
Verbindungen von Vorstellungen mit BegriffsvorstélJungen
durch eine Begrilfsvorstellung sind U r t h eile, wie die vorhergehenden
Beispiele. Werden hingegen Urtheile selbst in >das-
selbe Verhältniss zu einander gesetzt, durch die Anerkennung der
Identität oder durch die, Vorstellung der theilweisen Gleichheit,
wie beim einfachen Urtheil, so, entsteht der Schluss, dessen Schema
ist: x — a, y — oo, folglich y=?a. >
Ausser diesen allgemeinsten Formen der Gedankenwelt giebt
es noch ' eine'Menge von Begriffen, welche als. Nebenvorstellungen
in die Urtheile und Schlüsse eingeben, und welche in der Sprache
durch die Partikeln bezeichnet: werden. ^Die Modalität der Urtheile
und der Schlüsse, ihre Verkettung und ihre Verhältnisse
werden dadurch ausgedrückt.
, 5, Selbstbewusstseyn,,
Neben . den Verhältnissen zwischen den Vorstellungen bilden
sich ; Vorstellungen von der Aussenwelt und dem .Subject
oder Ich» in welchem, die Vorstellungen stattfinden. Dén -Grund
dazu bieten die organischen Appetite gegen Dinge,-die uns gleichsam
vervollständigen. Schärfer bildet .sich diese Vorstellung, aus
durch die Erfahrung von dem Unterschied unsres empfindenden
Körpers und der: Aussenwelt, als Ursache seiner Empfindungen,
und als Rückwirkendes gegen ; seine: :AetiOiien. Die
Anschauungen unserer Körpertheile- bleiben constant, unter allem
Wechsel der Aussenwelt. Dieses Sichgleichbleibende lernen
wir als unsern Körper kennen, insofern wiK sehen y dass dièses
unser körperliches sich mit unserm Willen verändert, das: übrige
sich aber gegen unseren Willen verändert., Die von uns empfundenen
spontanen Actionen lassen Vorstellungen, zurück, und
wir lernen diese Actionen von deUMasse der Vorstellungen von
anderen Dingen unterscheiden. So entsteht die Vorstellung vom
eigenen Leben. Die Begriffsvorstellung von Allem, was zum eigenen
Leben gehört, ist das Ich. Alle unterschiedene Eigenwirkungen
lassen nämlich, indem sie sich gegenseitig verdun kein, l den Begriff
des Ichs als Rest oder Gleichbleibendes zurück. Das: Ich als'vorstehendes
vorgestellt, oder die. Vorstellung von den Vorstellungen
als Bèhaftungen desjehs ist das Selbstbewusstseyn. Letzteres ist
offenbar kein ursprünglicher, sondern spät entstehender Zustand.
Unter ’ den ursprünglich entstehenden Empfindungen und Vorstellungen
ist ferner anfangs kein Unterschied zu machen, in wie
fern sie sich auf das absolut äussere Object- oder auf das Object
beziehen, das wir als unsern Körper kennen lernen.
6. Gefühle.
Die Bedeutung des Wortes Gefühle, ist in der Sprache und
in der Psychologie so mannigfaltig, dass dieser Ausdruck zum
sichern Gebrauch wenig geeignet ist. Bald versteht man darunter
Unlust und Lust oder ihnen verwandte leidenschaftliche Zustände,
bald Zustände, in welchen gar nichts leidenschaftliches enthalten
ist, und welche man nur für dunkele Vorstellungen halten kann,
wie Wahrheitsgefühl, Vorgefühl, bald hingegen gewisse leitende
oder herrschend gewordene Vorstellungen, wie Ehrgefühl, sittliches
Gefühl, Schicklichkeitsgefuhl. Einige Psychologen mengen
alles dies durcheinander, und doch beziehen sich alle Gefühle der
Lust und Unlust nur auf Zustände des Subjects und seine Strebungen
j während sittliches Gefühl, aesthetisches Gefühl u. a. nur
ganz objective Verhältnisse betreffen. Die meisten geistigen Zustände
befinden sich auf dem Gebiet der Vorstellungen. Besondere
Verhältnisse der Vorstellungen mit besonderen Kamen zu
bezeichnen ist ganz angemessen. Die Wörter G edanken, Beg
riffe , U r th e ile drücken solche Verhältnisse aus, und daher
würde auch das Wort Gefühle einem bestimmten Verhältniss
angemessen seyn. Aber leider bezeichnet es ganz verschiedene
Zustände.
Die Gefühle der Unlust, Lust und so vieler verwandter Zustände
werden wir in dem folgenden Capitel untersuchen, es sind
vorgestellte Strebungszustände, h
Die sogenannten Gefühle,' welche ausgebildete leitende und
herrschende Vorstellungen, Begriffe und Urtheile sind, wie das
sittliche Gefühl, Ehrgefühl, aesthetische Gefühl, Schicklichkeitsgefühl
u. a. und die Verirrungen dieser Begriffe, die man Vorur-
theile nennt, unterscheiden sich von anderen Vorstellungen, Begriffen
und Urtheilen nicht, als dass sie eben wegen ihrer Anwendbarkeit
in der practischen Beziehung zu den Menschen zu
einer Richtschnur werden. Die grosse Anzahl vieler anderer sogenannter
Gefühle bedeutet nichts Anderes als unzei'gliederte und
deswegen dunkle Vorstellungsmassen, von einem gewissen Ge-
sammteindruck, welche der Seele vorschweben, wie die Ahnungen,
Vorgefühle.
II. Capitel. Vom Gemüth, von den L e id e n s c h a fte n
und von d e r F r e ih e it.
Manché Vorstellungen - sind von etwas begleitet, welches auf
die Vorstellung selbst nicht reducirt werden kann, es ist das
Streben. Wird Schmerz empfunden und diese Empfindung vorgestellt,
so ist auch ein Streben dagegen vorhanden. Auch die
bloss§ Vorstellung von Schmerz und Lust erregt Streben. Jede
Hemmung dieses Strebens erregt unangenehme, jede Förderung
angenehme Gefühle. Es giebt also in der Seele ausser dem Vorstellen
etwas ganz anderes zuständliches, dessen Steigerung nicht,
wie bei den Vorstellungen, grössere Klarheit, Schärfe des Vorge-
gestellten, sondern eine Heftigkeit des Strebens ist. Die Strebungen
der Seele gehen nicht bloss darauf aus, Schmerz und Vorstellungen
von Schmerz zu meiden und Lust und Vorstellungen
_/von Lust zu suchen ,■ sondern auch in einer gewissen Grösse des
Eigenlebens zü behalten, darin zu beharren. Das Streben der
Seele ist-im allgemeinsten Sinne Selbstbeharrungsstreben und
Streben nach Erweiterung des Selbst. Alles Hemmende macht
unlustig, alles Erweiternde lustig. Die Objecte wechseln, das
Streben bleibt. Für die Vorstellung ist heute hemmend, was
morgen gleichgültig oder sogar fördernd ist. Es wird daher zu
verschiedenen Zeiten verschiedenes erstrebt und immer dasjenige,