
Farbe, violet, die gleichartigen Strahlen b', b’, b' in derselben
Farbe, blau, die gleichartigen c 'yc , c’J in derselben Farbe, grün
und so Andere wieder gelb-, orange, roth. Violet und Roth liegen
an den entgegengesetzten äussersten Grenzen des1 Farbenbildes,
indem das violette Licht die grösste, das rothe die geringste
Brechbarkeit hat. Die Farben werden aber nur dann gesehen,
wenn das Bild in gehöriger Entfernung vom Prisma aufgefangen
wird. Z. B, in der Entfernung y , wo die von einander sich entfernenden
Strahlen a b ' , c' sich nicht mehr decken. Wird aber
das Bild näher dem Prisma aufgefangen,- z. B. in x , ,tso decken
sich im mittlern Theile des Bildes die ungleichartigen Strahlen
a\ b', c, in diesem Falle erscheint der mittlere Theil des Bildes
weiss, und nur das obere und untere Ende farbig, je näher dem
Prisma das Bild aufgefangen wird, um sö weniger haben sich die
ungleichartigen Strahlen gesondert, und unter diesen Umständen
ist der mittlere weisse Theil des Bildes um so grösser, der farbige
Saum aber um so kleiner. , ;
Diess führt zu dem Schluss, dass das Weisse dann gesehen
werde, wenn dieselben Stellen eines Körpers ungleichartige
Strahlen aller Art zugleich erhalten, und ins Auge werfen, dass
hingegen die Farbe dann erscheine, wenn das gleichartige Licht
einer Art den Eindruck hervorbringt, mit anderen Worten, dass
das weisse Licht aus den verschiedenen Farben zusammengesetzt
sei, ^welche zusammen weiss geben, durch brechende Mittel aber
wegen ihrer verschiedenen Brechbarkeit zur Sonderung gebracht
werden.
Diese Schlussfolge wird darin bestätigt, dass sich die farbigen
Lichter wieder zu Weiss vereinigen lassen.
1. Wenn das farbige Licht hinter dem Prisma mit einem
Sammelglase aufgefangen wird, so werden die farbigen Bilder an
bestimmter Stelle wieder in ein weisses vereinigt, während hinter
dieser Stelle die Farben abermals gesondert fortgehen..
2. Dasselbe wird erreicht, wenn man das Sonnenlicht durch
•lytei„Prismen von .gleichem brechendem Winkel und entgegengesetzter
Stellung durchgehen lässt. In diesem Falle hebt dürch
Brechung In entgegengesetzter Richtung, das zweite Prisma die
Wirkung « des ersten auf, und das Bild kann nur weiss erscheinen.
h ! >i 3. Durch Vereinigung den, durch das Prisma erzeugten, farbigen
Lichter, vermittelst eines Hohlspiegels in einem Puncte, in-
!dem man die Strahlen schief auffallend nach unten reflectiren
lässt.; Eine an diesem Puncte ‘aufgestellte , weisse Tafel, zeigt
statt«-dfer'Farben.ein!farbloses' Sonnenbild. -
ü : : Die diopfrischen• Farben kommen, Widwohl schwächer, auch
bei der Apwendüng: der Linsengläser, statt «der Prismen., als regenbogenfarbige
Säume der; «Gegenstände/'vor. -Eine Linse kann
als-ein Prisma betrachtet werden, dessen brechender Winkel gegen
den Rand der Linsè zunimmt, und bei welchem die Zerlegung
dès Lichtes nicht bloss«,.««wie beim Prisma, nach oben und unten,
sondern in allen Richtungen .vorn Centrum nach der Peripherie
zu geschieht; Die farbigen Säume sind «um so stärker, je; mehr
das Bild von der Vereinigungsweite «entfernt ist.
Der Gebrauch des« Wortes. Strahlen, bei Darstellung- der New-
Ton’schen Farberitheorie hat bei Einigen die unstatthafte Vorstellung
veranlasst,-als wenn,' «zufolge dieser,Theorie, jeder Strahl des
weissen Lichtes aus mehreren Strahlèn farbigen Lichtes,«gleich wie
aus seinen Elementen zusammengesetzt sei. Man muss vielmehr
Bei einer fehlerfreien Auffassung, der Resultate, welche aus den
•lSrEWTON-schen Entdeckungen folgen /! auf das Sehorgan zurückgehen,
« .welches bei dem Phänomen der Farben und des Lichtes
mitwirkt. • Bekanntlich ist die Nervenhaut des Auges aus den Enden
von ausserordendlich vielen Nervenfasern wie « eine Mosaik zusammengesetzt.
Jede Papille dieser Mosaik « stellt den kleinsten
elementaren Theil des' Sehorganes dar, welcher einer Empfindung
fällig ist. , ^ .7 _ n ‘ _ ,
So lange verschiedenfarbiges Liebt auf diese Mosaik des Sen—
organes so fällt, dass von den-Elementartheilen der Nervenhaut
jeder gleichartiges Licht erhält, nämlich a von blauem, b von
gelbem, r von rothem Licht beschienen wird, so lange werden
auch diese farbigen Eindrücke als nebeneinander existirend empfunden.
Wenn, aber dieselben Netzhauttheilchen von allen Hauptfarben
zugleich beleuchtet werden, so dass dieselbe.Netzhautpapille
roth, gelb und blau zu sehen bestimmt wird, so wird wèder das
eine ^och das andere, sondern ein gemischter Eindruck weiss
gesehen. Und dieses ist es, welches aus de» NEWTOifschen Erfahrungen
allein gefolgert werden kann. Also gleichzeitiger Eindruck
aller Farben auf demselben «Theilchen der Netzhaut-bringt
den Eindruck des Weissen hervor. . ' y _
N ewton nahm ohne hinreichenden Grund sieben dioptrische
Farben an, in welche das weisse Licht durch Brechung zerlegt werde,
und zu lange blieb mari bei dieser willkürlichen Annahme, welche
nicht erst durch T. Mayer und G oethe hätte verbessert werden
sollen. Es giebt nur drei Hauptfarben, aus denen sich alle übrigen'
durch Mischung erklären, das Gelbe, das Blaue, das Rothe.
Zwischen Gelb und Blau « steht Grün und entsteht durch deren
Müller’s Physiologie« ?r Bd, II. 20 v