
licli das gesunde für die nächsten eingerichtet. Es hatte also
das kranke Auge bei seiner Weitsichtigkeit doch keineswegs das
Vermögen der innern Einrichtung ganz, eingebüsst. Auch war
trotz der sehr weiten Pupille, die Fähigkeit zur Bewegung der
Iris in dem tranken Auge nicht ganz verloren gegangen. Das
kranke- Auge sah willkührlich bald in der Nähe, bald in der
Feme deutlicher, und bei dem Blick in,die Ferne war die Iris
fast ganz zurückgezogen, bei dem wi|lkübrlichen Blick in die
Nähe verengerte sich wieder die Pupille liftn. etwas,durch Contrac-
tion der Iris. Sahen beide Augen gleichzeitig, so waren in der
Hegel Doppelbilder vorhanden uud zwar war bald das Spectrum
des gesunden, bald das des kranken Auges deutlich, je nachdem
der gemeinschaftliche Nisus, das Object in die Accomodation des
deutlichen Sehens des einen oder andern Auges brachte. Wenn das
kranke, weitsichtige Auge sich für das deutliche Sehen der nahen
Gegenstände mit Anstrengung einrichtete, waren die Bilder fast
um | des Natürlichen kleiner, während die undeutlichen Nebenbilder
des gesunden Auges, das unter' diesen Umständen nur
dicht vor ihm selbst deutlich sah, ihre natürliche-Grösse beibehielten.
Sieht man von den bisher erörterten Hypothesen ab, so
würden noch diejenigen übrig bleiben, welche die Ursache, der
Accomodation im Innern des Auges und zwar in Veränderung
der Stellung oder Convexität der Linse durch den Ciliarkörper
oder die "Zonula suchen. Obgleich sich diese Hypothesen nicht
gerade widerlegen lassen, so lassen sie sich auch nicht geradezu
beweisen, und das ist überhaupt der Stand der Frage, dass sich
nämlich die Erscheinungen als auf verschiedene Weise möglich
erklären lassen, dass aber die Richtigkeit irgend einer Erklärung
nicht vorliegt. Unter diesen Umständen, dürfte es zweckmässiger
seyn, einige wichtigere Facta hervorzuheben, welche, in keiner
der erwähnten Erklärungen bekannt geworden, und zwar nicht
über dieUrsachen des Vermögens Aufschluss geben, doch über seinen
innigen Zusammenhang mit andern Erscheinungen unterrichten.
Die Untersuchungen, welche ich im Jahre 1826 über Doppeltsehen
und Einfachsehen anstellte, führten mich zugleich auf den
innern Zusammenhang zwischen den Bewegungen des Auges zur
Accomodation und den Bewegungen der A.uge.n oder Augenachsen
selbst, einen Zusammenhang, der ebenso innig-ist wie derjenige
zwischen der Accomodation und den Bewegungen der Iris
und derjenige, .zwischen den Bewegungen der Iris und den Bewegungen
der Augenachsen. Fast Alle, die über die inneren Veränderungen
des Auges . für das deutliche Sehen in verschiedenen
Fernen geschrieben, haben diesen wichtigen Umstand,übersehen.
P ortebfield war der einzige ältere Forscher, wie V olkmann
zeigt, dem diese Erscheinungen bekannt waren. -
So wie die Iris sich mit der Stellung der Augen n^ch innen
constant verengert, mit der Stellung nach aussen oder in parallele
Richtung erweitert, so tritt bei der Stellung dpr Augen nach innen
unwillkührlich die Accomodation des Auges für das Deutlichsehen
der Nähe ein, und mit der Entfernung der Sehachsen hin-
Wieder bis zum Parallelismus ändert sich auch die Accomodation
des Auges für das Fernsehen bis zum Deutlichsehen in die weiteste
Ferne. Es ist bekannt, dass man einen Gegenstand deutlich
sieht, wenn man ihn fixirt, d. h. wenn man beide Augenachsen
auf ihn richtet, aber es ist ebenso Thatsache, dass ein Gegenstand
undeutlich gesehen wird und dass das Accomodationsvermögen
dann verloren wird, wenn er ausser den Sehachsen liegt, selbst
wenn die seitlichen Theile der Netzhaut sonst scharf sehen würden.
Die falsche Stellung der Augenachsen bedingt eine fälsche
Accomodation, die falsche Accomodation bedingt die falsche Aü-
genstellung und beiderlei Bewegungen sind durchaus in einer gewissen
Grenze aneinander gebunden. Wird die Accomodation
beim Sehen eines Gegenstandes für eine grössere oder geringere
Ferne genommen, so erscheint er auch doppelt, d. h. dann vereinigen
sich die Augenachsen nicht in ihm.
Ist z. B. a das Object, in welchem
sich die Augenachsen vereinigten und sucht
man es - undeutlich zu sehen, nidem man
die Aecomodation für den imaginären Gegenstand
d eintreten lässt, so werden auch
sogleich die Augen auf d gerichtet, daher a
doppelt gesehen wird, indem es für A in
b, für B in c erscheint. Diese Doppelbilder
von a sind so undeutlich als es die
für das fernere d eingerichtete Accomodation
zulässt. In dem Mass als die
Accomodation für d sich der Aecomodation
für a annähert, in demselben
Mass werden auch . die Doppelbilder
nicht allein deutlicher, sondern auch
einander genähert, bis sie -bei der Accomodation
für a zusammenfliessen, indem
die Augenachsen dann in a sich
kreuzen. Von. den Doppelbildern gehört h dem entgegengesetzten
Auge- z/, e dem entgegengesetzten Auge B an. Daher verschwindet
b, wenn das. Auge A geschlossen wird;- und. c, wenn
das Auge B geschlossen wird. Jedesmal liegen die Doppelbilder
auf-der entgegengesetzten Seite, wenn die Accomodation für eine
hinter dem Gegenstand a liegende Ferne erzwungen wird. Ist hingegen
d der Gegenstand, auf welchen die Augen gerichtet sind,
und erzwingt man eine Accomodation für den imaginären Punct a, so
wird der Gegenstand d nicht allein undeutlich, sondern auch doppelt,
denn die Augenachsen richten sich mit der Accomodation
für a, auch unwillkührlich auf a ■ fliegt dann seitwärts der Augenachse
Ab und seitwärts der Augenachse Bc, erscheint daher doppelt
und undeutlich. Mit dem Grad derUndeutlichkeit nimmt die Entfernung
der Doppelbilder zu. Die Doppelbilder liegen in diesem Falle
auf derselben Seite, mit dem Auge, dem sie angehören, d das Doppelbild
von Ay liegt von a ab auf der Seite des Auges A, das Doppelbild
von d für ß , liegt vom einfachen a ab, nach der Seite von'B,
wie die Zeichnung erweisst.