82 IV. Buch. Bewegung. II. Abschn. V.d. verschied. Muskdhcweg.
ren und Extensoren in Beziehung auf den galvanischen Reiz niclit I
bestätigt. Vergl. oben Bd. I. p. 602. . . .
Manche Muskeln sind so angelegt, dass s.e nur geringe oder
gar keine Antagonisten haben ; in diesem Falle wirken diese Mus- I
kein auch beständig für eine bestimmte Lage der Theile. So smd I
viele Muskeln vorhanden, um den Oberschenkel nach auswärts zu rollen
wie die Gesässmuskeln, die Obturatoren, der Pyriformis, die Gemelli
der Ouadratus femoris; die Rollung des Schenkels nach einwärts |
ist nur schwach dem Tensor fasciae latae anvertraut. Daher die
unwillkührliche Neigung zur Auswärtswendung der ganzen Extremität
beim Gehen, Sitzen, Liegen. Muskeln ohne eigentliche Antagonisten
sind auch die Sphincteren. kann daher die beständige
Verschliessung der Oeffnungen durch die Sphincteren
allein aus der Thatsache ahleiten, dass das Gontracüonssp.el aller
Muskeln auch im Zustande der Ruhe nicht auf hört. Diese Muskeln
müssen, ohne dass vorzugsweise nach ihnen ein bestandigei
Strom des Nervenprincips stattfindet, schon deswegen geschlossen
sevn weil sie eigentlicher Antagonisten ermangeln. Sie oünen
sich wenn der Inhalt der Blase, des Mastdarms sich angehauft
"hat und die dadurch erregte stärkere Zusammenziehung der
Wände den Inhalt gegen sie hintreibt. Die Ins, auch ein Sphinc-
ter zieht sich beständig im Wachen und noch starker im Schlafe
zusammen. Auch bei gleichem .Lichteinflusse im Wachen sieht
man beständig die Iris unduliren. Siehe H enle, Encyclop, W ?}-
terh. d. med. Wissensch. Art. Gedächtniss.
Der Antagonismus der Muskelbewegungen jst von grosser
pathologischer Wichtigkeit. Durch Aufhebung des Gleichgewichts
der Muskelbewegungen können Krümmungen entstehen. Der
Klumpfuss z. Bi, welcher sowohl beim Fötus nach den ersten Monaten
der Schwangerschaft, als nach der Geburt entstehen kann,
bat in vielen Fällen in dem aufgehobenen Gleichgewichte der
Muskeln, welche den innern und äussern Fussrand heben, seine
Ursache, und wird auch durch Herstellung dieses Gleichgewichtes
oft geheilt. Entweder befinden sich die Muskeln, welche den
äussern Fussrand heben, Peronaei, in einem hälbge.lähmten Zustande
oder die Muskeln, welche den innern Fussrand heben,
in lähmungsartiger Contractur. In beiden Fällen muss der äussere
Fussrand auftreten und der Fuss dut ch den Tibiahs posticus nach
einwärts gezogen werden. Allmählig ändert sich auch die Ste -
lung der Skelettheile in den Gelenken; so dass das Os navi-
culare in der Regel nach einwärts gewendet wird und der
zum Theil entblösste Kopf des Astragalus auf dem Rucken des
Fusses eine Hervorragung bildet. Beim Pferdef'usse', 5 ,
Ferse hoch erhoben ist und Her Fuss auf den Zehen auftntt, sind
die Gastrocnemii in straffer Contractur und doch zuweilen atrophisch.
Contractur und Atrophie der Muskeln schlossen sich nicht
aus. Es giebt eine lähmungsartige Schwäche der Mustern mit
Contractur derselben (siehe O li.ivier traiie de' la moclle epimere et
de ses maladles II. p. 709.), und wir haben selbst Contractur der
Gastrocnemii mit Atrophie derselben verbunden gesehen.
Wenn auch die Verkrümmungen der Wirbelsäule oft ihren
„ i 4 scrophulöser Entzündung der Intervertebralbänder und
Wirbel mit Erweichung, Aufschwellung, Eiterung und Substanz-
” , ad prund haben, so entstehen sie doch noch häufiger
E S Ä e w i c h t der Muskeln des Rumpfes.
dmc‘ • An ^Skoliosen geben sich z. B. daran zu erkennen, dass
s & i t i . ,orlandcn t ó f « i da,, die Vev-
keine Ze „vmmstische Uebungen verbessert wird. Diese
M Ä £ i S ^ a i 9§ ,; ;«lche man bei
Erscheinungen sr pferdefussbeobachtet. Bei der Vereiterung
der Brustmuskeln „ ( dieser Seite
. r ' J f f i r Ke Brust h e i, sieh hier nicht, weil die L„„se
nicht ausgedehnt werden kann.
IV. Reflexionsbewegungen.
Die Natur der Reflexionsbewegungen ist bereits im ersten
Bande (p 688.) ausführlich erläutert; es gehören hieb er alle Be-
we<iun°en, welche auf ursprüngliche Erregung von Empfindungs-
° A° entstehen und wo die Vermittelung der centripetalen
: Strömung durch das Gehirn und Rückenmark
; entsteht. Man kann- zwei Hauptgruppen- dieser Phänomene un-
I terscheiden.
A. Reflexionsbewegungen des animalischen Systems;
HieheF gehören die Reflexionsbewegungen der von Gehirn-
| und Spinalnerven versehenen Muskeln, mag nun die centripeta e
Erregung in den animalischen oder organischen Nerven, z. B in
I der äussern Haut oder im Darmeanal, entstanden- seyn. Der Hu-:
I sten von Reizung der Schleimhaut der Lungen u"d de* R^ 1“
| kopfes - das Erbrechen von Reizung der Schleimhaut des Sehkndes
1 Malens Darms; das Harndrängen und der Stuhlzwang, so weit
sie "’mit ausgebreiteten Muskelbewegungen verbunden werden von
Bei zun« der Schleimhaut der Urinblase, des Mastdarms; das Nie-
sen von Reizung des Sehnerven und der Nasennerven; die Bewening
der Iris von Reizung des Sehnerven ; die Zusammenzie-
I hung dés Schlundes von der- Berührung der Schleimhaut dessel-
E ben und so viele, ja unzählige Phänomene, die früher bei der-
Lehre von dem Reflexionsbewegu-ngen ..ihre Erklärung gefunden,
gehören- hielier. Desgleichen jene Menge der sogenannten sym-
I pathischen Krämpfe in Krankheiten, die Einpfindungsreizungen
I bewirken, und jene so leicht und von sov.elen ° rten * “
I regbare Convulsibilität der Kinder, der Weiber etc. Die Re-
flexionsbewegungeri auf Empfindungsreize sind meistentlieds voi-
ürbergehende oder auch anhaltende Zusammenziehungen der w i -
kührfichen Muskeln. Bei einem hohen Grade der Irritation «
Rückenmarkes durch Empfindungsreize können die^unwillkuUrU-
clien Reflexionsbewegungen der, willkührlichen Muskeln auc
schnell wiederholte rhythmische Contractlonen seyn. z. n .
das Zittern bei Application der Moxen, bei langem Aufenthalt mv
kalten Bade, das eben dann auch erfolgende Zähneklappern, Am
merkwürdigsten sind indess in dieser Hinsicht- die rhythmischen
Conlracliionen der Dammmuskeln nach wollüstiger Reizung aep