
nerer Stimulus im Gehirn zu coordinirten Saugbewegungen vorhanden,
und selbst der Kopf eines enthaupteten Kätzchens zeigt,
wie Mayer beobachtete, nach an dem in den Mund gehaltenem
Finger noch Saughewegungen.
III. Capitel. Von den O rtsb ew eg u n g en .
Es gieht viele Thiere, die mit einem Theile ihres Körpers
festsitzend oder liegend der Ortsbewegung grösstentheils ermangeln
und nur eine relative Ortsbewegung einzelner Theile ihres
Körpers haben.
Im ersten Falle befinden sich die zusammengesetzten Eingeweidewürmer,
wie Coenurus cerebralis, dessen Würmchen
durch eine gemeinsame Blase verbunden, auf dieser sich nur erheben
und sich zurückziehen können. Ferner gehören dahin
die zusammengesetzten Polypen, deren Ortsbewegung sich auf
Hervorstrecken und Zurückziehen des Polypenkopfes und seiner
Arme in den Kelch des Polypen beschränkt. Auch die Seefedern,
von, denen man lange glaubte, dass sie sich frei im Meere
bewegen, stecken im Boden gleich den Veretillen und nur ihre
einzelnen Polypen können sich entwickeln und zurückziehen.
Einflüsse, welche auf einzelne Polypen des Stammes wirken, veranlassen
auch nur das Zurückzichen der einzelnen Polypen.
R app über die Polypen. S. 8. Doch hat R app auch am Stamme
der Veretillen träge Krümmungen beobachtet. Ein Veretillum,
das R app, in den Canal von Cette warf, pflanzte sich in den Boden
ein. Den Bau und die Lebensverhältnisse des Stammes kennt
man noch nicht von mehreren Polypen gleich gut. Der Stamm
der Sertularien enthält einen Canal, in welchem nach den Beobachtungen
von Meyen und L ister abwechselnde, aufwärts und
wieder abwärts gehende Strömungen des Saftes stattfinden. Nach
L ister hängt der Canal des Stengels mit dem Magen zusammen
und ebenso die Strömungen beider, was Meyes läugnet. L ister
phil. Trans. 1835. 2. In der Achse des dicken Polypenstammes
von Veretillum verlaufen nach Rapp 4 gerade Canäle,
die mit queren Muskelfasern umgeben sind; sie sind mit
Seewasser gefüllt. Die Mundhöhle jedes einzelnen Polypen führt
in einen braunen engen Canal, der sich in die durchsichtige,
über einen Zoll lange Röhre des Polypen öffnet. Diese ist der
Magen; sie setzt sich im Hauptstamme in einer Zelle fort, welche
mit den in der Achse verlaufenden Canälen zusammenhängt.
Die 4 Canäle des Stammes öffnen sich am untern Ende mit 4
Oeffnurigen; üherdiess hängen die Canäle durch kleine Löcher
mit der schwammigen Substanz des Hauptstammes zusammen.
Noi>. Act. Nat. Cur. XIV. 2. 650. In welchem innern Zusammenhänge
die selbstständigen Bewegungen der einzelnen Polypen zu
den trägen Krümmungen des Stammes von Veretillum stehen, ist
noch nicht recht klar geworden, wie denn überhaupt die Aufklärung
des physiologischen Zusammenhanges zwischen den Polypen
und ihrem Stamm eine der verwickeltsten Aufgaben ist. Zufolge
E hrenberg’s Untersuchungen, der hier so viel beobachtet hat,
ist „der Corallcnhau weder ein blosser Bau vieler willkühr-
lich vereinter Thiere, noch ein einziges vielköpfiges oder einfach
gespaltenes Thier, noch ein Pfla'nzenstamm mit Thierblii-
then, ‘ sondern ein Familienkörper, ein lebender Stammbaum, dessen
einzelne auf den Urahnen fort und fort entwickelte Thiere
in sich abgeschlossen und der vollen Selbstständigkeit fähig sind,
ohne sie seihst herbeiführen zu können.“ E hrekberg, die Corallen-
thiere des rotheri Meeres. Berlin 1834. p. 27.
Die Armpolypen sind theils der freien Ortsbewegung fähig,
Avie die Hydren, theils festsitzend, wie dié Corynen. Unter
den Annularien gieht es einzelne, welche einer freien Ortsbewegung
ermangeln, wie die in Köchern lebenden Serpulen. Unter
den Mollusken leben die Tubulibranchien, wie die Vermetus,
Siliquaria, in festsitzenden Röhren. Auch die Ostreaceen unter
den zweischaligen Muscheln, theils mit ihrer Schale an Felsen
festsitzend, theils frei, verändern in beiden Fällen kaum den Ort,
und ihre Bewegung beschränkt sich auf das Schliessen der Schale,
die durch das elastische Schlpssband von selbst geöffnet wird.
Andere dieser Familie, wie die Pinnen, heften sich mit dem aus
dem Fussrudiment kommenden Byssus an feste Körper und bedienen
sich des Byssus, wie Cuvier sich ausdrückt, zum Anker,
Auch die Mytiiacéen bedienen sich ihres längern Fusses mehr
zum Anheften des Byssus, als zum Kriechen. Andere Muscheln
bedienen sich des Fusses zum Kriechen, wie die Anodonten, Unionen
u. A. Die Ascidien sind an Felsen geheftet und ermangeln
aller Ortsbewegung. Ihre willkührlichen Bewegungen bestehen
nur im Ausspritzen des Wassers aus der dazu bestimmten Mündung
des Mantels. Unter den zusammengesetzten Ascidien sitzen
die Botryllen auf Körpern auf, zu sternförmigen Massen vereinigt.
Cuvier bemerkt, dass,' wenn man eine Mündung eines einzelnen
Thiers reize, sich nur ein Thier zusammenziehe, wenn man das
Centrum reize, alle sich contrahiren. In derselben Abtheilung
bilden die Pyrosomen zusammengesetzte Mollusken, die zu einem
hohlen, an einem Ende offenen Cyhnder vereinigt sind. Sie sind
* frei im Meere, und man sagt, dass diese Cylinder durch die gemeinschaftlichen
Zusammenziehungen aller einzelnen Thier eben
umherschwimmen. Cuv. regne animal. Das Nähere einer physiologisch
so merkwürdigen Erscheinung ist unbekannt. Das Erlöschen
der Phosphoresenz von einem einzigen verletzten Theile
des Cylinders aus spricht allerdings auch für eine gemeinschaftliche
Action dieser Wesen. Die zusammengesetzten Polypen bieten
uns von einem so merkwürdigen Verbältniss kein Beispiel
dar. Mehrere Thiere sehr verschiedener Ciassen sind während
eines Theils ihres Lebens frei, während des andern festgeheftet.
Einige sind in der ersten Zeit festgeheftet, später frei; dahin gehören
nach E hrenberg’s Beobachtungen die Vorticellen. Sie
sitzen zu Vielen durch Stiele an gemeinsamer kriechender Wurzel.
Später theilt sich der Körper des Thierchens-in 2, Welche
sich von dem Stiele trennen, der nun die frühere Beweglichkeit,
sich zusammenzuziehen und auszudehnen, verloren hat. Vom
Müller’s Physiologie, 2r ßd, i. S