
4828. IT. 4837. Valentin Entwickelungsgeschichte. Berlin 4835.
R. W agner Physiologie I. Leipz. 4839. Die Werke über die
einzelnen Classen werden weiter unten gehörigen Ortes namhaft
gemacht.
I. Capitel. E n tw ic k e lu n g d er F isch e und nack ten
Amphibien.
1. V e r ä n d e r u n g e n d e s D o t t e r s v o r d e r B i l d u n g d e s E m b r y o .
Bei allen Thieren scheinen der ersten Configuration des Embryo
Veränderungen in der ganzen Dottermasse vorher zu gehen,
aber der Umfang dieser Veränderungen ist in den verschiedenen
Classen sehr ungleich, sie sind z. B. am geringsten bei den Vögeln,
am stärksten bei den nackten Amphibien, Fischen und vielen
Wirbellosen, wo sie die Erscheinung der regelmässigen Furchung
des Dotters zur Folge haben.
Die Furchung des Dotters der Fröscheier ist zuerst von
P révost und Dumas entdeckt. Ann. d. sc.nat. T. II. 440. Weitere
schätzbare Beobachtungen haben darüber Rusconi (développement
de la grenouille commune. Milan 4826.), Baumgaertner (über Nerven
und Blut. Freih. 4830.) und v. Baer (Muell. ^ /'c/izü 1834. 484.)
mitgetheilt.
Die Oberfläche des Dotters zeigt bekanntlich zwei verschieden
gefärbte Felder. Die eine, Hälfte ist schwarz gefärbt, die andere
hell, die dunkle Färbung rührt von einer dünnen Schicht schwarzer
Dottermasse her. In der Mitte des dunkeln Feldes ist in dem
schwarzen Ueberzug eine Lücke, Baer’s Keiinpnnct, sie führt durch
einen Canal in eine etwas tiefer liegende Höhlung. Eine von jener
Mitte des dunkeln Feldes zur Mitte des hellen Feldes gehende Linie
nennt v. Baer die Achse des Eies, Furchen von der Mitte des
einen zur Mitte des andern Feldes sind Meridianfurchen, Furchen
deren Ebene senkrecht auf die Achse steht, Aequatorialfurchen und
Parallelfürchen, je nach der Entfernung von jenen Mittelpuncten.
Die folgende Beschreibung ist nach v. Baer. Am Schlüsse
der 5. Stande nach dem Legen bildet sich die erste Meridian-
fnrehe von der Mitte des dunkeln Feldes aus. Die Furchung ist
nicht bloss oberflächlich und gebt durch den ganzen Dotter durch,
so dass bei den Salamandern in Folge der ersten Meridianfurchung
zwei wenig zusammenhängende Ellipsoiden nebeneinander zu liegen
kommen. Ehe die völlige Theilung in zwei Hemisphären erreicht
wird, erscheint bereits die zweite Meridianfurche 6—7 Stunden
nach der Befruchtung. Sie kreuzt die erste unter rechten Winkeln.
Ein erhärtetes Ei zerspringt nachher in vier Kugelviertheile.
Bald entsteht jedoch die Aequatorialfurche. Darauf treten wieder
neue Meridianfurchen und sofort Parallelfürchen ein, so dass der
Dotter die Brombeerform und Himbeerform annimmt. Zuletzt
wird die Oberfläche der Dotterkugel wieder völlig glatt. Dieser
Cyclus von Veränderungen kann in 24 Stunden abgelaufen seyn.
Einige Zeit später erfolgt die Abgrenzung des Embryo. Das helle
Feld wird dann, je mehr es gegen das dunkle sich verkleinert,
um so mehr länglich und entspricht dieser Abgrenzung.
Die Furchungen des Dotters an Fischeiern sind von Rusconi
entdeckt. Bibi. ital. LXXIX. Muell. Arch. 4836. p. 5278. Kurz
nach der Befruchtung, welche Rusconi künstlich ausführte, verliert
das Ei der Schleie seine sphärische Gestalt und nimmt eine
bimförmige an; auf einem Theil seiner Oberfläche entsteht nämlich
eine Art Anschwellung, ähnlich der von Sauggläsern hervorgebrachten;
die kleinen, vorher zerstreuten Dotterkörnchen sammeln
sich an der Basis dieser Anschwellung. Eine halbe Stunde
nach dieser ersten Veränderung erscheinen auf der vorragenden
Stelle des Dotters zwei Furchen, die sich im rechten Winkel
schneiden; eine Viertelstunde später zeigen sich zwei neue Furchen
zur Seite der ersten, so dass der vorragende Theil des Dotters,
der früher aus 4 Lappen bestand, nun in 8 Lappen getheilt
ist. Nach Verlauf einer Viertelstunde ist jeder dieser 8 Lappen
wieder in 4 getheilt durch 6 neue Furchen, die sich im rechten
Winkel kreuzen. Nach einer halben Stunde treten mehrere neue
Furchen auf, die sich mit den ersten kreuzen, dadurch werden
die Lappen abermals kleiner und so zahlreich, dass sie sich kaum
mehr zählen lassen Diess schreitet so lange fort, bis die hervorragende
Stelle des Dotters wieder so glatt ist, wie sie vor dem
Erscheinen der ersten Furchen gewesen war. Rusconi a. a. O.
Archiv p. 284.
Die Furchungen des Dotters sind ausser den Fröschen, Salamandern
und Cypriaen auch bei mehreren Wirbellosen beobachtet,
wie bei Crustaceen von Rathke, bei Nematoiden von Siebold,
bei Mollusken von Sars.
2. V e g e t a t i o n s p r o c ess d e r D o t t e r z e l l e n w ä h r e n d d e r
E n tw i c k e l u n g .
Die Dottermasse der Thiere besteht zufolge Schwann’s Untersuchungen
aus Zellen. Diese sind nicht in allen Theilen des
Dotters gleich. Im Ei der Vögel sind die Zellen der Dotterhöhle,
des Dottercanals bis zum Keim Zellen mit Kern. Siehe oben
pag. 634.
Die Zellen des Dotters sind auch nicht bei allen Thieren
gleich gebildet. Was zunächst die Fische und Amphibien betrifft,
so ist die gewöhnlichste Form die runde. Bei den Haifischen
(Scyllium, Acanthias, Squatina) und Myxinoiden sehe ich sie elliptisch,
bei den Rochen (Raja) sogar meist platt viereckig, mit
abgerundeten Kanten und Ecken, so dass man die Haien und
Rochen selbst an den Dotterzellen unterscheiden kann.
Der Dotter nimmt an der Entwickelung des Embryo den
wesentlichsten Antheil, bald mehr in der vorzugsweise keimenden
Schicht, bald wie beim Frosch in seiner ganzen Masse, und mit
Recht erinnerte Rusconi, dass der Embryo des Frosches aus dem
Dotter selbst entstehe. Die Entdeckungen von Schleiden und
Schwann über das Zellenleben werfen auch auf diesen Gegenstand
ein unerwartetes Licht.
Müller7-* Physiologie. 2r. Bd. 111. 43