
und das halbwollige Haar der Papusneger Australiens, die zuweilen
verschmelzenden Nasenbeine der Hottentotten und Buschmänner
und die verlängerten Nymphen ihrer Weiber. Obgleich ferner das
Verhalten der Haut bei den gegebenen Racen und Nationen zum
Lichte und zur klimatischen Wärme höchst verschieden ist, so ist
es doch in-einer gewissen Breite bei allen Menschen offenbar, und
bei allen dunkelt die Haut mehr oder minder in heissen Kli-
maten. Bei der Negerrace ist diese Empfindlichkeit am grössten,
so dass das während des Embryolebens noch farblose Rind erst
nach der Geburt am Lichte sich färbt. Bei den blonden Europäern
dunkelt die Haut am Licht gar nicht, bei den schwarzhaarigen
dunkelt sie.
Oh die gegebenen Racen von mehreren oder einem Urmenschen
abstammen, kann nie aus der Erfahrung ermittelt werden.
Diese Frage hat aber auch nicht für die Theorie der Racen die
hohe Bedeutung, welche Einige darin suchen. Denn mögen viele
oder wenige Individuen eines Thiers oder einer Pflanze zugleich
erschaffen seyn, die Bedingungen, welche zu dem Variiren führen,
bethätigen sich auch am Einzelnen. Die Geschichte der Racen der
Thiere und Pflanzen führt unabweisslich zu dem Satze, dass alle
wahren Racenverschiedenheiten einer Art von Einzelnen aus durch
innere und äussere Ursachen und in hinreichend langer Zeit sich
bilden können.
Eine scharfe Eintheilung der Menschenracen ist unmöglich.
Die gegebenen Formen sind sich ungleich an typischer Schärfe
und Eigenthümlichkeit, und ein sicheres, wissenschaftliches, inneres
Princip der Abgrenzung liegt nicht wie bei den Arten vor.
Die Aufgabe einer physischen Geschichte der Menschen ist alle
Eigenthümlichkeiten der Nationen, welche sich durch gleichartige
Vermischung als solche constant fortpflanzen, aufzufassen, aber
diese naturgeschichtliche Auffassung des Menschen kann nicht der
Gegenstand dieses Werkes seyn, welches sich begnügen muss,
die hervortretendsten Racen des Menschengeschlechts nach Anleitung
der Ordnung von B lumenbach anzuführen, die sich immer
noch am meisten empfiehlt, weil sie am bequemsten ist.
Man unterscheidet demnach:
1. Die k au k a sisch e Race.
Die Hautfarbe ist mehr oder minder weiss, ins Fleischfarbene,
seltener hellbräunlich; das Haar mehr oder minder wellig,
hell oder dunkel; die Stirn hoch und gewölbt; das Gesicht oval;
der Gesichtswinkel*) des Schädels gross bis 80°—85°; eine
U A n m e r k u n g . Unter Gesichtswinkel versteht man den zwischen der
Gesichtslinie^ und einer horizontalen Lijiie der Schädelbasis enthaltenen
W in k e l, Die erstere berührt die Glabella u nd den vorspringendsten
Theil des Oberkiefers, letztere ist die Mitte einer Ebene, welche durch
die Spina nasalis ^anterior und den Meatus audit. durchgeht. Dieser
Winkel^ ist_ bei Kindern immer grösser als beim Erwachsenen, daher
auch beim jungen Affen, wie beim jungen Orang verhältnissmässig gross,
während er beim erwachsenen Affen viel kleiner ist und das Gesicht
einen mehr thierischen Ausdruck erhalten hat. Die Grösse des Gesichtswinkeln
■wird bedingt durch eia relatives Ueberwiegen des Hirnschädels
schmale, mehr oder weniger gebogene oder vortretende Nase;
senkrechtstehende Zähne; mässige Lippen; vorspringendes Kinn
und reicher Bart, wie überhaupt reicher Haarwuchs.
Zu dieser Race rechnet Blumenbach die Europäer (mit Ausnahme
dér Lappen und Finnen)) die westlichen Asiaten bis zum
Ob, Ganges und zurn caspiscfien Mëef, und die Nordafricaner.
2. Die mon g o lisch e Race. -
Sie hat eine gelbe Hautfarbe; schwarzes, schlichtes, sparsames
Haar; breites, plattes Gesicht, dessen breitester Theil in der,
Jochgegend; platte, breite Glabella; kurze breite flache Nase, eng—
geschlitzte schiefe Augenlieder, weit auseinander stehende Augen.
Hierzu gehören, nach BlumEnbagh die übrigen Asiaten, ausser
den Malayen, in Europa die Lappeh und Finnen, die nördlichsten
Amerikaner, Eskimos, Grönländer.
3. Die am e rik an isch e Race...
Sie bat eine*bräunlich kupferfarbene Haut; schwarzes, schlichtes,
sparsames Haar; mehr oder weniger schwachen Bart; mehr
oder weniger vorragende Nase. Alle übrigen angegebenen Cha-
ractere sind nicht constant und nicht ^reffend.
Hierzu gehören die übrigen Amerikaner.
4. Die a e th io p is c h e Race.
Schwarze oder schwarzbraune Hautfarbe; schwarzes,- meist
starkes, kurzes wolliges, krauses Haar;, schmaler langer Schädel;
zurücktretende Stirn; vortretender Oberkiefer bei zurücktretendem
Rinn und schräge gestellten Zähnen; kleine oben eingedrückte
aufgestülpte Nase; dicke Lippen} Gesichtswinkel. /0 75 ,
Die übrigen Afrikaner oder Negér, die Neger Neuhollands
und des indischen Archipels- oder Papus.
5. Die m alay iseh e Race.
Braune Haut; schwarzes, weiches, lockiges, reichliches Haar;
massig schmaler Schädel; krummgewölbte Stirn; massig vorragender
Oberkiefer; stumpfe, breiteNase; dicke Lippen; grosser Mund.
Zu dieser gehören die braunen Insulaner der Südseé, der
Sundainseln, Molukken, Philippinen, Marianen und die Malayen
des festen Landes Malacca,
Es würde unstreitig weit zweckmässiger sein, diese Racen
als constante und extreme Formen der Variationen entgegenzustellen,
als alle jene Völker in diese Racen vertheilen zu wollen.
Diess ist unmöglich, und die Wissenschaft erfordert auch
keine solche Vertheilung. Der Versuch dazu führt aber unvermeidlich
zum Willkübrlichen. Die tartarischen und finnischen
Nationen werden immer eine unbekannte Stellung in Beziehung
über die Sinnenzone und den Fresslheil des Schädels^ ln der Antike ist
dieser W in k e l zur Erzielung eines edlern Ausdrucks bis zum-rechten u n d
mehr übertrieben und daher in diesem Punkte gleichsam das kindliche
Yerhältniss auf den Erwachsenen übertragen. Die Capacität des Schädels
für das Gehirn ist bei verschiedenen Menschenrnceii trotz aller
äussern Verschiedenheiten der Schädel nach Tiedemann’s Untersuchungen
gleich. S. Tiedemann, das H irn des N eg e rs m i t dem des E u ro -
p ä e r s u n d O ra n g - Üt ans v e rglichen. Heidelberg 1837. 4.
M tille r’s Physiologie, är Btt. lii. 5 9