir
kein Mittel zu unterscheiden, ob die Schallwellen von vorne oder
hinten kommen, wié aus V enturini’s Versuchen (Voigt’s Magazin
B. 2.) und schon aus physicaljsehen Gesetzen folgt, Die Wellen
bewirken nicht bloss den verdichtenden StOss in einer,'‘ sondern
auch den verdünnenden Stoss in der entgegengesetzten Richtung;
folgen sich mehrere Wellen ' auf einander, so Wechseln beiderlei1
Stösse regelmässig mit einander ab. Würde man auch die Richtung
des Stosses selbst auf den Nerven unterscheiden können,' so
hätte' man doch im zuletzt erwähnten Fall ebenso viel Grund den
Schall in die eine, als • in die entgegengesetzte Richtung zu
setzen.
Die ' Bauchredner benutzen die Unsicherheit der Unterscheid
düng der Richtung dés Schalls und die Macht der Vorstellung
auf unser Urtheily indem sie in eine gewisse Richtung sprechen
und thun als wenn sié von dort aus dén Schall "hörten.
1 Die Entfernung des'Schalls wird nicht empfunden, sondern
nach seiner Stärke, beurtbeilt, der Schall selbst ist immer an einem
und demselben Ort in unseren Ohr, den schallenden Körper
setzen wir nach aussen. Die Dämpfung der Stimme, wie sie gehört
wird aus der Ferne, erregt auch die Vorstellung ihrer Ferne,
wie beim Baüchredpn.
Die Vorstellung- wirkt' aber auch’ auf1 den Act der Ernpfin-’
düng selbst'ein; und die Empfindung erhält durch die Aufmerksamkeit
Schärfe. Diese unterscheidet 'einzelnes bestimmtes .Geräusch
unter mehreren oder vielen.Tönen stärker, begleitet das Spiel; eines
einzelnen Instrumentes in einem vollen Orchester. Wird uns
durch beide Ohren von ‘verschiedenen Personen verschiedenes
gesagt, so Vermengen sich beiderlei Eindrücke,; nur durch angestrengte
Aufmerksamkeit und bei Ungleichheit des Klanges von beiderlei
Tönen sind wir im Stande dér feinen Reihe zu folgen und
die andere Reihe als störendes; GeräuSch mehr oder weniger zu
überhören. Die willkührliche Steigerung der Aufmerksamkeit auf
Töne heisst das Horchen, Fehlt die Intention der Seele auf das,
was duröh den Hörnervon dem Sensorium commune beigebracht
wird, so hören wir selbst dên vorhandenen Schall nicht.’ Oft
aber auch wird Etwas nur so schwach gehört, dass'man es wegen
Mangel an Aufmerksamkeit bei anderweitiger Beschäftigung augenblicklich
überhört, hernach aber sich des Schalls erinnert und
Aehnliches kömmt bei andern Sinnen vor. Die entgegengesetzten Acte
des Vorstellens stören sich gleichsam, wie Wellen von-entgegen