
blosse specifische Nerve za genügen. Jeder Körper leitet Wellen;
der Körper eines Thiers: and die nächsten Umgebungen des Gehörnerven
nehmen sie in derselben Ordnung auf, in der sie das schallleitende
Medium fortpflanzt, es kann daher nicht einmal behauptet
werden, dass die Unterscheidung der Höhe und der relativen
Stärke der Wellen besondere Apparate erfordere, aber die
Schärfe und absolute Intensität der Töne wird mit der akustischen
Ausbildung de» Organes zunehmen.
Die Bedeutuhg dieser Apparate wird am besten erkannt,
wenn man sie von ihren einfachsten'Formen bis zu dem, was
allmählig hinzukömmt, verfolg!; auf diesem Wege lernt man
das kennen,- was von anderem unabhängig ist und was sich gegenseitig
bedingt.
II. Von der Schallleitnng bis zum Labyrinth bei-den im Wasser
hörenden Thieren.
Bei den in der Luft lebenden Thieren gehen die Sehallwellen
der Luft zuerst an feste Theile des Thieres und des Gehörorganes
und von diesen zum Labyrinthwasser über. Die Stärke
des Gehörs eines in der Luft lebenden und in der Luft hörenden
Thieres muss daher davon abhängen, in welchem Grade die
festen Theile des Gehörorganes Luftwellen aufzunehmen fähig
sind und welche Verminderung der Exciirsionen der schwingenden
Tbeilchen beim Uebergang der Schwingungen aus der .Luft
an die äusseren Theile des Gehörorganes stattfindet, in welchem
Grade ferner das- Wasser des Labyrinthes Schwingungen der äusseren
Theile des Gehörorganes aufzunehmen fähig ist. Der ganze
äussere Theil des Gehörorgans ist, wie wir sehen werden,
darauf Berechnet, die an sich schwierige Aufnahme von Luftschwingungen
an feste Theile zu erleichtern.
Bei den im Wasser lebenden und im Wasser hörenden Thieren
ist das Problem ein ganz anderes. Das Medium, welches
die Schallschwingungen zuführt, ist Wasser, es bringt sie zu den
festen Theilen des Thierkörpers, von da sie gelangen wieder in
Wasser, zum Labyrinthwasser. Die Intensität des Gehörs hängt
hier wieder davon ab, in welchem Grade die festen Theile des
Gehörorganes j durch welche die Schallwellen zuerst hindurch
müssen, fähig sind, Wellen aus dem umgebenden Wasser aufzunehmen
und wieder an Wasser (des Labyrinthes) abzugeben, und
welche Verminderung der Excursionen der schwingenden Theil-
chen bei diesem Uebergange stattfindet. Wir werden hier
wieder sehen, dass der ganze äussere Theil des Gehörorganes
darauf (berechnet ist, diesen Uebergang zu erleichtern.
Da die Mittheilung der Wellen aus der Luft an feste Körper,
und aus dem Wasser an feste Körper -sehr ungleich ist und
durch sehr ungleiche Mittel verstärkt- wird, so hat die Natur im
äussern Theile des Gehörorganes bei den in der Luft und im
Wasser hörenden Thieren ganz verschiedene Apparate dazu nö-
thig gehabt, während hingegen der innere Theil des Gehörorgaoes
in beiden Fällen viel mehr uniform ist. Im Allgemeinen ist
das Problem bei den im Wasser lebenden Thieren einfacher.
Der Uebergang der Schwingungen vom änssern Medium bis zum
Nerven geschieht durch 3 aufeinanderfolgende Leiter, wovon 2
aber gleich sind; 1) äusseres Wasser, 2) feste Theile des Thieres
und Gehörorganes, 3) Labyrinthwasser: Bei den Luftthieren geschieht
die 'Mittheilung durch 3 aufeinander folgende Medien,
welche sämmtlich ungleich sind, Luft, feste Theile des Thieres
und Gehörorganes, Wasser des Labyrinthes. Aus diesem und
keinem andern Grunde ist das Gehörorgan der Luftthiere im Allgemeinen
zusammengesetzter, als das der Wasscrthiere. Da das
Gehörorgan der im Wasser lebenden Thiere, wie der Fische, in
der Regel ganz von festen Theilen eingeschlossen ist, so ist die
erste Frage diese,- wie verhält sich die Mittheilung von Schallwellen
aus dem Wasser an feste Theile und von diesen an Wasser
(das Labyrinthwasser)? Beim Uebergang von Luftwellen an
feste Körper findet eine beträchtliche Verminderung der Excur-
sioneri oder .Stösse der schwingenden Theilchen statt, während
die Mittheilung der Wellen aus tönender Luft an Luft, und von
tönenden festen Körpern an feste Körper ohne alle Verminderung
geschieht. Den vollen Ton eines festen Körpers, wie einer
Saite (ohne Resonanzboden), hört man nur dann, wenn er vom
festen Körper durch feste Körper bis zu festen Theilen des Gehörorganes
geleitet wird, z. B. indem man einen Stab zwischen
den Steg der Saite und das ausgestopfte äussere Ohr legt. Befindet
sich aber Luft zwischen dem tönenden festen Körper und
dem Ohr, so ist der Ton schwach, denn die Mittheilung der
Wellen aus einem festen Körper an die Luft ist schwer und geschieht
mit einer Verminderung der Excursion der schwingenden
Theilchen oder des Stosses. Umgekehrt wird der Ton tönender
Luft (wie eines Blaseinstrumentes) vortrefflich durch die Luft fortgeleitet
und zum Gehörorgan gebracht, theilt sich.dagegen schwer
und nur mit einer Verminderung der Intensität der Stösse festen
Körpern mit. Daher der Ton einer Pfeife nicht besser gehört
wird, wenn man an das zugestopfte'Ohr einen Stab bringt, der
bis in die Nähe der tönenden Luft reicht. Ist es nun ebenso
beim Uebergang von Wellen des Wassers an feste Körper? findet
auch hier eine Verminderung dpr Stösse statt?
| ' Ueber diesen Gegenstand sind noch gar keine Untersuchungen
angestelit. Der bisherige unvollkommene Zustand der Akustik
der Gehörwerkzeuge, welche, richtiger gesagt, wohl kaum
noch existirte, bestimmte mich, eine Reihe Untersuchungen zu
diesem Zwecke anzustellen, wovon ich hier die Resultate mittheile.
I. Die festen Körper nehmen die im Wasser. selbst erzeugten
Schallwellen mit grosser Stärke aus dem JVasser auf.
Ein Becken von Glas, Porzellan, Holz ist bis an den Rand
mit Wasser gefüllt. Auf dem Wasser schwimmt eine Schale,
ohne das Becken zu berühren, in der Schale erregt man durch
Herabfallen eines Körpers einen Schall. Stopft man sich die Ohren
fest mit Bolzen von gedrehtem Papier zu, deren in den Ge