
sammenziehen. Die Bewegung dnrdh Fasern ist viel ausgebreiteter
als die Wimperbewegu ng. Alle Bewegungen fester Th eile
zwischen der Haut und dem Knochengerüst, alle Bewegungen
ganzer Schläuche oder ihrer Theile werden, so weit sie von Lehensactionen
und nicht durch physicalische Elasticität bewirkt
werden, durch Zusammenziehungen von Faserlagen hervorgebracht.
Die Wimperbewegung ist ein in Hinsicht seiner Verbreitung viel
beschränkteres Phänomen. Es, w ird nicht allein nur auf der
Oberfläche von Membranen beobachtet, auch nur wenige Membranen
zeigen diese Erscheinung, wie bei den niederen Thiereri
öfter die äussere scbleimnbsondernde Haut, bei den höheren die
Schleimhäute im Innern des Körpers; ja sie ist nicht einmal allen
Schleimhäuten gemein. Die Ausbreitung des eontractilen Fasergebildes,
namentlich des Muskelgewebes, bildet drei Schichten.
deren Anordnung mit der ersten Formation des Organismus zusammenhängt.
Alle Systeme entstehen nämlich aus den Blättern
der Keimhaut, die anfangs scheibenförmig den Dotter bedeckt;
und indem sich das äussere und innere Blatt,' oder das seröse
und Schleimhlatt und das zwischen beiden sich bildende Gelass-
Platt der Keimhaut zu einer Höhlung wölben, und der. Embryp-
naltheil der Keimhaut, diese Höhlung bildend, von der übrigen
Keimhaut durch Einschnürung in der Gegend des spätem Nabels
sich ab sondert, entstehet aus dem äusseren Blatte der animalische
w’illkührlich.bewegliche,: aus dem inneren der organische unwillk
ürlich bewegliche Theil des Körpers, aus dem Gefässblatte das Herz
mit allen zum Blutgefässsystem gehörenden Theilen, welche später
sich in die Bildungen des äusseren und inneren Blattes verzweigen.
Der animalische Theil des Leibes, ursprünglich aus dem äusseren
Blatte der Keimhaut entwachsen, sondert sich wieder in die verschiedenen
Formationen dés animalischen Nervensystems, des Knochensystems,
des willkührlicben Müskelsystems und der äussern
Haut. Der organische Theil des Leibes, ursprünglich aus dem
Innern Blatte der Keimhaut entsprossen, sondert sich wieder in
die verschiedenen Formationeny die dazu gehören, als da sind
die das Gerüst bildenden fibrösen Häute (tunica fibrosa des Darm-
schlauehes, tunica nervea der Alten), die serösen Häute, die
Schleimhäute,'welche letztem die innere Grenze mit der Aussen weit
conimunicirender Schläuche bilden, die Muskelschicht, "zwischen
Tunica fibrosa und der serösen Haut, und das organische Nervensystem.
Siehe v. BaEr Erdwickelungsgeschichte. Scholien. Zu diesem
organischen Theil des Leibes gehören dann der Tractus intestinalis
die Harnwerkzeuge und Geschlechtstheiley an deren Schläuchen
fast durchgängig wieder eine Muskelschicht verkömmt.
Iieherall, wo an diesen Schläuchen Bewegungen Vorkommen, geschieht
es durch die blosse Muskelschicht des -organischen Systems,
wovon indess : die willkührlich beweglichen : eigentlichen
Schlundmuskeln Und die Dammmuskeln ausgeschlossen sind, welche
dem animalischen Theil des Leibes angeboren; auch an den Ausführungsgängen
der dem organischen System adnexen Drüsen
setzt sich eine musculöse Schicht als Fortsetzung der Muskelschicht
jener Schläuche fort; und wenn auch wegen der Zartheit
der Theile das Muskelgewebe an diesen Gängen noch nicht
so sicher vvie andere Hautfortsetzungen hat anatomisch naclige-
wiesen werden können, so ist es gleichwohl gewiss'vorhanden,
weil der gemeinschaftliche Gallengang, die Ureteren, die Samengänge
theils selbstständig, theils auf angebrachte Beize sich zusammenziehen;
wie früher Bd. I. p. 457. bewiesen worden. In
der That bilden sich auch die Ausführungsgänge und ihre Drüsen
bei der ersten Formation aus den Wänden der Schläuche
hervor, in welche sie ausmündén, was wenigstens von den drüsigen
Apparaten des Tractus intestinalis bestimmt erwiesen ist. Siehe
Bd. I. p. 8fi3. : Die Muskeln des animalischen Leibes unterscheiden
sich nicht allein durch ihre willkührliche Bewegung und
ihre Röthe und Derbheit von den blassen und unwillkührlich beweglichen
Muskelschichten .des organischen Leibes; auch die mikroskopische
Structur derselben ist ganz verschieden. Wir werden
später sehen1, dass nur die Muskelbündel des* animalischen
Systems,- unter dem Mikroskop untersucht, Querstreifen zeigen,
dass die Primitivfasern dieser Muskeln regelmässige, dicht auf
einander folgende varicöse Anschwellungen haben, während die
Muskelbündel des Tractus intestinalis, der Erinblase, des Uterus
von jenen Querstreifen enfblösst und ihre-Primitivfasern ganz
gleichförmige Fäden bilden. Am Oesophagus grenzen beiderlei
Systeme dicht an ' e in an d e rd ie : Muskeln -des Pharyns gehören
dem animalischen Systeme, die des : Oesophagus schon: dem organischen
Systeme an;- erstere zeigen die mikroskopischen Querstreifen
und ihre Primitivfasern sind varicös, letztere haben keine
Querstreifen und ihre Fasern sind gleichförmig; aber das erste
Viertel des eigentlichen Oesophagus ist noch bis- zu einer scharfen
- Grenze mit bogenförmig herab- und aufsteigenden Bündeln
varicöser Fasern belegt-, diè S chwann entdeckt hat und welche,
zum Apparat der eigentlichen 'Schlundmuskeln gehörend, an der
übrigen iSpeiseröhre nicht Vorkommen. Am After grenzt das animalische
System der Dammmuskcln mit dem Sphincter ani an das
organische.System des Tractus intestinalis. Dasselbe findet an der
Urinblase statt. Denn die um die pars membranaoea der Harnröhre
gehenden rothen Muskelbündel enthalten nach meiner Beobachtung
Querstreifen, und ihre Primitivfasern sind varicös, die
Muskelfasern der Harnblase sind blass, ohne Querstreifen', und
ihre Primitivfasern denen des Darmkanals gleich.
Aus dem mittlern Blatte der Keimhaut bildet sieh der Apparat
des Gefässsystems mit dem Herzen aus. Diese Schicht, welche
sich später in die übrigen verzweigt, ist nur an einzelnen Stellen
mit eontractilen Fasern belegt, wie am Herzen, am Anfang der
Hohlvene und Lungenvene '(siehe Bd. I. pt 153.) und an den
Lymphherzen der Amphibien (siehe Bd. I. p. 258.). Alle übrigen
Theile des Gefässsystems sind ohne Muskelfasern, aber das ganze
Arteriensystem enthält in seiner mittlern Haut einen höchst
elastischen Apparat, dessen ausserordentliche Elastieität mit
der lebendigen Zusammenziehungskraft der Muskeln nicht verwechselt
werden darf, da dies elastische Gewebe, wie alles
übrige elastische Gewebe, selbst wenn es viele Jahre in Wein