
Labiales, Dentales, Gutturales, Linguales, ist bis auf den einfachen
Unterschied der Mund- und Nasenlaute, Orales und Nasales, fehlerhaft,
• indem hier Laute Zusammenkommen, welche nach den
physiologischen Principien zum Theil ganz verschieden sind;
überdiess wirken bei den meisten Lauten mehrere Theile des
Mundes zugleich mit. Der Unterscheidung der Mutae, auch
der Liquidae liegt etwas Richtiges zu Grunde, aber die Anwendung
ist fehlerhaft gewesen. Selbst die Eigenschaften der
Vocale im Gegensatz der Consonanten sind nicht hinreichend
gewürdigt worden. Durchgängig setzt man ihr Wesen darin,
dass sie nicht stumm und blosse Geräusche wie die Consonanten
sind, sondern im Stimmorgan ursprünglich angegeben,
im Munde aber modificirt werden. Der Unterschied- der Vocale
von den Consonanten ist indess weit geringer; denn alle Vocale
lassen sich stumm, als blosse Geräusche, so gtit wie die Consonanten
angeben und als blosse Geräusche deutlich unterscheiden,
wie es jedesmal beim leisen tonlosen Sprechen, Vox clandestina,
geschieht; die lauten Vocale entstehen also bloss durch Mittönen
der Stimme. Aber auch eine ganze Classe von Consonanten kann
sowohl stumm als blosses Geräusch, wie auch mit Mittönen der
Stimme angegeben werden, wie wir bald sehen werden. Der
Unterschied der Vocale und Consonanten 'ist dem Wésen nach ein
ganz anderer. Ein Hauptfehler bei mehreren Versuchen einer an-
türlichen Eintheilung der Laute war, dass ; man auf ihre mögliche
Bildung als Geräusch ohne Ton bei der Vox clandestina zu wenig
Rücksicht nahm. Man muss <• vielmehr, um die Eigenschaften
der Laute ihrem Wesen nach zu erkennen, vom leisen tonlosen
Reden, Vox clandestina, ausgehen und dann untersuchen, welche
der stumm anzugebenden Laute auch mit Ton modificirt hervorgebracht
werden können. Hiebei kömmt man auf zwei Reihen
von Lauten, eine, deren Glieder hur stumm und der Verbindung
mit der Stimme ganz unfähig sind, eine andere, deren Glieder
zwar stumm, angegehen werden können, aber auch der Verbindung
mit der Stimme fähig sind. Eine andere wichtige Unterscheidung
der Laute ist die, ob sie bei plötzlich sich ändernder
Mundstellung nur einen Moment angegeben werden können
und keiner Verlängerung, so weit der Athem reicht,, fähig sind
(Strepitus incontinuus, explosivus), oder ob sie, indem die Stellung
der Mundtheile durchaus verharrt, ad libitum, unff so lange der
A.them reicht, verlängert werden können (Strepitus continuus).
Alle Geräusche der ersten Art sind keiner gleichzeitigen Verbindung
mit Stimmton (Intonation) fähig und absolut stumm; fast
alle Consonanten der zweiten Art können mit Intonation verbunden
werden. Hiedurch entstehen eigenthümliche Modificationen,
während hingegen die absolut stummen Consonanten mit Strepitus
e«plosivus inco'ntinuus durch Verbindung mit einer Aspiration,
Hauch, einer Umwandlung fähig sind.
Schriften üher die Sprache: J. W allis de loquela s. sonor um
formatione'in C. Amman, Swdus loquens, Lugd. Bat. 1727. Kratzenstein
tentamen resohmdi problema ab Acad. Sc. Peirop. 1780
propos. Petrop. 4. R empele n, Mechanismus der- menschlichen Sprache
nebst der Beschreibung seiner sprechenden Maschine. fVien 1791. 8.
R eitter’s Methodenbuch zum ' Unterricht für Taubstumme. Wien
1828. Rudolphi, Physiologie. Chladni in Gilb. Ann. .1824. St. 2.
C. Mayer in Meckkl’s Archiv f . Anat. u. Physiol. 1826. R.
S cuulthess, das Stammeln und Stottern. Zürich 1830. 8. R. W illis.
in P oggenp, Ann. XXIV. Heusinger in seiner Ausgabe von
Magendie’s Physiologie. P urkinje, Badania w przedmiocie fizyolo-^
gii mowy Ludzkiej., Krakowg 1836., 8. [Forschungen über die Physiologie,
der menschlichen Sprache. Krakau 1836.) •
A. S t u m m e s L a u t s y s t em d e r le i s em, S p r a c h e , Vq.x c l a n d e s t i n a .
, I. Stumme Vocale.
a, e, i, o, u, ü, und die Jïasenvocale. a, ü, oe, o.
Alle Diese Vocale lassen sich stumm, als blosse Geräusche deutlich
unterscheidbar aussprechen. Es ist hier die Frage, ob sie
als stumme Vocale mit ' den stummen Consonanten Übereinkommen,
oder physiologisch sich ganz davon.unterscheiden. Alle
stummen, Consonanten entstehen bloss- im Ansatzrohr vor dem
Stimmorgan, oder in Mund- und Nasenhöhle als Geräusche der
durch, den auf verschiedene Art mpdificirten, Canal dürchströmenden
Luft. Die stummen Vocale verhalten, sich aber, ei-
nigermassen verschieden; , denn wenn auch die Stimme dabei
nicht, tönt, so liegt doch die erste Ursache des stummen, Vo-
cales. nicht, im . Munde, sondern in der Stimmritze, wie man
durch; Versuche an, sich bald finden wird.. Das Geräusch zur
Bildung eines stummen Vocals entsteht, wie es scheint, beimVor-
beiströmen der Luft an den, nichttönenden Stimmbändern selbst.
Es ist dasselbe Geräusch,, wie man es in der Stimmritze auch
bei geschlossenem Mund und offener Nase hervorbriogen kann,
wenn man durchaus allen Ton vermeidet. Durch. die verschiedene
Gestalt, des Mundrohrs bei'offenem Munde, wird dieses Geräusch
so modificirt, dass es als stummes af_e, i, o, u tönt..
Die Gestalt des Muudcanals ist bei den stummen Vocalen
ganz dieselbe,, als bei, denselben, Vocalen,. wenn sie laut gespro-
chen werden; der eipzige Unterschied ist im letztem.Fall, dass
statt des Geräusches, an der Stimmritze ein wirklicher Ton angegeben
wird;. K ratzenstein und K empelen haben gezeigt,, dass
die Bedingungen zur Umwandlung eines und desselben Tons in
die verschiedenen Voqale in der Weite zweier Theile,. des Mund-
Canals, und der Mundöffnung, liegen, und ebenso ist, es bet den
stummen Vocalen. Unter Mundcanal versteht Kempelen liier den
Raum zwischen Zunge und Gaumen; bei gewissen Vocalen ist die
Mundöffnung Und der Mundcanal: weit, bei anderen beide eng, bei
anderen das eine weit, das andere eng-. Stellt man sich mit K empelen
in der Weite des Zungen- und Mundcanals 5 Grade vor, so ist bei
die Weite der Mundöffnung 5,
4,
3,
2,m
die Weite des Mundcanals 3.
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