
Canälen zwar auf einige stärkere Fortleitung des Schalls in der
Richtung ihrer Krümmung rechnen, dass aber diese ungeschwächte
Fortleitung durch Röhren hei weitem nicht so vollkommen ist
■wie in mit Luft gefüllten Röhren.
Einige aber nur geringe Condensation des Gehörs wird daher
dadurch entstehen, dass dieselbe Welle, welche durch die
Schenkel eines Canals im V.oi'hof eintritt, mit , einem Theil ihres
Stosses durch die entgegengesetzten Schenkel zurückgelangt.- T h.
Young hat hierauf gerechnet.
Kömmt der Stoss nicht durch die Fenster, sondern durch
die Kopfknochen wie bei den Fischen und auch zum Theil bei
uns, so wird dieser Grad von Condensation auch durch die halbkreisförmigen
Canäle stattfinden. ,
In den halbcirkelförmigen Canälen kömmt endlich auch die
Resonanz der Kopfknochen von den Schwingungen des Labyrinth-
wässers in Betracht. Denn in der Nähe fester Wände im Wasser,
denen Schallwellen mitgetheilt werden , werden diese immer
stärker als ceteris paribus im übrigen Wasser gehört. Dass der
Conductor nicht die Wände selbst berühren dürfe, versteht sich
von selbst. Liegen sich 2 im Wasser resonirende Wände nahe,
so sind'natürlich die Wellen des Wassers zwischen ihnen noch
stärker. Diess konnte man an dem vorher erwähnten Apparat
mit dem von Canälen durchzogenen Brett, das. mit einem Wasserbecken
verbunden war, wahrnehmen. Wurde der Conductor
ins Innere des Canals des Brettes vom Becken aus gehalten, so
wurde der mit der Stimmgabel dem Brett mitgetheilte Ton ein
wenig stärker gehört, als wenn der Conductor bei gleicher Entfernung
den Wänden des Beckens selbst genähert wurde'. Zur
richtigen Vergleichung muss in beiden Fällen ein 'gleich langes
Stück des Conductors mit dem Wasser in Berührung-seyn, denn
der Ton ist stärker, wenn der Conductor tiefer eingetaucht wird.
Nimmt'man nun an, dass die halbcirkelförmigen membranö-
sen Canäle im Stande seien, die Resonanz der Kopfknochen in
das Wasser zu sammeln und in der -Richtung ihrer krummen
Bahn b esser fortzuleiten als in der Direction des. Stosses, so wird
die Verstärkung den Ampullen und dem Alveus communis*, wo sich
der Nerve ausbreitet, zu Gute Rommen.
In wie weit die membranösen Canäle die festen Canäle berühren,.
muss diese Wirkung noch viel stärker werden, , Aber
auch auf eine von den umgebenden festen Theilen unabhängige
Mitwirkung der halbcirkelförmigen membranösen Canäle wird
man durch die für die Physiologie des Gehörs wichtige That-
sache geführt, dass die halbcirkelförmigen Canäle der Petromy-
zon gar-nicht von festen Theilen isolirt umgeben sind, sondern
mit dem alveus communis in derselben gemeinschaftlichen festen
Capsel liegen.
Autekjrieth und K erher nahmen an, dass die verschiedenen
Canäle- auch im Stande seien die Direction des Schalls' dem Nerven
anzuzeigen. Allein die Direction des Schalls scheint ausser
der stärkern Wirkung auf eines der Oh^en, und ausser der yex*-
schiedenen Stärke des Schalls nach der Direction des Gehörganges,
und der Concha kein Gegenstand der Empfindung zu seyn.
Wären wir auch im Stande die Richtung des Stosses der schwingenden
Theilchen zu unterscheiden, so würde doch diese Richtung
immer eine doppelte und entgegengesetzte seyn, denn die
Theilchen schwingen auch zurück und bei einem Ton wechselt
diess regelmässig ab.
Die im Labyrinth der Fische und fischartigen Amphibien
enthaltenen ,Hörsteine*) und der crystallinisché Brei im Labyrinth
der übrigen Thiere, müsste durch Resonanz den Ton verstärken,
selbst wenn diese Körner die Membranen, auf welcher die Nerven
sich ausbreiten,; nicht berührten." Nun berühren aber diese
Körper die membranösen Theile des Labyrinthes, die membranösen
Theile und der Nerve erhalten dadurch, in soweit diese
Berührung stattfindet, auch Stosswellen aus diesen festen Theilen,
welche intensiver sind, als die aus dem Wasser. Man fühlt die
Schwingungen des Wassers bei der Schallleitung nicht mit der
ins Wasser gehaltenen Hand, wohl aber wenn man ein Stück Holz
mit der Hand im Wasser hält>
Diess scheint mir die wahre Bedeutung des crystallinischen
Breies und der Hörsteine zu seyn. Die Ansicht, dass der cry-
stallinische Staub beim Hören von den Wänden abgeworfen
werde, wie der Staub.auf schwingenden Scheiben und Membranen,
lässt sich physicalisch nicht rechtfertigen. Denn im Wasser
sieht man während der Scballieitung den im Wasser schwebenden
Staub nie die geringste Bewegung machen.
Andere directe Versuche lassen sich nicht gut anstellen. Ich
band ein Stück erweichte Schweinsblase im Wasser mit Wasser
und Sand zu einem Beutelchen, welches ich platt drückte,
ich ahmte das membranöse Labyrinth mit -dem crystallinisphen
Brei nach, und untersuchte seine Wirkung auf Schallwellen des
Wassers, die mit der Pfeife erregt werden, mittelst des Conductors.
Das Beutelchen wurde nämlich im Wasser zwischen das
Ende der Pfeife und den Conductor gehalten, ohne sie zu berühren.
Allerdings war der Ton stärker, als wenn ceteris paribus.
das Beutelclien .weggenommen wurde. Bei einem Gegenversuch
bemerkte ich indess, dass dieses platt gedrückte Beütelchen von
Membran, auch ohne den Sand bloss Wasser enthaltend, den Ton
(durch Resonanz) verstärkte. Wovon die Resonanz membranöser
Theile im Wasser abhängt, ist mir nicht klar geworden. Ein
von der Kalkerde befreiter Oberarmknochen eines Vogels zeigte,
aussen und inwendig mit Wasser in Berührung, fast gar keine
Resonanz, ebenso wenig ein mit Wasser gefülltes Darmstück
des Kalbes , und es war bei einem im Wasser erregten Ton ganz
gleich, ob der Conductor an ein langes Darmstück, oder bei
) Die Otolithen der Knochenfische haben eine ähnliche Structur, wie der
Schmelz der Zähne. Die des Zanders bestehen z. B. aus zonenartig ge-;
ordneten Schichten, in denen rman sogleich schon eine regelmässige faserartige
Bildung erkennt. W e rd e n die geschliffenen Blättchen mit Salz-
säurfe behandelt, 'so sieht man, dass die Schichten aut eben solchen zu-
gespitzten Körperchen bestehen, wie ich sie aus dem noch nicht hart
-gewordenen Schmelz beschrieben habe. PoGGEND. Ä 7W . 38. '