
Das Gehörknöchelchen ist die Steigbügelplatte, welche in einen
mehr oder weniget langen Stiel auslauft (Columeila). Dieser
und die Fenster sind von Muskeln und Haut bedeckt. Schlangen,
auch Chirotes, Lepidosternon und Amphisbaena.'
b. Beschuppte Amphibien mit Trommelhöhle und Eustachischer
Trompete.
Die Columeila der vorigen, ihr Ende ist an das Trommelfell
durch eine faserknorpelige Masse befestigt. Schildkröten, Cröco-
dile, Eidechsen. Auch die fusslosen mit Augenliedern versehenen
Eidechsen, Bipes, Pseudopus, Ophisaurus, Anguis, Acontias. Siehe
J. Mueller in T iedemann’s Zeitschrift 4. 2. Bei den meistert ist
das Trommelfell aussen sichtbar, bei einigen der letzteren von der
Haut bedeckt.
D. Vög.el.
Das Gehörorgan der. Vögel gleicht in den mehrsten Puncten,
so im Bau der Trommelhöhle, der Columeila und der Schnecke
demjenigen der Crocodile und Eidechsen. Die 'Trommelhöhle
führt den Höhlungen der Kopfknochen Luft zu, wodurch der
Umfang der resonirenden Wände vergrössert wird. Die Schnecke
ist nicht gewunden, und ein. fast gerader blind: geendigter Canal, der
durch eine sehr feine membranöse Scheidewand in zwei Gänge
getheilt ist, die Scala tympani und Scala vestibuli. Die Scheidewand
ist in einem Knorpelrahmen ausgespannt, der nach dem
Ende sich wieder schlauchförmig umbiegt, und sich zur Lamelle
der Scheidewand, wie der Schuh des Pantoffels zur Söhle verhält.
Die Wölbung dieser Flasche wird durch eine gefässreiche in
Querrunzeln gelegte Gefässhaut über die ganze Länge der Schnecke
fortgesetzt. Diese Runzeln.sind es, welche Treviranus für isolirte
Claviertastenartige Blätterchen (?) zuerst beschrieben. Im Alveus
communis caualium semicircularium und der Flasche der Schnecke
befindet sich ein crystallinisches Pulver von kohlensaurem Kalk.
Siehe W indischmann a. a. O. Vergl. Huscuke in MUELI- A rchiv.
1835. 335. Breschet Ann. d. sc. nat. 1836.. M u e l l . Archiv.
1837. LXIV.
E . S ä u g e t h i e r e .
Das Gehörorgan der Säugethiere unterscheidet sich im Wesentlichen
nicht vom Gehörorgan des Menschen, und die Unterschiede.
der Einzelnen sind meist nicht von solcher physiologischen
Wichtigkeit, dass sie hier erwähnt werden dürften. Die
Schnecke ist immer gewunden, und besitzt eine um die Spindel
laufende theils knöcherne, theils häutige Spiralplatte, *nur die
Schnecke des Schnabelthiers und der Echidna gleicht in allen
Beziehungen derjenigen der Vögel. Die knöcherne Trommelhöhle
vieler Säugethiere stellt eine grosse Knochenblase dar, die meist
von dem Os tympanicuin, gebildet wird. Bei Vielen setzt sich
die Trommelhöhle in andern angrenzenden Knochen fort. Siehe
H agenbach die Paukenhöhle der Säugethiere. Basel. 1835. Bei einigen
giebt es auch eine obere Trommel, indem das Felsenbein
blasenartig nach oben und hinten heraustritt, wie hei den Pede-
tes, Dipus, Macroscelides. Auf diese Weise werden die resonirenden
Räume vergrössert. Die Cetaceen und das Schnal*elthier
haben kein äusseres Ohr, die Eustachische Trompete der Delphine
öffnet sich in die Nase, und der äussere Gehörgang der ganz im
Wasser lebenden Säugethiere ist ausserordentlich enge.
Ueher die feinere Ausbreitung der Nerven in der Schnecke und
Treviramus und Gottscre’s Beobachtungen siehe oben B. I. 3. Aufl.
p. 610. So wie die Nervenfasern in der Schnecke sich aüf der Spiral-
platte ausbreiten, um von zwei Seiten von Labyrinthwasser umgeben
zu seyn, so breiten sie sich auch in den Ampullen nach Steifensands
Entdeckung' (Muell. Archiv. 1835. 171.) „Auf einem Vorsprunge
aus, der aber die Ampulle nicht ganz durchsetzt, sondern
bloss hineinragt. In der Ampulle der Säugethiere befindet sich der
Ausbreitung des Nerven entsprechend ein querer Wulst als unvollkommenes
Septum. Bei den Vögeln hingegen befindet sich auf diesem
Septum ein oberer und unterer knopfförmig endigender freier Schenkel,
so dass das Ganze ein Kreuz darstellt, dessen quere Schenkel
arigewachsen, dessen senkrechte Schenkel frei sind. Bei der
Schildkröte hat da$ Septum als Wulst in der Mitte bloss einen
erhabenen Umbo. Das Septum der vordem Ampulle steht schief
auf der Wand der Ampulle und hat nicht den Umbo, in der
äussern Ampulle ist nur die eine Hälfte des Septum vorhanden.
Beim Crocodil und den Eidechsen ist die äussere Ampulle, wie
bei der Schildkröte; die anderen haben die kreuzförmige Bildung
im Innern. Das Septum der Fische ist eine wulstige Querfalte.
Alle akustischen Vorrichtungen am Gehörorgan sind nur Lei-
tungsüpparate, wie am Auge die optischen Leitungsapparate:des
Liehtes sind. Da alle Materie Schallwellen leitet, so muss das
Hören schon unter den einfachsten Bedingungen möglich seyn,
denn' alle materiellen Umgehungen des Hörnerven müssen nun
einmal den Schall leiten. Beim Auge war eine gewisse Constru-
ction nothwendig, die Lichtstrahlen oder Wellen so zu dirigiren,
dass sie dieselbe Ordnung auf dem Nerven annehmen, wie sie
vom Object ausgehen. Beim Gehörsinn fällt diess weg. Alle
Medien leiten die in der Direction wie in der Zeitfolge verschiedensten
Schallwellen trotz der mannigfaltigsten Kreuzungen
ungestört; wo immer diese Wellen das Organ und seinen Nerven
treffen, müssen sie zur Perception kommen. Die ganze
Ausbildung des Gehörorganes kann daher bloss in der E rle ic h te
ru n g der Leitung und M u ltip lic a tio n der Wellen durch
Resonanz beruhen und in der Thät lassen sich alle akustischen
Apparate des Gehörorganes auf diese beiden Principien zurückfuhren.
Zum Hören an und. für sich sind also weder Trommelfell,
noch Gehörknöchelchen, noch Schrtecke, noch halbcirkelförmige
Canäle, noch selbst Vestibulum und Labyrinth Wasser nöthig. Daher
alle diese Theile auch fehlen können. Das Gehörorgan der
Wirbellosen ist schon auf ein blosses Bläschen reducirt und bei
vielen Wirbellosen wird selbst dieses vermisst und es scheint der