
reren Richtungen um einen Körper sieh herumlcgen können, und
obgleich die Empfindung hierbei an upd für sich die einer Ausdehnung
in Flächen, n ämlich die der Oberflächen unsers Körpers, welche
den Oberflächen des äussern Körpers entspi’echen, bleibt, so ergänzt
die Vorstellung aus den zum Umfassen nöthigen Bewegungen,
die Empfindung der Flächen zur Anschauung eines Körpers
mit cubischem Inhalte.
Der Gesichtssinn ist in dieser Hinsicht weniger von dem Geluhlssinn
verschieden,* als man gewöhnlich annimmt. Es fehlt ihm,
um ihm ganz gleich zu sevn, nur, dass das Auge seinen Ort verändern
könne, um anderen Flächen eines Körpers entgegenzusehen.
Dieser Mangel kaun aber durch die Ortsveränderung unseres
Körpers ersetzt werden, i
' Dem Gehörsinn geht die Empfindung des Räumlichen .fast
ganz ah, weil er eben seine eigene Ausdehnung im Raume nicht
empfindet. Die Ursachen dieses Unterschiedes sind unbekannt.
Die . JVervenhaut des Auges empfindet ihre eigene Ausbreitung und
ihren Ort schon ohne alle äussere Affection, als Dunkel vor den
Augen. Das Geruchsorgan empfindet ■wenigstens noch deutlich,
an welchem Organ die Gerüche wahrgenommen wei’den, und von
einem durchdringenden Geruch wissen wir, dass, die ganze Nase
in ihrem Innern eingenommen ist, wir können nicht weniger als
eine Nase voll nehmen. Bei dem Gehör findet keinerlei Percep-
tion des Ortes, wo gehört wird, statt.
Die Empfindung der Bewegung ist eine doppelte, wie die
Bewegung eine doppelte ist, fortschreitende und schwingende.
Die Empfindung der fortschreitenden Bewegung findet in drei
Sinnen in verschiedener Weise statt, im. Gesichtssinn, Gefühlssinn
und Geschmackssinn, in denselben Sinnen, in welchen überhaupt
Distinction des Raumes möglich ist;, das Erstere hängt von dem
Letzteren ab und ist blosse Folge desselben- Eine Affection
schreitet von einem Theil der Retina auf einen anderen'fort,
und wir stellen uns die Bewegung, des Bildes, als Bewegung des
Körpers vor, ebenso mit dem Gefühlssinn., Auch der Geschmackssinn
unterscheidet die Bewegung des Geschmacks über das Geschmacksorgan.
Die Perception der zitternden oder schwingenden Bewegung
ist bei mehreren Sinnen möglich. Am offenbarsten ist. diese
Wirkung auf den Gehörsinn und Gefühlssinn, aber selbst die Nervenhaut
des Auges und der Sehnerve scheinen der Unterscheidung
dieser Eindrücke nicht fremd zu seyn. Was zunächst den
Gehörsinn betrifft, so werden die dem Gehörnerven durch den
schallleitenden Apparat des Gehörorganes, zuletzt durch das
Labyrinthwasser mitgetheilten Erzitterungen, wenn sie schnell
sind, bloss als Ion gehört, dessen Höhe mit der Schnelligkeit der
Schwingungen zunimmt; wenn sie sehr langsam sind, unterscheidet
der Gehörnerve nicht bloss den gemeinsamen Ausdruck
derselben als einen bestimmten Ton, sondern leicht etwas von den
einzelnen Schwingungen als Geräusch.
Die Schwingungen eines Körpers, die , im Gehörorgane den
Ton bedingen, werden von den Gefühlsnerven der Haut als Bcbungen
empfunden öfter mit dem Gesummtem druck des Kitzels, wenn
das Annähern des schwingenden Köi’pers, z. B. der Stimmgabel
an empfindungsreiche Theile geschieht. Diese Erscheinungen liefern
eine vollkommene Parallele zu denen am Gehörorgan. So
wie das Gehör die Stösse' eines Körpers einzeln als Geräusche,
ihre schnelle Folge als Ton empfindet, ebenso empfindet der Gefühlsnerve
die einzelnen Bebungen und zugleich, bei hinreichender
Schnelligkeit der Schwingungen, die dem GefühlSorgan eigene Empfindung
des Kitzels.
b Dass übrigens nicht die wellenförmige Bewegung der Schwingung
zur Affection dss Gehörorgans nöthig ist, dass vielmehr eine
schnelle Folge von mechanischen Stössen dasselbe leistet, was die
Schwingungen thun, beweisen eben die vorher angeführten Versuche1
mit dem SavARTSchen Rad und der Sirene von Cagniard
lä T our. Bei dem letztem Instrumente wird der Strom der Luft
oder einer Flüssigkeit aus einer Oeffnung, während dem raschen
Umlaufe eines Rades, durch jeden Zahn desselben augenblicklich
aufgehalten. Die dadurch hervorgebrachten Unterbrechungen und
Stösse,, Welche auf das Gehörorgan fortgepflanzt werden, sind die
Ursache der Töne, deren Höhe mit der Zahl der Unterbrechungen
in bestimmter Zeit zunimmt. Auch in dieser Beziehung bildet
die Wirkung der StösSe eines'Köi’pers auf das Gefühlsorgan
eine Parallele zu den Erscheinungen am Gehörorgan. Denn
bei der Berührung einer schwingenden Stimmengabel erhält
dér Gefühlsnerve auch eine schnelle Folge von Stössen, wovon
jeder einzelne für sich nicht im Staude gewesen wäre, die Empfindung
des Kitzels bervorzuhringen.
Die ’Unterscheidung der Zeit in der Folge der Eindrücke,
ist bei allen Sinnen möglich, nur bei dem Gehörnerven scharf,
aber hier ganz ausserordentlich. Das von S avart erfundene Instrument,
durch welches die Töne durch Reihung der Zähne eines
umlaufenden Rades an einem Körper hervorgebracht werden, hat
die Mittel gegeben, die grösste und die geringste noch wahrnehmbare
Tonhöhe genauer, als es bisher möglich war, zu bestimmen.
Savart hat gezeigt, .dass bei gehöriger Stärke noch Töne vernommen
werden, die 24000 Stössen oder 48000 einfachen Schwingungen in
der Sekunde entsprechen. .Zwei auf einander folgende Stösse oder
vier auf einander folgende Schwingungen sind schon hinreichend einen
vergleichbaren Ton zu bilden; d. h. ein Ton, zu dem 1000
Stösse in der Sekunde gehören, wenn er eine Sekunde anlialten soll,
wird schon vernehmbar, wenn nur zwei Stösse davon gehört werden,
und von einem andern Tone unterscheidbar, der 2000 oder
mehr oder weniger Schläge in der Sekunde habeü würde. Würaus
hervorgeht, dass das Gehör seihst einer Sekunde unterscheiden
kann, da 24000 Slösse aut den, bei S avart’s Instrumente
möglichen, höchsten Ton für die Sekunde gehen.
Das Auge kann zwar das Bild eines schwingenden Körpers
dem Sensorium mitthcilen, und unterscheidet die Schwingungen,,
wenn sie, sehr langsam sind; aber in diesem Falle worden
die .Schwingungen nicht dem Sehnerven mitgctheilt, so dass
dieser sie in derselben Art wiederholt, oder in derselben Art
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