
nur selten und ohne Erfolg versucht den Geschlechtstrieb zu
befriedigen; nur ein paarmal habe er wollüstige Träume ohne
Ejaculation gehabt. A. Cooper die Bildung und Krankheiten des
Hodens. Weimar 1832. p. 21.
II. B e g a t t u n g .
Die Thätigkeiten bei der Begattung bestehen bei dem Manne
aus zwei Elementen, der Erection und Ejaculation. Erstere erfolgt
durch Zurückhaltung des Blutes in den cavernösen Körpern, welches,
wie K rause (Muelt„ Archiv 1837.) sehr wahrscheinlich macht,
durch die Wirkung der Musculi ischiocavernosi geschieht, welche
die tiefen Venen, die aus der Corpora cavernosa hervorkommen,
zusammendrücken, auf die Vena dorsalis aber wohl kaum einen
Einfluss haben können. • Beim Pferd, wo die Venen der Corpora
cavernosa so viele und verschiedeaie Abzüge haben, ist die Zurückhaltung
des Blutes durch Wirkung der Muskeln schwerer zu begreifen.
Man sehe jedoch hierüber Guenther Untersuchungen und Erfahrungen
im Gebiete der Anatomie, Physiologie und Thierarzneikunde. Hannover
1837. Welcher Antheil den quastartigen Anhängen der Arterien,
Arteriae helicinae bei der Erection zukomme, ist vollends unbekannt.
Auf jeden Fall kann die Erection nicht von ihnen abhän-
gen, da sie bei mehreren Thieren, ,wie beim Elephanten ganz
fehlen, und schon bei den Pferden nur Spuren davon vorhanden
sind. Bei diesen Thieren sind muskelartig anssehende Balken
zwischen den Venen der Corpora cavernosa, die von H unter zuerst
beobachtet worden, am meisten aüsgebildet. Die Fähigkeit
zur Erection hängt übrigens in letzter Instanz vom Rückenmark
ab, daher verliert sich diese bei Neuralgia dorsalis oder Tabes
dorsalis. Das zweite Element der geschlechtlichen Action des
Mannes ist die Ejaculation, welche eine. Reflexionsbewegung ist,
entstehend von den Empfindungsnerven der Ruthe. Diese Bewegung
der Ejaculation besteht wieder aus zwei Elementen, aus der
anhaltenden Zusammenziehung der organischen Muskelschicht der
Samenbläschen und der wiederholten periodischen Zusammenziehung
des animalischen Muskelfleisches des Bulbo-cavernosus und
der Dammmuskeln überhaupt. Plötzliche Irritation und Verletzung
des Rückenmarks bewirkt auch Ejaculation, ohne dass Erection
nothwendig dabei stattfände. Bei Geköpften ist di>Q Ejaculation
eine gewöhnliche Erscheinung.
Die Samenbläschen enthalten wirklichen Samen, denn man
sieht darin in' den Leichen der Menschen die Samenthierchen.
Sie sind also keine blossen Secretionsorgane, wofür sie Hunter
erklärte, Bemerkungen über die thierische Oeconomie. Braunschweig
1802. p. 34. Indessen hat Hunter aus einer Reihe untersuchter
Fälle bewiesen, dass bei der Exstirpation eines Hodens das Samenbläschen
dieser Seite nicht kleiner wird, und Huntjer’s Ansicht
ist insofern wahrscheinlich richtig, als er behauptet, dass in diesen
Organen eine schleimartige Flüssigkeit abgesondert werde.
Der Samen wird bei der Begattung aber zunächst aus den Samenbläschen
ausgespritzt, und in der Harnröhre mit dem seiner Natur
Von der Begattung. 643
„ach unbekannten Succus prostaticus und dem Saft der Cowperschen
Drüsen vermischt. . „
Die Begattung ist in beiden Geschlechtern mit Empfindungen
der Wollust verbunden, aber der Antheil der Geschlechter an
diesem Act ist sehr verschieden. Bei dem weiblichen Geschlechte
wird keine Nerventätigkeit auf den Act einer Erection verwendet
keine rhvthmischen heftigen Zusammenziebungen erfolgen
auf’dem Culminatiönspunct der geschlechtlichen Erregung, und
es wird kein Samen ergossen, die Ausscheidung beschrankt sich
bei dem Weibe darauf, dass in Folge der erregten Empfindungen
in den weiblichen Geschlechtsteilen eine Erg.essung von
Schleim aus den Schleimfollikeln der Scheide erfolgt und diese
schlüpfriger macht. Der'Mann empfindet sich nach der Begattung
erschöpft, das Weib nicht. Aus allem diesem geht hervor, dass
die Actionen des Mannes bei der Begattung in kurzer Zeit eine
grosse Heftigkeit erreichen und ebenso schnell abnehmen, wahrend
diess von dem Weibe nicht behauptet werden kann. Das Organ
der Wollust die Clitoris, welche bekanntermassen beim Weibe am
meisten der Wollustempfindungen fähig ist, wird nicht so wie die
Ruthe des Mannes durch Friction zur Acme der Empfindungen
gebracht, da sie bei der Begattung der Friction nicht ausgesetzt
ist. Daher bleibt das Organ auch nach vollzogener Begattung
noch zum Theil in seiner Erregbarkeit. Es wird daher nicht
fehlerhaft sevn zu schliessen, dass die Empfindungen des Weibes
bei der Begattung weder so schnell steigen, noch so schnell abnehmen
als bei dem Manne. Und damit stimmt die Erfahrung,
dass die Frauen die häufige Begattung leichter als die Männer
ertragen, und dass die Tabes dorsalis selbst unter den weib ichen
Wüstlingen selten ist, während sie beim männlichen Geschlechte
bekanntlich sehr häufig ist. . ' ,1
Die Clitoris, obgleich sie ihrer Genesis nach mit der Küthe
übereinstimmt, weicht doch wesentlich ihren Eigenschaften nach
von dieser ab, dass sie in der Regel keiner eigentlichen Erection
fähig ist. Bei den Ateles ist die Clitoris regelmässig von ungeheurer
Länge; und hat deswegen zu den Mährchen von der grossen
Clitoris wollüstiger Aeffinnen Veranlassung gegeben. Diese
Clitoris besteht aus starken, cavernösen Körpern, aber ich habe in
diesen nichts als Fett gefunden, während die Empfindungsnerven
der Ruthe, Nervi dorsales sehr dick waren. Siehe F ugger de
singulari ditoridis in Simiis generis Ateles magniiudine et conjorma-
tione. Berol. 1835. Jene Bildung ist den Ateles eigen; bei den Aef-
finnen anderer Gattungen zeigt die Clitoris nichts ungewöhnliches.
III.’ L ö s u n g d e r E i e r v om E i e r s t o c k u n d A u f n a h m e in
d i e T u b e n .
Die Lösung der Eier vom Eierstock erfolgt bei den eierle-
genden Thieren entweder unabhängig von der Befruchtung oder
in deren Folge. Bei den nackten Amphibien, deren Eier ausser
dem Körper der Mutter befruchtet werden, wie bei den frosch-
artigen Thieren, lösen sich die Eier lange vor der Zeit der Be