
Die einfachste Aft derselben sind die Loupen oder- Mikroskope.
Wird ein kleiner Gegenstand dem Auge bis dicht vor das Auge
genähert, so> erscheint er sehr gross, aber Alles ist undeutlich,
weil die Vereinigungsweite der Lichtstrahlen hinter der Netzhaut
liegt. Die Wirkung einer Linse zwischen Object und Auge ist
di« Vereinigungsweite zu verkürzen. Fällt diese bei der gehörigen
Stellung der Linse auf die Netzhaut, so erscheinen alle Details
deutlich und das Object in der Grösse, wie es schön vorher erschien,
als es ohne Loupe dicht vor das Auge gehalten wurde.
Die Vergrösserung ist in diesem Falle nur scheinbar, sie ist blosse
Folge der grossen Nähe des Objectes, die Wirkung der Linse, ist
blosse Deutlichkeit bei einer so sehr vergrössernden Annäherung.
Beim Teleskop lind Mikroskop fällt das Bild gar nicht mehr ins
Auge, sondern vor dasselbe. An dieser Stelle kommen die Lichtstrahlen
zur Vereinigung des Bildes, da es aller hier nicht aufgefangen
wird, so gehen sie wieder divergirend fort, gerade so als
ob hier das Object wäre, von welchem sie divergirend ausgegangen
sind. Hierauf beruht sowohl dje Vergrösserung als die Schärfe
dieser Bilder. Denn der Sehwinkel eines vor dem Auge schwebenden
Bildes ist grösser als der Sehwinkel des Objectes selbst.
Nimmt das vor dem Auge schwebende Bild die Distanz der natürlichen
scharfen Sehweite ein (8"), so erscheint das Object bei
der Vergrösserung zugleich so scharf, als überhaupt Gegenstände
der natürlichen schärfsten Sehweite.
Die Teleskope sind zür Vergrösserung und zum deutlichen
Sehen der fernsten Gegenstände, die Mikroskope zur Vergrösserung
und zum deutlichen Sehen der\ Gegenstände, in der Nähe,
eingerichtet.' Die Zahl der dazu- angewandten Gläser ist sehr verschieden.
Befindet sich hinter dem.ersten Glase ein zweites;, so
verändert diese» entweder das Bild und seinen Ort, oder wenn
das Bild des ersten Glases vor das zweite fällt, so vertritt dies
Bild die Stelle eines Objectes für das zweite Glas. Das Bild des
zweiten kann durch ein drittes Glas wieder verändert werden
oder dem dritten Glas als Object dienen. Das vom Object selbst
das Licht empfangende Glas heisst Objectivglas, das dem A-uge
zugewandte Glas heisst Ocular. Beim Mikroskop wird das“ durch
eine oder mehrere Linsen hervorgebrachte physische Bild durch
das Ocular, wie durch eine Loupe ein Gegenstand angesehen.
Die Helligkeit des Bildes hängt von der Menge des Lichtes ab,
welches das Objectiv vom Objecte aufnimmt, oder beim Mikroskop,
welches dem Objecte.'durch künstliche Beleuchtung zugeworfen
wird, Ist diese Lichtmenge, worin das Bild des Objectes
im Teleskop und Mikroskop erscheint, grosser oder kleiner, als
das Object ohne diese Instrumente in die Pupille des Auges wirft,
so ist auch die Helligkeit des Bildes grösser oder kleiner, als beim
Sehen des Objectes ohne das Instrument. Beim Sehen durch ein
Teleskop ist das Bild heller a-ls das Object allein; weil das Ob-
jectivglas mehr Licht vom Object aufnimmt und zum Bilde verwendet,
als die Pupille des Auges beim einfachen Sehen vom
Object aufnimmt.
V. Von der Chromasie und Achromasie des Auges.
(J. Mueixer Physiol. des Gesichtssinnes 195. 414. T ourtual.
die Chromasie des Auges Meckel’s Archiv 1830. 129.)
a. Chromatische Linsen. Wenn gleich die durch eine Linse
gebrochenen Strahlen eines leuchtenden Gegensatzes bei Vermeidung
der Aberration von der Sphäricität ein scharfes Bild hervorbringen,
sobald sie in der Vereinigungsweite des Bildes aufgefangen
werden, so gilt diess doch mit vollkommner Schärfe nur,
wenn die Lichtstrahlen von gleichartigem farbigem Lichte sind.
Denn eine absolute Vereinigung des ungleichartigen oder gemischten
weissen Lichtes in einem Puncte durch Brechung ist selbst
bei der Vermeidung der Aberration von der Sphäricität ohne
weitere Hülfsmittel unmöglich, weil die im weissen Lichte enthaltenen
farbigen Strahlen eine ungleiche Brechbarkeit besitzen,
also auch eine verschiedene Vereinigungsweite haben.
Ist a der leuchtende Punct, AB die Linse,' so werden die im
Lichtkegel abc enthaltenen farbigen Strahlen ungleich gebrochen
so dass z. B. die violetten Strahlen am meisten brechbar zuerst,
die - gelben später, die rothen zuletzt zur Vereinigung kommen.
Statt eines ungefärbten Punctes wird auch bei der grössten Con-
centration des Lichtes in CD ein Zerstreuungskreis erscheinen
dessen Mitte wegen der Deckung des farbigen Lichtes weiss, dessen
Bänder durch die frei hervortretenden äussersten Grenzen
der violetten und rothen Strahlen purpurroth erscheinen. Die
Farbenerscheinung wird zunehmen, wenn das Bild nicht in der
mittlern Vereinigungsweite CD, sondern vor oder hinter derselben
ln. E f t °^er aufgefangen wird. Wird zum Beispiel das
Bild in EF aufgefangen, so bilden die jetzt äussersten rothen
Strahlen, welche von keinen andern farbigen Strahlen gedeckt
werden, einen rothen Farbenkreis, die äussersten gelben, welche
nur von roth gedeckt werden, einen gelbrothen Kreis, der in
dem rothen enthalten ist, um die farblose Mitte, wo sich die Kegel
der verschieden farbigen Strahlen decken. Wird das Bild in
GH aufgefangen', so bilden die äussersten, ungedeckten, violetten
Strahlen den äussersten Farbenkreis, auf welchen nach innen die